Letzte Woche gab es einen dieser Tage, andem hätte ich meinen Sohn am liebsten zur Adoption freigegeben. An diesem Tag tanzten meine Nerven Samba. Leider began dieser Tag bereits so: Samuel matschte am Frühstückstisch fröhlich, vergnügt mit meinem Actimel-Drink durch die Gegend, dass letztendlich sein Ende an unserer – bis dahin schönen, Wohnzimmerwand fand. Die einst so schöne, weiße Wand trägt nun ein verblüffend schönes und angenehm riechendes Kunststück zur zierde.
Nachdem der Morgen so weiterlief beschloss ich vor die Tür zu gehen. Denn was macht man mit Kindern, die einen zur Weißglut treiben? Man eröffnet ihnen neue Möglichkeiten um ihnen Energie zu rauben. Gesagt, getan: Samuel wurde eingepackt. Auf dem Spielplatz angekommen machte Samuel weiterhin quatsch: Er sprang in Pfützen – leider ohne das richtige Schuhwerk, da ich nur daran gedacht hatte, die Wohnung fluchtartig zu verlassen. Er nahm anderen Kindern ihr Spielzeug weg und zu Guter letzt lief er mir ständig weg.
Das Einzige, dass ich an diesem Tag hörte, war meine nervige, quakende Stimme, die über den halben Spielplatz immer und immer wieder rief:
” Samuel nicht dahin. Nein nicht das. Bitte komm jetzt endlich.” An diesem Tag hätte ich mir am liebsten selbst mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen, weil ich diese nervtötenden Töne, die aus meinem Mund kamen, selbst nicht mehr hören konnte. Als es dem Bauch und mir nach einer Stunde an Energie fehlte, um Samuels Spielchen weiter mit anzusehen, dachte ich mir, dass es vielleicht an der Zeit für etwas Essbares sei “Essen rettet Müttern bekanntlich das Leben” Mein Sohn fand die Idee nicht so gut, also packte ich ein schreiendes, sich windendes Kind nach zahlreichen Erklärungsversuchen und stopfte es förmlich in seinen Kinderwagen.
Auf dem Weg zum naheliegenden Rossmann fuhr Samuel augenscheinlich zum ersten Mal etwas zurück. Heute weiß ich: Es war die Ruhe vor dem Sturm. Im Drogeriemarkt ging es erst so richtig los. Gerade durch die Tür schnappte er sich diese, nervigen kleinen Einkaufswaagen und fuhr eine von Natur aus eher unfreundlich blickende Dame unsanft in die Füße: “AUA” Mist!!! Ich war mit meinen Nerven am Ende und hatte vergessen aufzupassen. Nach mehrmaligen Entschuldigen bei der Dame und ein paar abschätzenden Blicken später auf meinen bereits deutlich sichtbaren Schwangerschaftsbauch zog ich Samuel unsanft weiter.
Gemeinsam wollte ich mit meinem Sohn diesen dummen Einkaufswagen durch den Laden schieben: ohne ihn. Er wehrte sich mit Händen und Füßen gegen meine Finger an seinem Wagen. Griff nach allen Dingen, die ihm in die Quere kamen, warf sie unsanft auf den Boden und schmiss sich am Ende laut schreiend dazu. Damit hatte ich für diesen Tag die Schnauze voll. Ich holte nur noch schnell die nötigsten Besorgungen und machte mich mit vielen bösen Blicken auf den Weg zur Kasse. An der Kasse dann der Handgriff, der das Fass zum Überlaufen brach: Samuel packte nachdem Feuerlöscher!
Gedanklich sah ich ein schlimmes Szenario, doch dann riss mich eine zickige Stimme aus meinem Tagtraum!
Mit einem Letzten: ” Jetzt reichts! ” setzte ich Samuel zurück in seinen Kinderwagen und schnallte ihn an! Er weinte sich die Kehle aus dem Leib. Doch meine körperlichen Kräfte hatten aufgegeben. Ich hatte keine Kraft mehr mich gegen dieses Energiebündel zur Wehr zu setzen. Mein Köper schwitze, mein Gesicht glühte und mein Herz raste. UND dann kam sie! Die nette Dame mit diesem netten Lächeln, das meinen Tag perfekt machte: ” Na da hat einer sein Kind ja wunderbar im Griff – peinlich ” Der abschätzende Blick auf meine erneute Schwangerschaft ließ mich letztendlich verstummen. Ich packte ein und verließ mit einem schreienden Kind endgültig den Laden.
Dass ich in der Regel die geduldigste Mutter aller Zeiten bin!
Mein Sohn selten solche Anfälle hat und ich ganz genau weiß was ich tue interessierte in diesem Moment keinen. Ich bin von Anfang an mit dem falschen Fuß aufgestanden, habe die Laune meines Sohnes, aufgrund von Kraftmangel etc. zu sehr auf mich bezogen und gemeinsam haben wir es geschafft eine Explosion auszulösen, aus der ich am Ende schlauer raus bin.
Wäre aber am Ende dieses Desaster eine Frau da gewesen, die lieb gesagt hätte: “Solche Tage gibt es” und mir verschwörerisch zugezwinkert hätte, dann wäre mir jede Menge erspart geblieben! Ich hatte nicht die nötige Kraft an diesem Tag meinem Sohn mit Engelszungen entgegenzutreten. ABER diese Tage gibt es und die sind gut, denn wir lernen daraus. Das nächste Mal sage ich früher: Es reicht! Denn Kinder brauchen liebevoll gesetzte Grenzen und da braucht keine Mutter so ne blöde Kuh, die einfach nicht ihre Klappe halten kann. Es sollte endlich aufgehört werden mit dieser ständigen Entwertung, denn dieser Tag sagt mit 100 % Sicherheit nichts über die Mutter aus, die vor Euch steht! Wir sind alle Mütter, die versuchen – ihr Bestes zu geben.