Da steht sie, am Rand des Geschehens. Hält sich bedeckt, um ihn nicht zu verunsichern. “Gehen Sie ruhig hin“, sagt die Erzieherin beim Abschied zu mir. Es ist ungewohnt meinen Sohn in dieser neuen Welt, Kindergarten beobachten zu dürfen. Er läuft alleine als kleiner Flieger um einen Baum herum. Er schaut glücklich aus. Ist aber allein. In meinem Kopf kennt die Fragenkette keinen Abbruch: “Geht es ihm gut? Findet er Freunde?” Die zweite Kindergartenwoche im Wald ist in vollem Gange.
Ich spüre, dass auch ich lernen muss die Veränderungen anzunehmen. Solange saß ich zu Hause und habe mir nichts sehnlicher gewünscht als diesen Kindergartenplatz. Heute geht mein Sohn morgens in eine Gruppe mit lauter anderen Kindern. Ich bringe ihn und gehe. Er macht Erfahrungen – ohne mich. Ich bin darauf angewiesen über die Erzieher oder seine Erzählungen erfahren zu dürfen, was in seinem Alltag passiert. Der Hauptgrund warum ich so lange gewartet habe mit einem Kindergartenplatz, trotz aller Anstrengung und Sehnsüchte nach einer Betreuung für mein Kind. Ich wollte, dass er mir sagen kann, wie es ihm geht.
Für mein zweites Kind habe ich bereits einen Platz bei einer Tagesmutter, aber nun, spüre ich wie wichtig es mir ist, dass mein Sohn mir von seinem Tag erzählt. Wie wichtig es für mich persönlich ist, dass er mir rückmeldet, ob er da wo ich ihn hinbringe, hinmöchte. Mir ist das unheimlich wichtig, dass wir im Austausch stehen.
Dankbar für die Zeit, das Warten
Gerade bin ich so unheimlich dankbar, dass wir gewartet haben. Diesen Zeitpunkt abgewartet haben bis er mir von seinen Erlebnissen am Tag berichten kann. Ich spüre bei all seinen aufgebrachten Erzählungen am Abend, wie klein er eigentlich noch ist. Wie er die unsichtbare Hand, die ich ihm über den Tag reiche immer wieder braucht und dankend annimt. Wie er sich morgens und abends an meine schützende Schulter anlehnt und mir sein kleines Herz offenbahrt. Und ich? Ich höre zu.
Ich bin froh, dass wir einen Platz haben, der gerade einmal 5 Stunden seiner Zeit in Anspruch nimmt. Ohne Mittagessen, denn dies ist die Zeit in der wir gemeinsam über den Tag plaudern, seinen Tag. Er berichtet, was im Kindergarten passiert ist, während wir Abends beim Abendessen den gemeinsam Tag mit Papa erneut Revue passieren lassen. Unsere Mahlzeiten – ein so wichtiger Bestandteil unseres gemeinsamen Lebens. Die Worte meines Kindes könnten so oft auf einen viel größeren Jungen schließen, aber gerade jetzt merke ich, wie sehr er uns braucht. Wie oft er unsere Nähe sucht um zu kuscheln. Seine Basis benötigt, um zur Ruhe zu finden.
Diesen Weg möchte ich weitergehen
Ich bin so erleichtert, dass ich immer auf mein Herz gehört habe. Auf ihn aufgepasst habe. Seine kleine Seele über all die Bedürfnisse gestellt habe, die ich meinte zu brauchen. Diesen Weg möchte ich unbedingt weiter gehen. Jetzt fühlt es sich so gut und richtig an. Ich passe auf meinen Sohn auf. Egal, ob jemand meint – es sei zu viel oder gar ich müsste mich lösen. Wenn er nach mir ruft, bin ich da. Setze mich ein. Reiche ihm die Hand. Begleite ihn. Gehe ein Stückchen des ihm holprig erscheinenden Weges mit ihm. Ganz nach dem Motto, so wie er es braucht.
Damit möchte ich nicht sagen, dass andere Wege falsch sind. Nur, dass wir alle mehr unserem Herzen vertrauen sollten und ihm zuhören, wenn es mit uns spricht.