Ist der Pflege geholfen, wenn von einer Million Pflegekräften 100.000 drei bis vier Stunden mehr arbeiten würden? Jens Spahn unser CDU-Gesundheitspolitiker gibt folgende Worte in die Welt, die ich auf Spiegel Online aufschnappen konnte: “Wenn von einer Million Pflegekräften 100.000 nur drei, vier Stunden mehr pro Woche arbeiten würden, wäre schon viel gewonnen”
Rein nüchtern betrachtet, was mir gerade zugegebenermaßen schwer fällt, fordert er dass eine gewissen Anzahl von Pflegekräften in der Woche drei bis vier Stunden mehr die Woche arbeiten. Viele haben ihre Stundenzahl reduziert, was ebenfalls zum aktuellen Pflegenotstand führe. Am Geld läge es nicht.
Ich habe mir vorgenommen das Berufsbild Pflege hier hin und wieder zu thematisieren, denn eins braucht der Beruf ganz sicher: Aufmerksamkeit und das nicht nur für die Pflege als Berufsbild, sondern für uns alle, denn wir, unsere Eltern oder im schlimmsten Fall Kinder werden irgendwann in den Genuss kommen “unterversorgt” zu sein. Wenn es so weiter geht, schlimmer denn je. Bereits jetzt sind die Zustände in Krankenhäusern oft schier untragbar.
SO jetzt geb ich meinen nicht mehr ganz so nüchternen Senf dazu.
Die Realität sieht wie folgt aus:
- Fakt ist! in vielen Heimen werden vor allem viele Pflegehilfen ausgebeutet in dem sie zwar wenig Stunden am Tag kommen, nämlich NUR über die akuten Stunden zum Beispiel dann wenn gewaschen wird, dafür aber öfter in der Woche da sein müssen. Diese Pflegekräfte mit diesem Stundenkonzept können schon gar nicht mehr arbeiten, weil sie beinah die ganze Woche da sind, was eine absolute Schweinerei in meinen Augen ist!
- Viele Pflegekräfte sind chronisch erschöpft, befinden sich in Kur oder im Burnout oder leiden an akuten Beschwerden, die es ihnen NICHT möglich machen regelmäßig zur Arbeit zur erscheinen. Durch die zu hohe Belastung fallen sie regelmäßig aus, was der Rest des Teams aufgrund eines eigentlich voll besetzen Stellenschlüssels mittragen muss. So fällt, ähnlich wie bei einer Dominokette, hintereinander immer mal jemand weg, denn Menschen haben Grenzen, auch Pflegekräfte!!!
- Oft geht man aus einem bestimmten Grund in Teilzeit, die sich lustigerweise aber nicht ganz nach den eigenen Kräften realisieren lässt, also auch hier arbeitet man schon von Haus aus mehr!
- Drei bis vier Stunden mehr die Woche? Ich würde behaupten, die hat jede Pflegekraft ohnehin schon drauf, denn wer kommt bitte mal rechtzeitig raus und das ist ein Trend der in den letzten Jahren drastisch zugenommen hat. Eine Stunde mehr am Tag ist ein Glücksfall. Aufschreiben darf man diese jedoch selten ohne Druck von oben zu bekommen. Überlastungsanzeigen schreiben ist auch gerne gemacht, wird aber auch schwer von oben reglementiert. Tja!
- Viele Pflegekräfte suchen sich neue Arbeit, weil sie dem Arbeitsmodell Pflege nicht mehr standhalten. Von den Mädels und Jungs, mit denen ich meine Ausbildung gemacht habe, ist bereits nur noch die Hälfte wirklich in der reinen Pflege tätig, der Rest hat sich bereits eine Alternative gesucht, WEIL es nicht mehr machbar ist. Selbst für SO junge Leute wie uns, also?
Die Lösung ist?
Die Lösung ist drei bis vier Stunden mehr die Woche zu arbeiten? ERNSTHAFT? Alleine dieses Jahr haben vier Mädels, die ich kenne der Pflege den Rücken zugewandt, WEIL ES NICHT MEHR GEHT.
Lieber Herr Spahn, ich fordere …
Sie müssen aufwachen, lieber Herr Gesundheitsminister ansonsten fahren sie den Karren immer weiter in den Sand. Ich fordere adäquate Lösungen kein Gewäsch, das Pflegende diskriminiert, denn genau das macht diese Forderung. Sie ist frech und so weit von der Realität entfernt, dass ich nicht Mal mehr weiß, ob SIE sich je mit dem eigentlichen Problem auseinandergesetzt haben!