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Das ist also die Trotzphase

Trotzphase

Hinter uns liegt eine Woche voller Höhen und Tiefen. Eine Woche voller Liebe und Zuneigung und Streit. Streit auf unterschiedlichen Ebenen: Ich wollte, mein Kind nicht. Er wollte, die Mama wollte nicht. Das Kind frustriert und Mama am Rande eines Nervenzusammenbruchs, denn wenn mir etwas schwer fällt, dann meinem Kind klare Grenzen zu setzen. Er hingegen scheint unermüdliche Energie für sein Vorhaben zu haben.

Mir fällt es sehr schwer die Reaktion meines Kindes zu beobachten, wenn ich nein sage und noch schlimmer, dass nein auch so meine. Es zerreißt mir das Herz, wenn ich sehe, wie mein Kind unter meinem nein reagiert. Wie er sich auf die Erde wirft, tobt, bebt und schreit, als würde ihn eine unsichtbare Kraft zerfleischen.

Ja, mir tut dieses Verhalten sehr, sehr weh. Während solcher Wutausbrüche verlasse ich ihn nie. Ich stehe neben ihm, während ich ihm das Gefühl gebe, da zu sein, aber meinem Nein treu zu bleiben. Manchmal geht es schnell um, manchmal weniger schnell und der Kampf in mir ist jedes Mal eine erneute Herausforderung für mich als Mutter.

Inhaltsverzeichnis

Die Praxis

Letzte Woche schlenderten wir gemütlich durch unseren DM. Er bekam alles, was er wollte, weil es okay für mich war und nicht sonderlich viel. Er schob seinen Waagen, bis er an der Kasse mit dem vollen Waagen  schnur stracks durch die Tür wollte und ich die Einkäufe nicht mehr auf die Kasse aufladen konnte. Der DM war brechend voll und die Leute hinter mir klopften schon ungeduldig auf ihre Gegenstände, als ich anfing ruhig und besonnen meinem Sohn die Situation erklären zu wollen. Unter meiner Jacke war ich  nass geschwitzt, denn in dem Laden waren es gefühlte 20 Grad, ich unter meinem Mantel aber für -5 angezogen. Während ich für einen Temperaturausgleich betete, bevor sich Schweißperlen auf meiner Stirn bildeten, schüttelte sich auf meinem Arm ein kleiner Kraftbolzen um sein Leben. Nebenbei versuchte ich meinen Einkauf auf die Kasse aufzulegen und den Waagen, das Objekt der Begierde, zurück zu bringen.

Die Leute fanden die Situation überhaupt nicht amüsant oder gar süß. Sie beäugten mich missbilligend. Irgendwann hatte ich keine Kraft mehr und ließ ihn im Kinderwagen schreien. Es ging nicht anders. Meine körperlichen Kräfte waren erschöpft.

Solche Situationen haben wir mindestens einmal am Tag, allerdings in unterschiedlichen Härtegraden. Bei ihm, sowohl als auch bei mir, denn meine Gefühle reichen von: du bist trotzdem okay als Mutter, bis hin zu – du hast versagt, oder dieses scheiß Gefühl: seinen Willen nicht zu bekommen, denn noch heute kann ich sehr schlecht mit diesem Gefühl leben meinen eigenen Willen nicht zu bekommen. Ich verstehe meinen Sohn in dieser Verzweiflung sehr gut.

Du hast dich gefreut, sagst du enttäuscht, wenn ein Wunsch dir nicht in Erfüllung ging. Du hast dich gefreut, ist das etwa nichts?

Diesen Spruch gab mir meine Grundschullehrerin mit den Worten: “Vergiss sie nie” mit auf meinen Weg. Noch heute verstehe ich sie zwar, aber umsetzen kann sie nicht.

Die Trotzphase

Die Trotzphase ist ein Weg, um zu sich selbst zu finden. Der Weg sich selbst in seiner Umgebung wahrzunehmen. Das Kind realisiert, dass es an Grenzen stößt. Grenzen, die dem Kind etwas verwehren. Aus diesem Grund trotzt es, denn es ist ein unwahrscheinlich schlimmes Gefühl zu begreifen, dass es im Leben Punkte gibt, an denen einem etwas verwehrt bleibt.

Diese Reaktionen können, wie ich es schon am eigenen Leib erfahren musste – in unterschiedlichster Form auftreten, sogar bis hin zu richtigen Anfällen, die gut und gerne mit epileptischen Anfällen verwechselt werden. Allerdings geht bei solch einem sogenannten Affekt- oder Weinkrampf eine Frustration des Kindes voraus. Ich habe gelesen, dass es in keinen Fällen zu starken Schädigungen des Kindes kommen kann.

Wobei ich an dieser Stelle sagen muss, dass hier die subjektive Wahrnehmung einer Verletzung eine große Rolle spielt. Spricht die Fachliteratur noch davon, dass blaue Flecken mit blutunterlaufenen Schwellungen auftreten können, ist der Papa zu Hause schon mit Schnullerwerfen und sich selbst Verletzen anhand von Kratzspuren – vollkommen ausgelastet.

Ich hingegen habe weniger mit der Situation an sich zu kämpfen, sofern ich von meinem Nein überzeugt bin, anstatt das Nein rigoros durchzusetzen, wenn ich anfange daran zu zweifeln, ob es jetzt wirklich so notwendig ist. Hierbei versuche ich trotzdem nicht mehr von meinem Nein abzuweichen – aus Angst, das Kind könnte seine Trotzreaktion, als funktionierendes Mittel ansehen, um seinen Willen zu bekommen.

Die Trotzphase zieht sich ungefähr bis zum Ende des dritten Lebensjahres und kann sich sowohl gegen Gegenstände als auch Menschen richten. Im Grunde gegen alles, dass sich dem Kind gegenüber “wiedersetzt”. Mitunter können die Reaktionen des Kindes sehr beeindruckend sein. Laut meiner Literatur sollte die Mutter den Trotzanfall abwarten, nicht einschreiten, aber beim Kind bleiben und ihm das Gefühl geben, ich bin da, ohne einzugreifen. Auch wenn dieses Verhalten in der Öffentlichkeit zu heftigen und ungewollten Ratschlägen führen kann.

Warum Trotzen?

Es ist wichtig das, dass Kind diese Trotzanfälle zeigt und auslebt, viel ungesünder wäre es für das Kind keine Trotzphase zu haben, denn so kann es in späteren Jahren, bis hin zum Erwachsenenalter zu ungewollten aggressiven Ausbrüchen oder Jähzornausbrüchen kommen.
Die Trotzphase ist dazu da um dem Kind ein Gefühl von Ich, Du, mein und Grenzen zu vermitteln. Bleibt dies aus, kann es zu nicht gewollten Reaktionen kommen.

So weiß ich in Zukunft wenigstens für was ich im DM schwitze und meine Nerven versuche im Zaun zu halten. Für eine ganz normale Entwicklung!

Irgendwann haben wir diese Phase geschafft, da bin ich mir ganz sicher! Und dann Mal schauen, welche Hölle sich anschließt. :-)

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