Gestern war es wieder soweit … Ich war ganz schön mit mir selbst am Hadern. Die Wäsche stand rum, das Bügeleisen stand im Weg und der Kühlschrank war so leer wie noch nie – Ende des Monats eben. Und an meinen Beinen hing ein kleines Menschlein, dem die Nase lief und Liebe von seiner Mutter wollte. Mein Rücken tat so weh, das ich mich echt schwer damit tat ihn immer wieder hochzuheben und ihm das zu geben, nachdem er doch so offensichtlich lechzte. Ich konnte nicht und wollte in diesem Moment auch ganz offensichtlich nicht, weil ich selbst zu kurz kam an diesem Morgen. Die ganze Arbeit die ich nicht ignorieren konnte und all die to dos die nicht aus meinen Gedanken verschwinden wollten. Ich träumte von einer Auszeit … Jetzt und hier und mein Kind sollte das lernen zu respektieren.
Oh man, was war ich für ein Mensch ging es mir durch den Kopf, als mein Sohn kapitulierte und seine Sächelchen nahm und in die Mitte des Raums auf seine Spieldecke verschwand? Nun saß er da und tat was ich wollte, spielen, aber mir blutete das Herz. Ich war in diesem Moment keine gute Mutter gewesen, war überfordert mit den Reizen die über mir hinab stürzten und wusste just in diesem Moment einfach nicht recht wie ich sie richtig filtern konnte. Ich stehe am Anfang meiner Karriere, als Mutter und oft denke ich, dass das erste Kind gerade das mit einem macht, das werden und finden seiner Rolle stetig im Alltag provozieren. Ich denke ab dem zweiten Kind bleibt für solch einen Hokuspokus keine Zeit mehr. Beim ersten bist du noch voll drin deine und seine Grenzen zu finden und beide nicht zu kurz kommen zu lassen. Immerhin geht es mir oft so.
Doch, als ich so dasaß und Samuel beim Spielen zuschaute und ihm gedanklich beim entdecken seiner Dinge anfeuerte, da merkte ich wieder einmal wie sehr ich diesen kleinen Kerl doch liebte. Wie sehr ich ihn für seine Augen liebte. Wie sehr ich ihn für seinen Mut die Dinge neu zu formen bewunderte und wie sehr ich ihn für seine unfassbar tolle Entwicklung jeden Tag aufs Neue bewunderte.
Ich liebte diesen kleinen Kerl. Und wenn ich zurück blicke wie oft ich ihm etwas verwehre und ihn dazu anhalte etwas alleine zu tun, ist diese Zeit kaum vergleichbar mit der Zeit in der ich ihn unterstütze. Ihm meine Hand anbiete. Ihm meine Schulter zeige und meinen Arm, als Fortbewegungsmittel anbiete. Stets bin ich bemüht darum, dass es ihm gut geht. Habe mich verändert und seine Bedürfnisse die meiste Zeit in den Vordergrund gestellt.
Bin die liebevollste Frau und Mutter an seiner Seite die ich mir für diesen kleinen individuellen Fratz vorstellen kann und auf einmal durchfährt es mich wie ein Blitz … Mensch, eigentlich bist du eine verdammt gute Mutter.
Am liebsten hätte ich mich in diesem Moment selbst eine Weile umarmt, denn auf einmal hatte ich mich wieder lieb. Ich hatte mich lieb für meine größte Gabe meinen Sohn so lieben zu können wie ich es tue. Meine größte Angst nach der Geburt, dem Kaiserschnitt, war es die Verbindung zwischen ihm und mir nicht herstellen zu können … Doch ich glaube das ist nicht eingetroffen.
Das wichtigste, das elementarste von allen, die Gabe ihn lieben zu können die habe ich ganz tief in mir und der Rest ist irgendwie erlernbar. Der Rest ist etwas das die Zeit mit sich bringt. Etwas das Situationen begünstigt und letztendlich heißt es nicht umsonst …
Es bedarf ein ganzes Volk um ein Kind groß zu ziehen
Genau aus diesem Grund bin ich unendlich dankbar dafür, dass es Tanten und Onkels, Omas und Opas gibt, denn wenn unsere Geduld am Seidenen Faden hängt gibt es noch so viele andere die den kleinen Sam mehr als vergöttern. Er ist ein geliebtes Kind und das weiß er auch in jeder Faser seines kleinen Körpers.
Doch was mich am Ende des Tages wirklich berührte war, das ich feststellte wie nah, allein schon sprachlich keine und eine beieinander liegen. Vielleicht sind wir alle von Mal zu mal keine guten Eltern, aber wesentlich ist doch, dass wir es die meiste Zeit sind. Der Druck muss raus … Der Krampf danach immer die besten sein zu müssen, das muss raus und so sage ich mir, dass ich für meinen Sohn eben die eine gute Mutter bin und manchmal ist eben das K zu Besuch und dann ist auch das Okay.Es muss okay sein, denn ich bin auch nur ein Mensch.
Ich bin eben Keine gute Mutter, hauptsache wir sind überhaupt Mütter und dazu gehört auch mal keinen guten Tag zu haben, doch dann sollten wir uns selbst nicht noch zusätzlich kasteien für das was wir in diesem Moment falsch gemacht habe. Ich finde es ist vollkommen okay auch mal nicht die beste sein zu können und das ohne den stetig auf einem sitzenden Zeigefinger der Gesellschaft.