Die besinnlichste Zeit des Jahres nähert sich mit schnellen Schritten. Mit ihr kommen die ruhigen Momente, in denen man sich vielleicht an den ein oder anderen Menschen zurückerinnert. An die Zeit mit ihnen. Sind es schöne Momente, kommt Sehnsucht auf. Weniger schöne Momente Fragen und nachdenkliche Gedanken.
Vermissen ist schon etwas Komisches. Es kommt und geht. Beliebt und zieht irgendwann doch weiter. Meine geliebte Oma ist schon weit über 10 Jahre nicht mehr bei mir und doch vergeht eigentlich kaum ein Tag, an dem ich sie nicht vermisse. Ihr nicht gerne etwas von mir erzählen würde.
Das Vermissen
Auch mein Sohn kennt mit seinen vier Jahren bereits dieses Gefühl des Vermissens, denn er musste einen Freund in die Weiten des unbekannten Himmels verabschieden. Es vergeht kein Tag, an dem wir uns nicht über die Welt dort oben austauschen. Er fragen stellt, wie es wohl so ist und ob es unseren geliebten Menschen dort oben gut geht. Mit ihm habe ich eine vollkommen neue Sicht auf den Himmel bekommen.
Wir malen ihn uns aus. Es ist freundlich im Himmel. Hübsch und sie schauen auf uns herab, während sie auf einer Wolke sitzen und mit ihren Füßen baumeln. Natürlich alle zusammen. Unsere Trauerbegleiterin damals sagte uns, dass wir uns den Himmel schön ausmalen sollen. Darüber sprechen, wie schön es dort ist. Wie wäre es sonst auszuhalten? Zu ertragen, dass geliebte Menschen nicht mehr hier sind, sondern an einem grauen tristen Ort? Gar nicht.
Also? Sprechen wir von der Magie des Himmels. Sind traurig, dass wir uns nicht mehr austauschen können, aber reden und schreiben das können wir.
Wisst ihr, ich vermisse das Vermissen an sich ist gar nicht mehr so schlimm. Das, was manchmal traurig ist, finde ich ist, dass diese Menschen so unheimlich fehlen. Sie einen so inspirierenden Platz eingenommen haben, dass ihre Geschichten, ihre Art und all das drum herum einfach fehlt.
Auch mein Opa ist jetzt schon eine Weile tod. Ihn zu verlieren tat weh, aber irgendwie war er nachdem Tod meiner Oma nur noch eine Hülle. Er hat sie so vermisst. Sich vorzustellen, dass die zwei sich wieder haben ist schön, aber er fehlt mir trotzdem so. Seine mörrische Art. Sein norddeutsches Wesen. Die Geschichten, die er immer und immer wieder erzählt hat und mich jedes mal wieder damit zum lachen gebracht hat.
Wenn ich an diese zwei Menschen und meine Kindheit zurückdenke, bekomme ich gleich einen Kloß im Hals. Sie fehlen so. Egal wie viel Zeit verstrichen ist, das Vermissen ist immer noch da, weil sie mich geprägt haben. Meine Zeit besser gemacht haben. Ich denke, gerne an sie zurück und ja, manchmal würde ich sie einfach gerne noch mal in den Arm nehmen und ihnen sagen, wie unfassbar schön es mit ihnen war. Dass ich sie liebe, wissen sie, aber dass sie gelebt haben und mich so inspiriert haben, vielleicht nicht. Und vielleicht würde ich so auch einfach nur noch mal gerne in den Arm nehmen. Ohne viel Worte. Einfach so.
Und trotzdem …
Wir sind nicht arm, weil wir etwas, dass wir so sehr geliebt haben verloren haben, sondern unfassbar reich, dass wir etwas in unserem Leben so unfassbar lieben durften, wie wir es getan haben und heute immer noch tun.
Danke, dass es euch gab!