Es gibt Tage an denen ich wutentbrannt vor meinen Kindern stehe, während ich mir denke: “Warum bist nur wieder so schrecklich empfindlich?” Ein Teufelskreis meiner Gefühle. Denn je wütender ich werde, desto mehr verabscheue ich mich selbst dafür. Die letzte Zeit habe ich mich immer häufiger gefragt, woher diese Wut kommt. Ein Indiz für zu viel Arbeit? Ein Ausdruck meiner Überforderung mit zwei Kindern? Fragen über Fragen. Keine klare Antwort.
Das Gefühl nach einer Auszeit für mich habe ich ständig. Vor allem mit einem Stillkind an der Brust merke ich mein Verlangen nach einem Wellnesstempel. Kommt daher diese uneingeschränkte schlechte Laune? Vor ein paar Tagen dachte ich: “So etwas Schlechtes wie Dich als Mutter findest Du kein zweites Mal auf dieser Welt” als mein Sohn, um 12 Uhr mittags in seinem Schlafanzug zu mir in Jogging Klamotten, ungekämmt und ungewaschen aufs Sofa stieg und mir fröhlich zwitschernd um den Hals viel.
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“Mama lieb”
Es war wieder einer dieser Tage, an denen ich ganz besonders mies drauf zu sein schien. Sammy stand erst gegen 10 Uhr aus dem Bett auf. Gefrühstückt hatten wir gerade Mal um 11 Uhr. Bis 12 war noch lange keiner fertig. Dabei aßen zu dieser Zeit doch viele schon zu Mittag. Ich konnte diese Situation nicht genießen. Zu sehr spukte in mir der Gedanke umher, wo wir jetzt alles sein könnten. Was wir zu dieser Zeit alles erleben könnten, wenn ich nicht so furchtbar langsam wäre.
Durch Zufall fand mein Sohn auch noch ein Stück Schokolade, welches dem Fass den Boden weghaute. Ich wurde so sauer. Doch Moment! Warum eigentlich? Weil man das nicht macht? Oder, weil andere mein erzieherisches Verhalten verwerflich finden könnten? Ja, da war was dran. Es ging überhaupt nicht um mich. Meine Einstellung zum Thema Schokolade. Der einzige Gedanke, den ich schnur-stracks in meinen Gedanken verfolgte war: “Das macht man nicht”
Diese ganze Wut
Plötzlich viel mir meine ganze Wut wie Schuppen von den Augen. All die Vorsätze, die ich mir mit zwei Kindern gemacht hatte. Du musst stille, Du musst jeden Tag etwas unternehmen, Du musst jeden Tag gesund kochen, Du musst dafür sorgen, dass Dein Baby nie schreit, Du musst, Du musst, Du musst … bei all dem “DU MUSST” habe ich meine Werte. Meine Seele ausgeblendet. Mir war es nicht mehr wichtig, dass ich Tage in denen man bis mittags im Schlafanzug bleibt, Höhlen baut und viele kleine Snacks isst liebe. Fremdgesteuert lebte ich Werte, Dogmen, die fremde Menschen für richtig erachten.
An diesem Tag fing ich an auf das zu hören, was mein inneres mir sagte. Ich blieb liegen, wenn ich das Bedürfnis dazu hatte, im Bett zu bleiben. In diesen Stunden, in denen ich gewöhnlich alle fertigmachte, um letztendlich drei fix und fertig gestriegelt und geriegelte Kinder an der Tür stehen zu haben, tobte ich mit meinem Sohn oder kuschelte mit meiner Tochter, während der Große gedankenverloren in seinem Zimmer spielte.
Nicht perfekt, aber Echt
Während wir nur eine Schale einfaches Müsli, statt die selbst gebackenen Quarkbrötchen mit reichlich Obst zum Frühstück aßen, las ich Geschichten von starken Prinzen vor. Wir verloren uns für Minuten in einer Traumwelt. Einer besseren Welt. Einem Moment, den wir für uns entschieden hatten.
Neben all dem gab es auch Momente, in denen ich Mal auf mein Handy schaute, oder eine halbe Stunde an den Computer ging. Mit nur einem Unterschied: Ich tat es bewusst. Die Verurteilung für meine Leidenschaft überließ ich anderen. Die letzten Wochen lebte ich die Erziehung, die ich für meine Kinder für richtig halte. Ich habe das Ruder wieder in die Hand genommen. Diese Mutter, die ich heute bin, während ich diese Zeilen tippe ist nicht perfekt, aber glücklich.
Meine Kinder bekommen viel mit auf den Weg, was sicherlich nicht gut für sie ist. Dennoch schenke ich ihnen etwas, dass mit Geld nicht zu bezahlen ist: Geborgenheit! Unendliche tiefe Liebe. Nicht ambivalent. Nicht falsch. In einem Leben, in dem ich als Mutter glücklich bin, kann ich meine Kinder stärken, ihnen eine geborgene Kindheit schenken ohne unerklärliche Wut über Dinge, die nicht aufzuhalten sind.
Selbst wenn es nicht perfekt ist, IST ES ECHT!
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Sehr gut geschrieben und es projiziert so gut auch meine Gedanken und Gefühle die mir auch oft Angst einjagen, ich könnte keine gute Mutter sein… ich habe vor Monaten schon entschieden, mir ist egal was andere Mütter im Kindi hinter meinem Rücken reden! Meine Kinder sind immer sauber, haben gute Zähne (trotz viel genasche) und können bitte / Danke sagen! Wichtig ist dass sie glückliche Kinder sind und wir lachen viel. Das ganze bio hier und Blabla da! Mir egal!! Denn!… ich weiß, für meine Kinder bin ich die beste Mama der Welt, und nur das zählt ❤️ LG
Liebe Bella,
vor ein paar Tagen habe ich in der Spielgruppe meines Sohnes mit aufgepasst. Eins ist mir beim abholen der Mütter von ihren Kindern aufgefallen, so schön auch ihr Tag mit mir war – über Mama hat sich jeder der Kinder mehr als nur ein bisschen gefreut. Jede Mama ist für ihr Kind wirklich DIE PERFEKTE MAMA.
Alles Liebe, Alina
Liebe Alina,
du sprichst mir mit deinem Beitrag wirklich aus der Seele. Wenn es um den Nachwuchs geht, dann muss man sich in manchen Situationen wirklich zusammenreißen, um nicht die Nerven zu verlieren. Dies erfordert Stärke, welche sich meiner Erfahrung nach jedoch in der Tat erlernen lässt.
Ich verfolge deinen Blog schon seit längerem und muss sagen: Top! Ein sehr schöner Familienblog, der sehr interessante Einblicke in euer Privatleben bietet. Mach auf jeden Fall weiter so!
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
Morganne R.
Liebe Morganne,
vielen Dank für dein Feedback. Ich finde es immer wieder schön Eure Meinung zu dem was, ich schreibe in Erfahrung bringen zu dürfen. Vielen Dank für Deine offenen Worte.
Einen schönen dritten Advent noch für dich und deine Lieben.
Alina