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Eine Mutter berichtet über ihre Geburt // Lena wird geboren

Und nun standen wir da, 20 und 21 Jahre und ungeplant schwanger.

Nach Tagen wie in Trance, vielen Gesprächen und verheulten Tagen entschieden wir uns für unseren kleinen Muckel.

Es dauerte nicht lange und sie war unser größtes Glück. Es folgte eine Bilderbuchschwangerschaft mit normalen Wehwehchen und 19 extra Kilos. Aber was solls, schon bald durften wir unseren lang ersehnten Engel in den Armen halten. Am 27.04.14 sollte es laut ET soweit sein. Am 20.04.14 hatte ich die Nase so richtig voll. Nicht, dass es nicht vorher auch schon zu Wutausbrüchen und verzweifelten Ausrufen kam, aber an diesem Sonntag war es besonders schlimm. Ich sah aus, als würde ich Zwillinge bekommen und ich konnte keine zwei Treppen mehr steigen ohne, dass ich anfing zu hecheln, als sei ich einen Marathon gelaufen. Ich wollte endlich, dass mir mein Körper wieder allein gehört. Auf den Rat meiner Mutter: den Bauch noch zu genießen, denn ich würde ihn bald vermissen, hörte ich nicht.


Als hätte unsere Maus das gehört gingen von Sonntag auf Montag die Wehen los. Gegen vier Uhr weckte ich meinen Freund, um ihm mitzuteilen, dass ich Verstopfung habe und er mir die Schmerzen irgendwie abnehmen soll. Er dachte sich vermutlich, was er jetzt mit meiner “Verstopfung” zu tun habe und um halb sechs entschieden wir uns dazu meine Schwiegermutter mit meinen „Verstopfungen zu konsultieren. Diese diagnostizierte meine “Verstopfung”, aber unmittelbar als Wehen.
Die schlimmste Vorstellung für mich in der Schwangerschaft war, ungeduscht in den Kreißsaal zu gehen, also schleppte ich mich mit meinen „Verstopfungen“ noch unter die Dusche beovr es os gehen konnte. Im Krankenhaus angekommen ging alles wahnsinnig schnell. Da war nichts mehr Mit spazieren gehen, warten, laufen, trinken usw., denn mein Muttermund war schon 6cm auf. Es wurde noch ‘flott’ das Gewicht geschätzt (3400g) und dann lag ich auch schon im Kreißsaal und versuchte mich an die Dinge zu erinnern, die ich im Geburtsvorbereitungskurs gelernt hatte, vergeblich. Zum Glück, waren mein Freund, unsere Mütter und die Hebamme da, die mir das Leben erleichterten. Zwischenzeitlich ging es mir sogar so gut, dass ich mich darüber ärgern konnte, mich morgens nicht mehr geschminkt zu haben, bei dem hübschen Arzt der hier rumlief:D

Es war gegen 12 Uhr mittags als die Presswehen anfingen. Das waren zugegebenermaßen die schlimmsten Schmerzen meines Lebens, aber genauso muss ich zugeben, dass man sie wieder vergisst. Nach circa 10 Minuten war der Kopf geboren, ein kleines Sternenguckermädchen. Dann sah ich das entsetzte Gesicht meiner Hebamme und der Ärztin. Sie schrien sich in ihrem ‘fachchinesisch’ an, stammelten etwas von Notfall und schickten all meine Vertrauten Menschen raus. Sie machten eine Durchsage und nach kurzer Zeit standen 10 Ärzte, Anästhesisten und Krankenschwestern neben mir. Man riss mich rum, sodass ich auf dem Bauch lag und versuchte irgendwie meine Maus aus dem Geburtskanal zu bekommen. Vergeblich. Ich schrie nur noch, weil dieses kleine unschuldige Wesen feststeckte und mir (in meinen Augen) keiner helfen konnte. Heute weiß ich, dass jeder einzelne dort sein Best Möglichstes getan hat. Ich schrie und schrie, keine sprach mit mir, alles war so laut, sie legten sich auf meinen Bauch, wurden panisch und als ich ihnen im Endeffekt keine Hilfe sein konnte, wurde ich in eine Vollnarkose gelegt. In dem Moment, als die Maske kam, war ich einfach nur froh aus diesem ‘Albtraum’ herausgeholt zu werden. Ich wollte einfach nur erlöst werden. Nie werde ich das Gefühl vergessen, wie der Kopf zwischen meinen Beinen festhängte und ihr restlicher Körper in mir hin und her wackelt. Es war tatsächlich der schrecklichste Tag meines Lebens. Als ich aufwachte wusste ich nicht, ob meine Tochter es überlebt hatte. Aber ich erfuhr, dass nach einer erfolgreichen Reanimation unsere wunderschöne Lena;

Gott sei Dank im Leben angekommen sei und war mit 4000g (fast das geschätzte Gewicht von 3400 :D) und 52cm unser größtes Glück. Sie wurde in ein anderes Krankenhaus verlegt und dort auf die Intensivstation gebracht. Ein paar Stunden später wurde auch ich ebenfalls dorthin verlegt, lediglich auf eine andere Station. Dort sah ich sie das Erste Mal bewusst und sie war an Vollkommenheit und Perfektion nicht zu übertreffen. Sie hatte durch die Geburt sehr hohe Entzündungswerte, einen gelähmten Arm, eine Einblutung in die Niere und zahlreiche Kratzwunden. Auch aufgrund des Sauerstoffmangels und der Reanimation folgten viele Untersuchungen. Auch noch nachdem, wir nach 8 Tagen, die mir wie Wochen vorkamen, aus dem Krankenhaus entlassen wurden. Wenn wir eins aus dieser Geburt gelernt haben dann, dass ohne den super Job der Hebamme unsere Tochter nicht mehr leben würde, denn sie war es, die den Notfall und die sogenannte Schulterdystokie während der Geburt erkannte. Sie handelte zu 100% richtig und rettete unserer Tochter und im übertragenen Sinne auch uns das Leben. Und das obwohl sie so einen Fall, in ihrer 25 jährigen Laufbahn, als Hebamme erst das 2. Mal erlebte.

Bei uns kam es aufgrund verschiedener Faktoren zu Einer Schulterdystokie. Lena war ein relativ schweres Kind, hat sich unter der Geburt falschherum gedreht und es wird vermutet, dass mein Becken schief ist. Heute ist die kleine Prinzessin 6 Monate alt und ein richtiger Wirbelwind. Bis auf physiotherapeutische Behandlung, aufgrund ihrer Plexusparese (Folge der Schulterdystokie) bringt die Geburt keine weiteren Maßnahmen mit sich. Ich darf mein nächstes Kind nicht mehr spontan gebären, weil das Risiko, für eine erneute schwere Geburt einfach zu groß ist. Für mich persönlich ist es oft noch schwer, mit dem ‘ausgebliebenen Erfolgserlebnis’ nach der Geburt zu Recht zu kommen. Zu gerne hätte ich meinen Engel selber in Empfang genommen.

Dennoch:

Wir sind jeden Tag aufs Neue dankbar, dass wir Lena aufwachsen sehen dürfen, und so sind es die kleinen Dinge des Lebens, die wichtig geworden sind.

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