Das wars dann wohl mit uns?

Paartherapie alles Wissenwerte

Ein Jahr lang haben mein Partner und ich an dem Wir gearbeitet. Gehofft. Gezweifelt. Und? Gewonnen oder verloren? Vor über einem Jahr haben mein Freund und ich für uns gemeinsam eine Paartherapie aufgesucht. Warum? Weil es zwischen uns irgendwie nicht mehr schön war. Es gab viel Streit. Wir hatten viele unterschiedliche Erziehungsansätze und konnten den anderen mit seiner Meinung nicht stehen lassen. Wir haben uns aneinander gerieben und zwar richtig abgerieben. Mir kam der Vergleich eines Felsbrockens der zwischen uns stand. Jerder von uns beiden hat sich bis zur Erschöpfung an diesem harten Stück abgerieben. Keiner von uns kam weiter, weil keiner Kompromissbereit schien.

Einen Vorteil hatten wir zwei jedoch: wir liebten uns nach wie vor. Sobald wir ohne Kinder oder uns auf neutralem Boden begegneten war alles bestens. Der perfekte Zeitpunkt für eine Paartherapie.

Wir gingen jedoch nicht mit der besten Grundstimmung hinein. Ich sah uns schon die Kinder aufteilen. Er hatte überhaupt keine Erwartungen an das Ganze. Obwohl dieses Thema und die Erfahrungen mit einer Paartherapie zunächst etwas sehr persönliches haben, muss ich immer wieder feststellen, dass es nichts anderes ist, als mit jemandem ins Gespräch zu kommen. Dort sitzt jemand mit einem offenen Ohr und moderiert das Gespräch zwischen den beiden Parteien. Gemeinsam bringt man viel ein. Lernt dazu. Erhält neue Ansätze und kommt richtig ins Gespräch. Also, so intensiv ich auch versuche den peinlichen Aspekt daran zu finden, kann ich ihn einfach nicht wirklich ausmachen.

Zu viel Gutes kann am Ende aus dieser Chance heraus wachsen. Ich persönlich habe mir immer gesagt, dass ich in meinem Leben nicht unglücklich sein will. Also? Habe ich die Sitaution am Schopf gepackt und etwas dagegen unternommen.

Paar sein vs. Konkurrenz

Nach einem Jahr stelle ich fest, dass wir gar nicht so unterschiedliche Ansätze hatten. Wir beide haben uns nur viel zu sehr als Konkurrenz gesehen anstatt als Freunde, die das gleiche Ziel verfolgen. Haben gegeneinander gekämpft, statt miteinander zu arbeiten. Immer wieder wollten wir dem anderen zeigen, wer schlechter dran ist. Wer mehr macht zu Hause. Dabei kommt es doch gar nicht darauf an. Jeder macht viel und jeder das, was er kann. Das kann wenig sein oder viel, aber wichtig ist doch anzuerkennen, dass der andere nicht mehr machen kann, als das, was er macht und ihm keine bösen Absichten zu unterstellen, denn SO beginnt der Teufelskreislauf.

Die Beziehung zu meinem Partner fühlt sich ganz anders an, als vor einem Jahr. Wir sind auf einem gemeinsamen Weg. Haben gleiche Ziele und wenn nicht, lassen wir dem anderen seine Meinung. Diese andere Ansicht fühlt sich nicht weiter als Angriff an die eigene Person an, sondern viel mehr als eben das, was es ist – seine Meinung.

Was wir auch lernen musste zu sehen, ist wie wichtig dem anderen manche Dinge sind und dies anzuerkennen lernen, statt abändern zu wollen. Den anderen sein lassen, wie er ist. Unheimlich schwierig, obwohl es so leicht klingt. Mir zum Beispiel sind Geburtstage sehr wichtig. Mein Partner verstand nie den Aufwand, den ich dort betreibe. Es nervte ihn richtig zu sehen mit welcher Energie ich an meine eigenen Grenzen ging für so einen Geburtstag bei dem alle auch mit weniger zufrieden sind. In diesem Jahr hat er mich aber einfach so genommen, wie ich bin. Hat das gemacht, was er konnte und STOPP gesagt, als es für ihn zu viel wurde. Er hat nicht mehr versucht mich zu ändern oder mir gar etwas versucht auszureden. Viel schöner noch: er hat anerkannt, was es mir bedeutet. Gestern hatten wir unsere letzte Sitzung. Unsere Beraterin hat uns gefragt, was wir denken, was wir beibehalten sollten, damit es weiterhin zwischen uns als Paar funktioniert. Diese Gedanken möchte ich für mich festhalten, weil sie mir viel bedeuten.

Was braucht es für eine glückliche Beziehung?


