Letzte Woche Freitag war es endlich so weit. Die geplante Operation von meinem Sohn stand an. Was sollte gemacht werden? Seit Wochen hatte sich bei ihm ein unwahrscheinliches Hördefiziet entwickelt. Eigentlich waren wir seit Monaten sicher, da stimmt was nicht. Seine Sprache war im Gegensatz zu anderen Kindern sehr verzögert, obwohl man das Gefühl hatte, er will. Nur kam nichts. Zusätzlich fragte er viele Sachen mit einem “Häää” nach.
In den letzten Wochen wurde es so schlimm, dass jeder mitbekam, dass er alles nur noch über unsere Lippen ablas. Den Straßenverkehr bekam er überhaupt nicht mehr mit. Rannte oft einfach so drauf los. Wenn ich etwas mit ihm besprechen wollte, musste ich beinah schreien. Augenblicke, die ich kaum noch aushalten konnte. Der Ohrenarzt stellte letztendlich die Diagnose dicke Paukenergüsse beidseits. Er gab uns eine Überweisung für die Klinik mit. In meiner Wunschklinik wurden wir vorstellig. Ein Haus, das mit dem Leitsatz: “Der Mensch in unserer Mitte” mein vollstes Vertrauen genießt. In der Vergangenheit schickte ich bereits meinen Freund dorthin. Und auch sonst empfehle ich dieses Krankenhaus immer gerne weiter.
Ich ging also mit einem guten Gefühl in die Dinge, die uns bevorstanden. Bei der Vorstellung in der Ambulanz versicherte uns der diensthabende HNO Arzt, dass auch er eine Operation für unabdingbar hielt. Hierbei würde man die Polypen, letztendlich die Ursache für die Ergüsse bei Kleinkindern, als auch zwei Paukenröhrchen mittels eines kleinen Schnittes im Trommelfell, einsetzen. Ich erkundigte mich nach dem Ablauf der Operation und fragte gezielt nach: “Bis wann darf ich bei meinem Sohn bleiben” die klare Antwort, die keine Fragen offen ließ: “Bis er eingeschlafen ist”
Bei der Aufklärung durch die Oberärztin der Anästhesie fragten mein Lebensgefährte und ich noch einmal nach: “Bis wann wird unser Sohn durch uns begleitet?” Auch sie versicherte uns, bis er eingeschlafen ist. Am Tag der Operation war Sammy gut drauf. Er genoss sichtlich im Mittelpunkt zu stehen. Er bekam einen Saft zur Beruhigung. Leicht angeduselt, sehr lustig drauffuhr ich ihn gemeinsam mit der diensthabenden Schwester in die Schleuse vor dem OP. Dort angekommen sagte man mir, dass das Team der Anästhesie ihn gleich übernehmen würde. Ich stutzte. Eigentlich hatte ich damit gerechnet mich gleich mit umziehen.
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Tief enttäuscht
Ich glaubte zu diesem Zeitpunkt noch an einen Übergabefehler. Als das Anästhesie Team kam, stellten sie mir die üblichen Fragen. Nach fünf Minuten sagten sie: “Gut, wir nehmen ihren Sohn dann jetzt mit” während dieses Ausspruches lag bereits eine Hand auf meinem Rücken und ich wurde sanft, aber bestimmt aus der Schleuse geschoben. Zack. Tür zu.
Ich war sooo perplext, dass ich im ersten Moment starr vor Angst erstarrte. Mein Sohn? Alleine? An einem Ort, wo selbst ich Angst habe. Ohne zu wissen, was jetzt passiert. All mein Vertrauen war von ein auf dem anderen Moment zu Nichte gemacht worden. Während ich vor dem OP zitternd auf meinen Sohn wartete, stieg in mir eine unwahrscheinliche Wut hoch. Auf mich, dass ich diese Situation nicht abgebrochen hatte.
Nach 45 Minuten holten sie sein Bett, um ihn in den Aufwachraum zu verlegen. Leider übergab man mir, dass er öfters gepickt (mindestens 6 Mal) werden musste, da sich durch die Aufregung seine Venen verengt hatte. Zudem war an einer Stelle das “Mittel” para (daneben) gelaufen, weil er sich die liegende Viggo (Kanüle) durch Heftiges zappeln gezogen hatte. In dem Moment war ich einfach nur glücklich ihn wieder bei mir zu haben. Ich dachte, nicht an die Konsequenten. Eigentlich hörte ich dem Arzt kaum zu.
