Heute schreibt Nadine von Dresden Mutti-Blog einen Gastbeitrag zum Thema „Darf ich als Mama noch Ziele haben?“
Inhaltsverzeichnis
Darf ich als Mama noch Hobbys haben?
Auf dem Fragebogen für die Schule werde ich nach den Werten gefragt, nach denen wir unsere Tochter erziehen. „Ich möchte sie zum Glücklichsein erziehen“, das denke ich und das notiere ich auch. Das ist mir wirklich wichtig. Und da Kinder die meisten Dinge durch Nachahmung lernen, müssen wohl auch wir Eltern glücklich sein. Wie das gelingt, ist gar nicht so einfach. Ich denke aber, Hobbys sind ein wesentlicher Teil. Also ja: Mama darf Hobbys haben.
Ich danke Alina, dass ich den Gastbeitrag schreiben durfte. Er ist ziemlich lang geworden und das Fazit habe ich eben schon verraten. Wenn ihr also jetzt schon aufhört zu lesen und lieber euren Hobbys nachgehen wollt, verratet mir aber unbedingt noch in den Kommentaren, ob ihr besondere Hobbys habt oder was euch sonst glücklich macht?
„Dafür habe ich keine Zeit“ – oder doch?
Wir alle haben die gleiche Zeit an einem Tag. Ganz wirklich. Jeder von uns verteilt sie aber anders. Bei mir ist es zum Beispiel so, dass der größte Teil der Zeit durch Schlafen und Arbeiten „verloren“ geht. Wenn ich um 22 Uhr einschlafe und am nächsten Tag erst um 15 Uhr Feierabend habe, sind schon 17 Stunden meines Tages weg. Ciau ihr vielen Stunden! An der einen Zeit möchte ich auch nicht schrauben, denn schlafen tut mir einfach gut und Schlafmangel macht knatschig und krank – bei Erwachsenen ebenso wie bei Kindern. Die andere Zeit nimmt das Arbeiten ein, 8 Stunden pro Tag. Viele Eltern reduzieren tatsächlich ihre Arbeitszeit, aber das kommt für mich erstmal nicht in Frage, also rechne ich die 17 Stunden raus.
Es bleiben mir dann ja auch noch 7 Stunden pro Tag übrig. Wie ist das bei euch? 7 Stunden klingen mehr, als es dann tatsächlich ist. Minus eine Stunde für den Heimweg, wo ich auch die Kinder vom Kindergarten einsammle. Minus eine Stunde fürs Aufräumen, die Wäsche, das Kochen und/oder putzen. Minus eine Stunde Abendessen und Kinder bettfertig machen. Minus zwei Stunden Netflix. Duschen? Einkaufen? Katze füttern? Ach, eine Katze habe ich ja zum Glück gar nicht.
Kinderlos und hobbyreich – Wie das Leben früher war
Bei mir fällt die kinderlose Zeit – zumindest anfänglich – mit meinem Studium zusammen. Da hatte ich Zeit für alles: fürs Theater spielen, Bücher lesen, Briefe schreiben, mein Ehrenamt, das Mitwirken bei einem Onlinemagazin, Volleyball. Außerdem für Freunde und eine Reihe Nebenjobs. Die Tage gingen bis mindestens Mitternacht und wenn ich morgens um 8 Uhr in der Vorlesung sitzen musste, war das ungewöhnlich früh.
Im Endeffekt kollidierten in meiner Freizeit die Hobbys ja nur mit dem Haushalt. Und mal ehrlich: Wie viel Haushalt fällt bei zwei Personen schon an, die mittags in der Mensa essen und nur alle paar Wochen mal die Waschmaschine anstellen brauchen. Das Geschirr konnte man ignorieren, so viel war es nicht, und seinen Hobbys nachgehen. Ich nahm mir die Zeit, wenn ich sie haben wollte.
Und heute?
