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Werden diese Wunden, die wir uns in unserer Partnerschaft zugefügt haben irgendwann heilen?

Mir war schon bevor ich liebte bewusst, dass ich meine ganz eigene Geschichte mit in eine Beziehung bringen würde. Ich wusste das die Trennung meiner Eltern, die Gewalt die meine Mutter in einer anderen Beziehung erfuhr und der Verlust der Frau die mir stets ihre Hand hin hielt nicht ohne Narben an mir vorüberziehen würden. Doch ich hätte niemals damit gerechnet, welch große Narben es hinterlassen würde. Niemand hätte mich warnen können und mir sagen können wie weh es tun würde Verlust oder Hilflosigkeit zu erfahren. Ich war nicht in der Lage jemanden gehen zu lassen und dachte ich wäre nur frei ohne Partner und Liebe die mich so oder so nur schwächer machen würden. Ich war ein Mädchen das relativ stark wirkte, oftmals habe ich die Momente belächelt in denen Menschen zu mir sagten: „Da haben Sie aber schon einiges miterleben müssen in ihren jungen Jahren“ Ich fragte mich dann immer: „Hab ich das?“ Immer wenn diese Momente aufkommen spiele ich wieder mein altes Spiel das man mir so exzellent beigebracht hat. Nach schlimmen Nächten in denen meine Mutter viel einstecken musste, viel weinte und schrie stand ich Morgens auf, machte mich fertig und lief zur Schule, immer mit einem Lächeln auf den Lippen egal wie schlimm die Nacht gewesen war. In der Schule war ich wie jedes Kind, nicht groß anders, ich belächelte die Geschehnisse zu Hause.

Nach der Schule spielte ich endlos lange vor der Tür, kam nicht nach Hause, sagte meiner Mutter nicht wo ich mich aufhielt. Sie sollte sich bemühen mich zurück zu holen, doch ich spielte so lange bis ich von alleine nach Hause ging. Als meine Schwestern kamen waren wir die Familie die ich mir immer gewünscht hatte. Sonntags aßen wir gemeinsam, spielten und lachten, nie hatte ich mir in meinem Leben etwas mehr gewünscht als das. Als meine Oma starb war ich 14, mit ihrem Tod begann die Fassaden zu bröckeln. Unsere Familie löste sich auf und nach sehr kurzer Zeit gab es nur noch das eine Lager und das andere.

Mein Stiefvater verließ uns und so war es auch um diese Familie geschehen, von nun an waren wir alleine. Zurück blieben meine Mutter, zwei kleine Kinder und ich. Irgendwo zwischen all den Menschen versuchten wir unsere Familie zu finden. Alle gingen. Ich blieb und betete. Tag ein Tag aus betete ich zu Gott, dass er mir meine Freundin, meine Familie, meine geliebte Oma zurück bringen sollte. Ich hasste ihn dafür, dass er mir das einzig gute im Leben nahm – meine einzige Vertraute. Die einzige Frau, die immer für mich einstand und mich beschütze. Noch heute kommen mir die Tränen wenn ich an sie denke und an das Gefühl jemandem bedenkenlos vertrauen zu können. Seit sie weg ist, ist alles anders.

Irgendwann meinte jemand zu mir ich muss sie endlich ruhen lassen, sie in Frieden gehen lassen. Sie ihren Frieden finden lassen und das habe ich getan. Dieses Jahr habe ich nach 13 Jahren das erste Mal an ihrem Todestag nicht geweint. Und doch frage ich mich oft was aus mir geworden wäre, wäre sie noch da. Seit sie nicht mehr ist belächle ich nichts mehr, seitdem trifft es mich mit voller Wucht – alles. Ich war nie so stark allein auf eigenen Füßen zu stehen, habe mich oft größer gemacht als ich war. Ich wollte die Welt verändern, aber nur in der Hoffnung das sie mich verändert. Manchmal weiß ich nicht ob ich je stark genug sein werde einen Mann an meiner Seite zu halten, zu groß ist meine Angst das er geht. Zu groß ist der Schmerz, wenn es Streit gibt. Manchmal habe ich das Gefühl der verzweifelte Wunsch nach einer großen Familie vernebelt meine Sicht auf Liebe, Partnerschaft, Freundschaft.

Ich verstehe die Liebe nicht, schon als Kind war sie mir ein Rätsel. Zu viel tat weh, zu wenig tat auch nicht gut und ein Mittelding gab es nicht. Ich erstellte Fragebögen für meine Eltern, die mir die Liebe verdeutlichen sollte, doch bis heute habe ich die damaligen Abgründe nicht verstanden. Die Liebe hat mich verändert. Sie hat mich stumm gemacht. Sie hat mich an einen Abgrund heran geführt, an den ich nie treten wollte und das immer und immer wieder. Bei jedem Streit, bei jedem Weggehen stehe ich wieder an diesem Abgrund, an dem ich nie wieder stehen wollte.

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