…
Zurück auf Station
Später zurück auf Station war man sehr freundlich. Allerdings würde ich es nicht als adäquate postoperative Pflege bezeichnen, was ablief. Hierzu gehört alle zwei Stunden die Vitalzeichen (Puls, Blutdruck, Temperatur) kontrollieren. Da seine Infusion daneben gelaufen war, hätte man auch hier präventiv arbeiten können. Hochlagern, Voltaren Verband, Kühlelemente wären verschiedene Möglichkeiten gewesen, um einer Schwellung vorzubeugen. Nun gut. Es ging ihm gut. Nichts tat ihm weh, also übernahm ich die wichtigsten Punkte der Versorgung. Die Pflege kam schon öfters mal nach ihm schauen. Puls wurde allerdings nur einmal kontrolliert und Temperatur ebenfalls nur einmal sechs Stunden nach der Operation.
Am nächsten Tag sollten wir nach Hause gehen. Leider war über Nacht der Arm dick geworden. Zusätzlich klagte Sammy schon in der Nacht über heftige Schmerzen in dem Arm, wo die Infusion daneben gelaufen sei. Ich untersuchte alles, konnte aber keine Entzündungszeichen feststellen. Nach langen Überlegungen stand für mich fest, er muss eine Art Muskelkater haben. Durch die Anstrengung beim Festhalten muss er seine Muskeln so angestrengt haben, dass sich diese am nächsten Tag bemerkbar gemacht haben. Zusätzlich sah ich am Ellenbogen einen kleinen blauen Fleck, der meine Theorie untermauerte. Der Oberarzt konnte sich leider auch keine medizinische Ursache 12 Stunden später erklären, wollte sich aber natürlich auch nicht auf meine Theorie festlegen.
Postoperative Versorgung
Selbst zu diesem Zeitpunkt wurde ihm immer noch kein kühlender Verband oder Ähnliches angeboten. Für mich an dieser Stelle ein Grund aus der Haut zu fahren. Jetzt hielt ich auch nicht mehr an mich, denn ich war zutiefst enttäuscht worden. Man hätte diese Situation SO einfach verhindern können, indem ich mit in den Vorbereitungsraum der Anästhesie gekommen wäre. Ich hätte meinem Sohn beistehen können und gut wäre es gewesen. Man “pickst” keinen Jungen unter drei Jahren über sechs Mal und sagt anschließend es wäre schwer gewesen. MAN HOLT DIE MUTTER DAZU.
Ich habe wie parallelisiert da gestanden. So perplext war ich, als man mich raus schickte. Einfach weil es anders besprochen war. Was noch schlimmer ist. Bitte bereitet auf Euch die Situation vor, dass man Euch sagt, ihr dürft mit, und es letztendlich doch nicht dürft. Seid vorbereitet, dass ihr nicht so vor den Kopf gestoßen seit wie ich. Eure Kinder brauchen Euch. Ich hoffe, dass mein Sohn mit den kleinen Einstichstellen davon kommt und es für ihn nicht DAS traumatische Erlebnis war, was wir Eltern draus machen. Oft sind wir Erwachsenen diejenigen, die vieles als noch viel schlimmer empfinden, weil wir uns vorstellen, wie es sein muss. Dabei ist es für unsere Kleinen nicht ganz so negativ.
Stopp, so nicht!
TROTZDEM. Ich bin wirklich tief traurig über das Vorgehen dieser Klinik. Im Nachhinein habe ich eine schriftliche Beschwerde eingereicht und ein Termin beim Chefarzt gemacht. Diese Situation soll, darf nicht so bleiben. Nicht für uns. Für andere Kinder.
Ihr sollt wissen worauf man Achten muss post OP und auch das es sehr wohl möglich ist sich eben umzuziehen. Wir müssen jetzt mit der Situation lernen zu leben. Ihr habt vielleicht noch die Chance gleich zu sagen: “STOPP. SO nicht!”
…
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