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Kampf im Familienalltag

Das innere Kind persönliche Erfahrungen

Es ist hektisch. Um mich herum laufen die Kinder. Sind laut und hören nicht auf mich. Ich weiß, dass gleich irgendetwas umfallen wird oder kaputt gehen wird. Eigentlich müssen wir los. Ich habe für den heutigen Tag extra mehr Zeit eingeplant beim fertigmachen der Kinder, aber es nützt nichts. Wir sind schon wieder zu spät.

TICK. TACK. Mit jeder weiteren Minute merke ich, dass sich eine unkontrollierbare Unruhe in mir breitmacht. Ich werde nervös. PENG. Da ist es passiert. Die Kleine ist gegen die Tischkante gelaufen und das, obwohl ich es fünf Mal gesagt habe: “Ihr sollt nicht laufen in der Wohnung.”

Nun weint sie und mit jeder einzelnen Träne machen sich Kopfschmerzen in mir breit. Statt sie richtig zu trösten, werde ich immer unruhiger. Ich beginne laut zu werden. Genau im falschen Moment, denn das was die Kleine jetzt braucht ist Trost. Diese Tatsache löst in mir ein schlechtes Gewissen aus, weil ich weiß, was richtig wäre, aber ich stecke fest in meinem eigenen Dilemma.

Ich beginne immer lauter zu werden. “Wenn ihr jetzt nicht ruhig seid, dann dürft ihr nichts mehr gucken. Wir müssen los.” Ab jetzt spüre ich in mir nicht nur das Ticken der Uhr, sondern auch das immer weiter wachsende schlechte Gewissen, denn ich verhalte mich falsch. Aber, was soll ich tun? Ich stecke fest.

Mama steckt fest

Irgendwann einmal habe ich mir angelesen, wie ich in solchen Situationen handeln könnte, aber jetzt just in diesem Moment ist alles weg. Warum? Weil ich mich so schrecklich allein fühle. Schrecklich hilflos, weil wir ja losmüssen. Aber warte! Da ist es noch etwas. Das eigentliche Gefühl, das aus mir raus will.

Ich fühle, dass ich das nicht verdient habe. Diesen Stress. Dieses allein sein mit dieser Situation. Das ist es also, was ich wirklich fühle. Ich schaue meine Kinder an und sage es ihnen: “Ich habe das alles hier nicht verdient.”

Der Große weint weiter, weil er meine Unruhe spürt. Die Kleine weint, weil sie sich wehgetan hat. Ich weine fast, weil ich denke, was ein schrecklicher Tag und das nur, weil ich Mal irgendwohin wollte.

Irgendwie kommen wir irgendwann los, aber am Abend geht mir die Situation nicht mehr aus dem Kopf. Solche Situationen gibt es immer wieder. Diese, in denen ich denke oder manchmal auch sage, dass ich DAS NICHT VERDIENT HABE. Aber, was habe ich nicht verdient?

Meine Kinder sind Kinder. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Sie müssen lernen mich zu sehen, auf mich zu hören und sich ihren Platz in unserer Gesellschaft sichern. Sie auf diesem Weg zu begleiten ist meine Aufgabe. Es sind meine Kinder. Was nicht bedeutet, dass ich als Mutter zu allem Ja und Amen sagen sollte, aber etwas rationaler kann man solche anstrengende Momente schon sehen, oder?

All dies frage ich mich, bis mir plötzlich ein Gedanke kommt: “Geht ist hierbei wirklich um die Beziehung zwischen mir und meinen Kindern oder löst diese Situation nur etwas in mir aus?” Als ich das nächste Mal in jener Situation bin, schließe ich die Augen. Was sehe ich?

Das innere Kind

Ein Kind. Es ist etwa zehn Jahre alt. Es wird nicht gesehen. Will geliebt werden, aber irgendwie bekommt sie diese Liebe nicht von diesem Menschen, von dem sie es sich so sehr wünscht. Sie kämpft. Immer und immer wieder kämpft dieses kleine Mädchen für diese Liebe. In diesem Kampf ist sie machtlos. Sie kann nichts tun, um diese Liebe zu bekommen. Sie hat das nicht verdient.

Da ist es also. Das Gefühl. Das kleine Mädchen, das sich vor meine Kinder stellt und ihren andauernden Kampf erneut beginnt. Meine Kinder können diesen Kampf nicht ausfechten. Ich kann ihn nicht auf den Schultern dieser unschuldigen Kinder austragen. In jenem Fall würde sich die Geschichte nur wiederholen.

 

Was kann ich tun, um mein inneres Kind zu beruhigen?

Ich schließe erneut die Augen. Umarme das kleine Mädchen, das sich so sehr nach dieser Liebe sehnt. Erneut nehme ich meine wohl stärkste Rolle in meinem Leben ein, die der Mutter. Ich bin eine gute Mutter. Sorge mich gut, um meine Kinder, wenn das innere Kind nicht gerade durchschlägt. Genau das, sage ich ihm. “Du bist in Sicherheit. Alles ist gut. Ich kümmere mich um dich. Bin für dich da. DU wirst geliebt.”

Alles ist gut …

Das Kind von damals ist nicht mehr hilflos. Es ist in Sicherheit. Beruhige das innere Kind. Lass es zu und schaue ganz genau drauf, welches Kind dort vor dir steht. Lass dir Zeit für diesen Weg. Diesen Weg übe ich immer und immer wieder. Ich habe viel dazu gelesen. Mich viel mit mir auseinandergesetzt. Das ist kein Weg, der von heute auf morgen klappt. Aber eins ist sicher: es lohnt sich diesen Weg zu sich selbst zu gehen.

Viel zu oft fühlen wir uns von Menschen, die wir lieben im Stich gelassen. In der Regel ist dies irgendein inneres Kind, das zu uns spricht. Ich möchte an dieser Stelle behaupten, das wir das Gefühl “allein gelassen zu werden” nur mit uns selbst ausmachen können. Weder der Partner, und schon gar nicht die Kinder sind schuld für unsere eigene Unzufriedenheit.

Wer weiß, vielleicht finden wir alle irgendwann einmal unsere verlorenen Kinder und damit zu uns selbst. Der Vorteil wäre, dass wir bereit wären für wahrlich neue Beziehungen ohne neue Fehler.

Der Grund, warum ich jedes Verhalten von mir immer wieder und immer wieder aufrolle ist der, dass meine Kinder nur dieses eine Leben haben. Ich will für sie die beste Mutter sein, die ich nur sein kann. Sie haben es so sehr verdient.

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