Noch ca. 13 zehn Wochen bis zur nächsten Geburt. Langsam spüre ich sie wieder – die Narben, die meine letzte Geburt bei mir hinterlassen hat. Dabei bin ich kein Mensch, der stumm erträgt. Ich gehe auf Ursachenforschung. Suche Schritt für Schritt die Ursachen. Gehe penibel vor um die all die bösen, negativen Gedanken zu finden, die mir die Geburt meines ersten Kindes als mein persönliches Versagen suggerieren. Seit einer Woche sind meine Nächte begleitet von schlimmen Albträumen. Eins haben Sie alle gemeinsam – sie beinhalten jede Menge persönliche Enttäuschung. Grund genug um die letzte Geburt hinter mir zu lassen. Es wird endlich Zeit dem neuen Leben positiv gegen überzutreten. Denn wenn ich eins gelernt habe in dieser Schwangerschaft, dann das jedem Wunder neue Hürden und Wege gegenüberstehen.
Also was macht es mir so schwer, die letzte Geburt als das hinzunehmen, was sie war? Eine Geburt, bei der ich alles Menschen mögliche versucht habe, um mein Kind natürlich auf die Welt zu bringen. Letztendlich ist es nach ein paar Stunden aufgrund eines Geburtsstillstandes zu einer sekundären Sectio gekommen. Ein Eingriff, den ich mehr als alles andere auf dieser Welt vermeiden wollte. Ich habe gekämpft wie eine Löwin, aber am Ende siegten die Ärzte.
Ja so fühlt es sich an. Wie ein Versagen, ein Überreden seitens der Ärzte auf ganzer Linie. Bis heute hat mich nie das Gefühl losgelassen, dass ich selbst hätte mehr tun können. Ich hätte gerne mehr mit den Hebammen zusammengearbeitet.Hätte gerne mehr von dem verstanden, was da gerade in mir und um mich herum passiert. Als mich von Ärzten verrückt machen zu lassen, dass die Geburt ohne einen Kaiserschnitt zum Scheitern verurteilt ist.
Ich habe mich überreden lassen. In einem Moment, als die Schmerzen so groß waren, dass ich sie nicht mehr ertragen konnte. Zudem fanden die jahrelangen Worte meiner Mutter: “Wir sind nicht für eine natürliche Geburt geboren” in meinem Unterbewusstsein gehör.
Immer wieder gehe ich jede einzelne Minute der Geburt durch. Hätte ich anders reagieren können, sollen, müssen? Hätte ich den Lauf der Dinge beeinflussen können, wenn es anstelle X anders gelaufen wäre?
Eine Geburt verändert Frauen. An mir ist sie mit Sicherheit nicht spurlos vorübergezogen. Dieser Eingriff. Diese zweit größte Bauchoperation, die am Körper einer Frau durchgeführt werden kann, hat eine Narbe hinterlassen. Nicht nur die, die für jeden sichtbar am unteren Rand meines Bauches wunderschön und präzise vernäht sichtbar ist. Nein auch auf meiner Seele. In meinem Inneren. Das, was Ärzte erst hinter ihrer Notwendigkeit und ihrem eigenem Interesse wahrnehmen.
Aber wisst Ihr, was das Schöne an Narben ist? Sie können heilen. Wir können lernen sie positiv umzusetzen. In neues Gewebe. In neue Kraft. Am Ende des Weges haben wir die Chance wieder ein Stück mehr über uns zu erfahren. Und irgendwann, zu irgendeinem Zeitpunkt haben wir die Chance uns selbst zu heilen.