Und heute leben noch zwei kleine Menschen mit in unserer Wohnung, die unsere To-Dos im Haushalt exponentiell gesteigert haben und denen wir mehr Zeit widmen könnten, als wir überhaupt haben. „Mama, spielst du mit mir?“, „Mama, liest du mir Harry Potter vor?“, „Mama, wir wollten doch einen Drachen basteln?“, …. „Mamaaaaaaaaaa!!!!“ (Mein Mann hört das alles in der Papa-Version)
Unsere Freizeit teilt sich also in Familienzeit, Haushalt und Hobbys auf. Ich bin ehrlich: der Haushalt ist bei uns nicht pikobello und manchmal sogar sehr weit davon entfernt. Trotzdem gibt es Dinge, die müssen erledigt werden und da führt kein Weg dran vorbei (einkaufen, kochen, waschen…). Und selbst wenn ich das Chaos Chaos sein lasse, kann ich nicht einfach meinen Hobbys nachgehen. Die restliche Zeit könnte ich nämlich voll und ganz den Kindern widmen. Wäre das nicht fair? Ich bin doch schon so viel arbeiten, da könnte ich doch wenigstens den Feierabend mit ihnen verbringen?
Familienzeit vs. Eigene Hobbys: Was ist wichtiger?
Das ist eine unglaublich gemeine Frage. Nichts ist wichtiger als meine Töchter! Auf meiner Prioritätenliste stehen sie aber tatsächlich nicht in jeder erdenklichen Minute ganz oben, sondern manchmal ist auch einfach Zeit für mein Hobby dran, denn Mamas dürfen Hobbys haben. Ich würde sogar fast soweit gehen und sagen, sie sollten Hobbys haben, aber das nehme ich gleich wieder zurück, denn sollen soll gar niemand irgendwas. Schon gar keine Mamas, die den Kopf voller unerledigter Aufgaben haben und nicht wissen, wo vorne und wo hinten ist.
Warum tun Hobbys gut?
Radfahren, stricken, Magickarten sammeln – Hobbys sind Tätigkeiten, die uns Freude bereiten. Ich denke, dass viele Eltern auch in der Zeit mit ihren Kindern sehr glücklich sind und die Familienzeit in ihnen Freude entfacht, wie Marie Kondo es so schön ausdrückt. Man kann auch diese Zeit sehr kreativ gestalten, Unternehmungen planen usw. Ich spiele zum Beispiel sehr gerne Gesellschaftsspiele und nichts würde ich lieber lesen als nochmal die komplette Harry Potter-Reihe (Band eins las ich vor 20 Jahren). Mir tun aber auch Hobbys ohne die Kinder gut.
Unter einem Hobby verstehe ich nicht automatisch etwas, das ich gut kann. Vielmehr sind Hobbys auch etwas, das ich gut können möchte. Ein sehr großes Hobby von mir ist das Nähen. Es fing damit an, dass ich mir im Lidl eine Nähmaschine kaufte und sie fünf Jahre lang nicht benutzte. Ich konnte ja nicht nähen und der Einstieg fiel mir schwer. Dann aber: Ich fing an, ich verhedderte mich, ich machte weiter und es sind inzwischen schon tolle Meisterwerke entstanden.
Auf die gleiche Weise habe ich vor ein paar Wochen das erste Mal etwas gestrickt. („Etwas“ ist die treffende Bezeichnung.) Ich kann euch also nur ermutigen, einfach mal loszulegen mit dem Handlettering oder dem Bauchtanz. Was möchtet ihr gerne können? YouTube ist inzwischen so ziemlich das Tor zu allem, was ihr können wollt. Lasst euch als Video zeigen, wie es geht. Ihr werdet teilweise erstaunt sein, wie einfach Dinge sind.
5 Tipps: Wie finde ich Zeit für Hobbys
Okay. Jetzt haben wir uns nur einmal im Kreis gedreht, denn das Hauptproblem bleibt ja immernoch: der Zeitmangel. Darum habe ich fünf Tipps zusammengestellt, wie ihr Zeit für eure Hobbys finden könnt. Wenn gerade ein kleines Baby in eure Familie eingezogen ist, werden euch die Tipps sicherlich erstmal nicht helfen. Aber je größer die Kinder, desto mehr Zeit kommt wieder.
