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Meine viel zu tiefe Narbe nach meiner Kaiserschnitt-Geburt

Heute ist ein regnerischer Tag, gerade an solchen Tagen schmerzt meine Narbe immer sehr. Welche Narbe? Die Narbe unterhalb meines Bauches durch die mein Kind geboren wurde, während ich mit meiner Atmung kämpfte. Ich habe alles versucht um genau das nicht erleben zu müssen, habe mit vier verschiedenen Ärzten vor der Geburt diskutiert und versucht ihnen zu erläutern, dass ich eine natürliche Geburt bevorzuge. Wie eine Löwin habe ich gekämpft, nicht einmal nur für die Vorteile des Kindes, sondern für mich als Mutter und den Abschluss dieser Schwangerschaft. Ich war es die diese Geburt miterleben wollte und Teil des Ganzen sein wollte.

Stattdessen lag ich auf einem engen, kalten Op-Tisch in einem kühlen Raum mit unwahrscheinlich hellen Lampen und zu vielen Menschen die allesamt immerzu irgendetwas wollten. Mir war eiskalt und während die Anästhesistin mich anschrie das ich einen Rundrücken zu machen habe, kullerten Tränen über meine Wangen. Währenddessen saß das wartende OP-Team vor mir die um Mitternacht loslegen wollten. An seine ersten Schreie kann ich mich nicht erinnern, ich war nicht da. Doch irgendetwas in mir schien mich zum weiteratmen zu motivieren, zu lang war der Weg um jetzt aufzuhören, zu groß war die Sehnsucht nach dem kleinen Wesen dem ich zehn Monate ein zu Hause gegeben hatte. Immernoch schmerzt die Narbe unterhalb meines Bauches, vor allem an solch nass-kalten Tagen wie heute. Die Schmerzen erinnern mich wieder an diese Zeit, an meine Sehnsüchte, an diesen großen Wunsch auf dessen Erfüllung ich vielleicht noch einmal hoffen kann. Manche Frauen die ihr Kind durch einen Kaiserschnitt zu Welt bringen werden, auch heute noch, verurteilt. Einer der größten Vorwürfe: Die Geburt sei durch den Eingriff keine „richtige“ Geburt. Dieser Vorwurf streut, völlig zu unrecht, Salz in bereits bestehende Wunden.

Meiner Meinung nach hat jede Mutter ein Recht auf ihre individuelle Geburt. Auf ihren Wunsch, denn es ist ihr Leben. Ihre Gefahr und ihre Chance auf eine selbstbestimmte Mutterschaft. Ich möchte nicht, dass es anderen Müttern so ergeht wie mir und sie mit ihrer Geschichte offenen Wunde durch die Welt laufen müssen. Ich sitze hier und weiß nicht was mehr schmerz?! Der psychische oder der physische Schmerz?

Wenn es soweit sein sollte das ich eine neue Chance bekomme, wird es keine Hebamme mehr geben die mich durch die Wochen vor der Geburt begleitet, die sich meine Geschichte anhört und zu einer Wegbegleiterin dieser Zeit wird. Aber gerade das brauche ich in einer Schwangerschaft, jemanden dem ich bedingungslos vertrauen kann, damit die Hebamme während der Geburt die richtige Entscheidung treffen kann, wenn ich nicht mehr dazu in der Lage bin. Sollte es erneut ein Kaiserschnitt sein, wäre ich beruhigter eine Weggefährtin mit im Raum zu wissen. Ich glaube, dass ich es mit einer erfahrenen Hebamme an meiner Seite schaffen könnte meinen Wunsch einer natürlichen Geburt zu erfüllen. Es fühlt sich beinah an wie eine Geschichte die bereits geschrieben steht, der man es aber verweigert in die Welt getragen zu werden, weil das passende Material fehlt. Ich möchte mich einfach nicht der alleinigen Meinung der Ärzte ausgeliefert sehen. Während Samuels Geburt hat die Hebamme gewechselt, doch so gern ich die zweite hatte so unerfahren und überfordert war sie mit mir. Die erste hat mich begleitet, hat mir beigestanden sowie Ruhe und Sicherheit gegeben. Die zweite hat mich nervös, unsicher und wütend gemacht.

Ich habe nur noch eine Chance, noch ein weiterer Kaiserschnitt und die folgenden Geburten würden nur noch mit Kaiserschnitt durchgeführt werden können. Ich möchte mir als Frau diese Entscheidung nicht von geldgeilen, dickbäuchigen Männern abnehmen lassen, die mehr das Finanzwesen ihrer Krankenkassen in den Augen glitzern haben, als das Wohl ihrer Patienten. Ich hasse unsere Welt dafür, das solche Fragen überhaupt zur Diskussion stehen. Das wir ernsthaft darüber diskutieren müssen, ob eine Beleghebamme, eine freiberufliche Hebamme sinnvoll oder zu kostenintensiv ist, welcher Mensch nimmt sich das Recht heraus über solche Dinge urteilen zu dürfen? Wenn ich wieder so eine Geburt erlebe bzw. wenn ich keine Hebamme bei meiner nächsten Geburt an der Seite habe, weiß ich schon jetzt dass ich mir Hilfe suchen muss um neues Vertrauen aufzubauen. Und wer weiß welche Kosten diese Therapie verursacht im Gegensatz zu einer freiberuflichen Hebamme?

Denn so ist es doch immer im Leben, nimmst du auf der einen Seite etwas weg, kommt es auf der anderen Seite dazu!

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