Manchmal möchte man meinen: Ich spinne! Da bettel ich fast um einen Betreuungsplatz für mein Kind und dann ist eine Spielgruppe zum Greifen nah und was sage ich? “Es passt nicht?” Mein Kopf sagt ja. Mein Bauch sagt Nein. Warum? Weil es nicht das Beste für mein Kind ist. Weil ich diese Arbeit, die diese Frau macht – besser kann. Aber haben wir heutzutage überhaupt die Möglichkeit die Betreuung unserer Kindes abzuwägen? Können wir noch nach dem Besten suchen? Ich denke nicht. Selbst wenn viel bei der Abneigung dieses Betreuungsplatzes auf mein Bauchgefühl geht, merke ich, da ist noch etwas anderes, dass in mir herumschwirrt. Ein Gefühl, dass mir signalisiert, wenn ich jetzt nicht loslasse werde ich meinen Sohn niemals ohne weiteres in eine andere Betreuung geben können.
Es ist das erste Mal in meiner Erziehung, dass ich merke – VERDAMMT – du musst loslassen! Du musst anderen Menschen vertrauen lernen. Allein bei diesem Gedanken zittert und bebt ein jähzorniges Kind in mir. Es wehrt sich. Es schlägt um sich, denn es sieht den kleinen Samuel allein in einer Ecke, wie er nicht die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient. Das A und O, das ihn täglich begleitet. Es gibt viele spielende Kinder, aber vielleicht keins, dass mit ihm spielen möchte.
So oft schon habe ich genau diese Szenen auf dem Spielplatz beobachtet. Habe ihn gesehen, meinen Sohn und die anderen Kinder, die sich allesamt so gut durchsetzen konnten. Er kann das auch. Und doch wirkt er zwischen all diesen Kindern – wie jemand der das alles noch nicht kennt. In solchen Situationen bin ich da. Wir spielen, lachen, toben und laufen um die Wette. Seine sichere Basis, die ihn immer wieder die schützende Hand auf die Schultern legen wird.
Ich muss ihn loslassen lernen. Er muss seine eigenen Erfahrungen sammeln. Er muss nach Hause kommen mit einem Rucksack voll an positiven und negativen Gefühlen. Emotionen die gelebte Tage mit sich bringen. Vielleicht wird er manchmal vor mir sitzen und weinen, weil jemand nicht nett zu ihm war. Ich bete zu Gott, dass ich da sein werde um ihm meine Hand zu reichen. Aber was ist, wenn er das nicht möchte? Wenn er denkt, er kann das alleine?
Es bricht mir beinah schon jetzt das Herz, wenn ich NUR daran denke, in solchen Situationen nicht bei ihm sein zu können. Ob Ihr es glaubt oder nicht, in dieser Stunde des Schreibens und meiner Vorstellung an das bevorstehende erste, kleine Loslassen kullert diese eine kleine Träne über meine Wange, die mir sagt: Es ist an der Zeit.
Es ist ein kleiner Schritt: Drei Stunden, zwei Mal die Woche, aber in genau diesen sechs, kleinen Stunden in der Woche kann ich ihn vor so unendlich vielen Dingen, die das Leben bereithält – nicht bewahren. Ja, es ist das Leben, das vor ihm steht. Dieses wunderschöne Leben, das wir alle so schätzen. Aber es ist diese bedingungslose Liebe, die mich daran erinnert ihn beschützen zu wollen auch wenn es nicht das Beste für ihn ist.