  • Ich habe zum Beispiel geantwortet, dass wir weiterhin, dass WIR an erste Stelle stellen.
  • Jede Entscheidung, die wir gemeinsam fällen ist keine Entscheidung gegen uns persönlich, sondern nur eine für das gemeinsame Wir.
  • Es ist kein persönliches Versagen, wenn wir unseren eigenen Weg nicht durchgesetzt bekommen.
  • Offen sein für den anderen Menschen und seine Meinung.
  • Er will uns nicht schaden oder seine Entscheidung einfach so durchsetzen. Jeder bringt etwas mit und man muss schauen, wo man sich treffen kann.
  • Vor allem auch mal den anderen Menschen sein lassen, wie er ist. Manche Handlungen des anderen gefährden aber in meinen Augen das gemeinsame Projekt Familie? Reden, zuhören, aber nichts unterstellen.
  • Kompromisse schließen. Ich fahre gerne in den Urlaub. Mein Partner nicht? Ein Jahr darf er entscheiden wohin die Reise gehen soll. Ein Jahr ich. Fühlt sich nicht gut an? Es ist fair und manchmal müssen wir loslassen lernen. Vielleicht ist ein Kurztrip auch mal schön und was genau fühlt sich an der Entscheidung eigentlich nicht gut an? Vielleicht doch eher das wir denken versagt zu haben, weil der andere die eigene Meinung nicht teilt? Akzeptieren lernen, wie der andere tickt. Wir können nur davon profitieren, je offener wir werden, desto mehr Chancen erhalten wir auf eine glückliche Zukunft.
  • Im Gespräch bleiben und sich öffnen. Nur so kann man den anderen bei Meinungsverschiedenheiten am Ende auch wirklich verstehen lernen.
  • Immer nur über die Sache im hier jetzt streiten und keine alten Konflikte mit reinholen.
  • Nicht kämpfen für etwas, sondern eine Situation/Meinung/Entscheidung miteinander gestalten.
  • Jeder macht das, was er kann. Alles andere ist keine böse Absicht, sondern nur das Ende von eigenen Belastungsgrenzen.
  • Den anderen sein lassen, wie er ist.
  • Eigenen Freiraum suchen. Zum Beispiel in Form von Hobbys.
  • Feste Paarzeiten vereinbaren. Mindestens einmal im Monat. Zum Beispiel jeden ersten Samstag im Monat.
  • Rituale schaffen

Und jetzt?

Fühlt es sich gut an. Er ist mein bester Freund. Ohne Wenn und ohne Aber. Ich mag ihn. Ich liebe ihn und bin gerne mit ihm zusammen. Ich bin dankbar für diese Chance, die wir erhalten haben und bin mir sicher, dass wir beide das Beste draus machen werden. Die Belohnung für all das ist eine gemeinsame Zukunft. Das ist doch was, oder?

Tags: Eltern Themen, Eltern und Paar bleiben, Paar sein, Partnerschaft

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Ich bin 34 Jahre jung. Mama von zwei Kindern. Einem Sohn (01/14) und einer kleinen Tochter (08/16). Gemeinsam leben wir am Stadtrand von Köln. Streifen durch die Wälder, kochen, backen und tanzen zusammen. Meinen Blog gründete ich an einem kühlen Februarmorgen im Jahr 2014, als ich nach der Geburt meines ersten Kindes wieder einmal dachte: "So wir mir, geht es sicherlich vielen anderen Eltern da draußen, wieso spricht denn keiner darüber?" In diesem Augenblick traf ich den Entschluss und offenbahrte meinem Partner: "Liebling? Ich blogge - jetzt!" und das war die Geburtsstunde meines Mamablogs. Schön, dass Du den Weg zu mir gefunden hast!
Vom Schein und Sein der Anderen 20 Gründe, warum unsere Kinder das Beste an meinem Leben sind

Comments

    • Linni
    • 3. Februar 2019
    Antworten

    Hallöchen,
    ich kann dich sowas von verstehen. Wir hatten auch nach 9 Jahren ein paar Probleme, die wir, wie ich dachte, niemals lösen können. Aber siehe da! Wir sind nun wieder glücklich vereint und genießen jede Sekunde miteinander!

    Ich wünsche dir einen schönen Sonntag!

    Liebst Linni
    http://www.linnisleben.de

    1. Danke, euch auch ?

    • Mamawerk
    • 1. Februar 2019
    Antworten

    Also schön das ihr nicht einfach die “Flinte ins Korn” geworfen habt. Ich wünsche euch einen tollen gemeinsamen Weg. Ich bin mit meinem Mann schon 20 Jahre zusammen. Auch bei uns gab es schon einige schwierige Situation. Aber wir haben schon immer gemeinsame Ziele und dafür schon immer hart gearbeitet. Lg

    1. Ich denke, wenn wir ehrlich zu uns sind, dann gibt es diese schwierigen Situationen immer und die wird es mit jedem anderen Partner immer geben, daher liegt es an uns, wie wir diese gesatlten.

      Ich danke dir für deine lieben Worte.

    • Hanna
    • 1. Februar 2019
    Antworten

    Oh was für eine schöne Geschichte!

    1. Vielen lieben Dank, Hanna. <3

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