- Meldet euch zu einem Kurs an: Auch wenn es der letzte Gedanke ist, den ihr habt, auch noch einen eigenen Kurs in den Tagesablauf zu packen: es hilft. Nicht nur in der Zeit des Kurses werdet ihr euch mit dem Hobby beschäftigen. Der Kurs wirkt auch noch 1-2 Tage nach und die Vorfreude auf den nächsten Termin sorgt auch wieder automatisch dafür, dass ihr euch mit dem Hobby beschäftigt.
- Schafft eine exklusive Mama-Zeit: Kinder lieben angeblich Regelmäßigkeiten. Versucht doch einmal, eine Zeit für euch im Tag zu integrieren und zwar nicht um 21 Uhr, wenn ihr schon todmüde seid. Gleich nachmittags nach dem Nachmittagssnack zum Beispiel. Probiert es mit 30 Minuten und kündigt es den Kindern an. „Jetzt habe ich meine Mama-Zeit.“ Jeden Tag. Setzt euch 30 Minuten an die Nähmaschine, lest ein Buch oder tüftelt an einer Erfindung. Wenn die Kinder wieder „Mamaaaa“ rufen, erwidert „Schatz, ich hab noch 10 Minuten Mama-Zeit, danach puzzle ich gern mit dir.“ (Nicht jedes Kinder-Anliegen kann warten, aber viele schon.)
- Bezieht eure Kinder ein: Zugegebener Weise macht das beim Hobby nicht immer Spaß. Die Kinder sind oft tollpatschig und ungeduldig und was man selbst in 5 Minuten geschafft hätte, dauert plötzlich zwanzigmal so lange. Was klappt: Ich kann mit meinen Töchtern zum Beispiel in einen Stoffladen gehen und sie beratend einbeziehen. „Welchen Stoff soll dein Kostüm haben?“ oder „Suchst du die Knöpfe aus“. Probiert aus, was möglich ist.
- Bildet ein Mama-Netzwerk: Gibt es in deinem Haus oder in der Nachbarschaft noch andere Eltern mit kleinen Kindern? Verabredet die Kleinen miteinander zum Spielen. Ob du nun zwei Kinder oder fünf Kinder zu Hause herumturnen hast, ist eigentlich egal. Aber die freie Zeit, in der deine Kinder die andere Familie besuchen, kannst du für Hobbys nutzen.
- Dein Hobby = deine Priorität: Die Kinder sind nicht da oder spielen brav alleine? Dann fang jetzt nicht an, die Socken zu sortieren, den Spiegel abzuwischen oder den Teppich zu entfusseln. Die Einkäufe einzuräumen, Staub zu wischen und die Gläser in den Geschirrspüler zu räumen. „Das mach ich aber noch schnell“ ist der größte Zeitfresser. Kaum an der Sockenschublade angekommen, liegt da Lego drin. Kaum das Lego in die Legokiste geräumt, siehst du die Blumen, die mal gegossen werden müssten. Neben der Gießkanne steht ein leeres Marmeladenglas – Was macht das hier? Schnell mal zu den anderen Gläsern räumen… und schwupps ist die freie Zeit weg. Lass das!
Habt Spaß an euren Hobbys
Was macht glücklich im Leben? Ist es die sortierte Unterwäsche oder der dreiundzwanzigste Platz bei einem Marathon? Das Lied, das man selbst eingesungen hat? Das selbstgenähte Scarlett O`Hara Kleid? Ich würde mich freuen, wenn ihr mir schreibt: Welchen Hobbys geht ihr nach?
Vielleicht lässt sich das eine oder andere Hobby mit meinen Tipps sogar noch besser in euren Familienalltag integrieren.
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