Vor kurzem gab es erst eine Blogperade zu dem Thema Mama am Handy, wie viel Smartphone ist okay und auch ich habe mich vor kurzer Zeit schon mit diesem Thema auf eine etwas andere Art befasst.
Und noch immer scheinen in mir Dinge weiter zu leben die nicht gesagt sind. Was mich letzendlich dazu bewegt hat nocheinen Text dazu zu schreiben. Was sicherlich auch aus meinen Erfahrungen meiner Handy freien Zeit heraus enstand.
So kam es primär erst einmal dazu, nachdem ich einen Text in der Huffpost zu diesem Thema gelesen habe, diverse Fragen und Gefühle stiegen in mir hoch. Selten erlebe ich es, dass in mir negative Gefühle hoch kommen, wenn ich andere Texte von anderen Bloggern oder ähnlichem Lese, aber dieses Mal konnte ich den Text nicht wirklich verstehen.
Vor allem ein Satz stieß mir auf:
„”Mami, guck mal!” Sie stürzen sich quietschend vor Vergnügen die Rutsche runter, schreien “Mami, guck mal!” Sie klettern die Leiter hoch, um nochmal zu rutschen und rufen “Mami, ich will, dass du guckst!! Mami, guck! Mami! Mami!! MAMI!!!!”
Aber Sie schauen nicht hin… weil Sie Ihr Smartphone in der Hand haben — Facebook oder Emails checken oder Pinterest.
Sie schauen nicht hin… weil Sie jeden einzelnen Moment zugeschaut haben, was Ihr Kind tut, bevor Sie am Spielplatz angekommen sind. Sie haben alles gesehen. Jedes. Einzelne. Ding. …“
Vielleicht habe ich den Konsens des ganzen nicht ganz verstanden, das mag ich nicht leugnen, dennoch kann ich es nicht verstehen wie man die Handyzeit im Beisein seines Kindes so geschlossen befürworten kann und auf dieses Rufen bewusst verzichtet.Auch wenn das Kind ruft und wir schon tausend Kleinigkeiten am Tag beobachten, kommentiert, gelobt und gesehen haben müssen wir doch dem Rufen unserer Kinder Gehör und Augen schenken und uns nicht in letzter Instanz für unser Mobiltelefon entscheiden. Für die soziale Welt.
Gerade weil ich nicht frei von dieser Thematik bin und selbst öfter, als mir Lieb ist auf dieses Ding schaue sehe ich die Problematik noch schärfer, als ohnehin schon. Ich weiß wie schwer es ist das Handy weg zu legen, wobei man doch nur eben diese Mail noch beantworten könnte. Oder nur mal eben abklären wer einkaufen geht oder nicht. Durch das Handy sind diverse Dinge einfacher geworden, unkomplizierter, schneller.
Doch nicht ohne Grund sind wir in unserer Gesellschaft permanent gestresst und stehen allesamt kurz vor einem Burn Out. Das neue Krankheitsbild unserer Gesellschaft, dass es eigentlich gar nicht zu geben scheint und doch stehen wir alle am Rand einer Klippe die zunehmend schmaler zu werden scheint.
Ich denke, die ständige Erreichbarkeit trägt zu großem Teil dazu bei, denn wir schalten nur noch selten ab. So habe auch ich ein Wahnsinns Angebot. Eine Flatrate bei Simyo für insgesamt 12 Euro im Monat die meine Bedürfnisse mehr als gut abdeckt. Ich habe keine hohen monatlichen Kosten, kann meinen beruflichen Dingen bequem nachgehen und dazu noch in hohem Maß telefonieren und schreiben mit einem super Empfang. Was erwartet man mehr? Nichts! Also können wir doch ohne schlechtes Gewissem unseren sozialen Bedürfnissen nachgehen oder? Alle Wünsche sind zu meiner vollsten Zufriedenheit erfüllt. Bis auf eins!
Der offline Modus
Ich schalte nicht mehr ab. Bin nur noch erreichbar und angespannt.
Das Handy hat nichts mit unserer Anspannung zu tun?
Das Kind ruft nach mir und ich habe es verdient meine Mails zu checken. Das ist meine freie Zeit? Andere sitzen hinter ihren Zeitungen, ich vor meinem Handy: warum ist das eine okay, das andere nicht?
Allein die Tatsache, dass das eigene Kind nach einem ruft und wir nicht in der Lage sind diesem nachzukommen ist traurig und landet im Unterbewusstsein. Als mein Kind damals nach hinten fiehl und kurze Zeit das Bewusstsein verlor, während ich am Handy saß, ist dies nicht spurlos an mir vorübergezogen. Ich hätte es nicht ändern können, es wäre in jedem Fall genau so – trotzdem passiert und dennoch bekommt die Situation einen ganz anderen Beigeschmack, wenn ich erzähle, dass ich, während mein Sohn fiel, mit meinem Handy beschäftigt war.
Die Situation die alles veränderte
Ich glaube, wenn nicht vor ein paar Wochen folgendes passiert wäre: Ich saß mit meinem kleinen Mann zusammen in seiner kleinen Ecke und wir spielten und lachten – bis ich eine Mail bekam, die ich für wichtig empfand. Ich öffnete mein Postfach und dachte, dass ich dies aus guter Berechtigung tue, denn ich hatte schon meinen ganzen Tag – meinem Sohn gewidmet. Dies war einer dieser Tage an denen ich ihn nicht absetzen konnte. Er wollte nicht schlafen, nichts war gut genug, außer Mama. Doch in dieser einen Minute wollte ich eben einmal diese eine Mail in Ruhe beantworten. Ich hatte enormen Druck, weil ich nichts geschaft hatte – bisher. Weder gearbeitet, noch einen Beitrag auf meinem Blog veröffentlicht – Ich fühlte mich leer, weil ich “nur” entertaint hatte.
Als mein kleiner Mann mich dann noch daran hinderte diese eine Mail in Ruhe zu lesen ging ich hoch wie eine Rakete. Ich fühlte mich von null auf hundert gestresst, überreizt und im Stich gelassen. Alles fiel wie ein Kartenhaus über mir zusammen. Mein Handy überlebte diesen Tag nicht.
Mini und ich vertrugen uns wieder
Mein Handy lag dort in tausend kleiner Splitter und mit diesen tausend kleinen Splittern hatte ich auf einmal wieder das Gefühl atmen zu können.Endlich konnte ich wieder frei durch atmen. Frei atmen. Keiner störte mich mehr. Vier Wochen war ich insgesamt ohne Handy und es fehlte mir in keinster Weise, denn ich war frei und ungebunden.Manchmal fragte ich mich was wohl meine “Freunde” bei Instagram machten und all meine neu gewonnen Bekanntschaften. Manchmal bekam ich sogar Angst, dass niemand mehr da sein würde, wenn ich das Handy wieder hatte. Doch am Ende eines Tages spürte ich keine Anspannung und ich hatte nicht das Gefühl, dass ich nicht genug getan hatte.
Die Zeit die ich draußen war konnte ich so genießen wie sie war. Ich nahm wieder ein Buch mit ins Cafe und wenn der Kleine schlief saß ich gemütlich bei einer Tasse Kaffee im Cafe nebenan und las.
Etwas wozu ich nie gekommen war, da es irgendwann einen Zeitpunkt gab an dem ich andere Dinge für wichtiger empfand. Irgendwann ließ ich das Buch ganz zu Hause und widmete mich meinem Handy.
Während Mini und ich spielten gab es nur uns, denn ich war nicht mehr auf der Jagd nachdem besten Foto, nachdem besten Moment, den Moment den ich unbedingt in meinen Erinnerungen behalten wollte, weil mein Sohn so schnell groß wurde.
Ich speicherte fortan diesen einen besonderen Moment ganz allein in meinem Herzen.
Es war eine schöne Zeit – wirklich.
Zurück zur Normalität
Inzwischen ist das Handy repariert und wir auf dem Weg zurück zur Normalität.Natürlich ist es gut ein Handy für den Notfall bereit stehen zu haben. Für kurze Anrufe etc, aber wir in unserer heutigen Generation managen inzwischen unser Leben über das Smartphone. Wir halten in ihm Erinnerungen fest, Termine und Gedanken und sind aufgeschmissen, wenn es mal kaputt ist.
Kannst du noch ohne Handy leben?
Ja? Dann schalt es ab? Leg es eine Woche in die Ecke und erzähle mir deine Erfahrungen? Ist es wirklich nur ein Handy, das uns zusteht, weil wir es brauchen? Oder raubt es uns die Zeit?
Wir brauchen Zeit für uns – das ist klar, aber ich glaube nicht, das wir sie uns nehmen, wenn wir zwischenzeitlich mal unseren Bedürfnissen nachgehen und die Zeit am Handy verbringen, denn so sind wir ständig ONLINE.
Im Übrigen finde ich nicht, dass es ein guter Vergleich ist, dass lesen einer Zeitung mit dem lesen am Handy zu vergleichen, denn als Kind gab für mich keine nervigere und schlimmere Zeit, als wenn mein Papa hinter seiner Zeitung verschwand.
Wir haben nur diese eine Zeit gemeinsam mit unseren Kindern, sollten wir die nicht auch nutzen?
In Liebe Eure Alina
Bilder Pixabay.de
Danke für den Einblick in die Erfahrungen, die du zu dem Thema gemacht hast! Ich denke auch, dass die ständige Erreichbarkeit uns oft mehr belastet, als wir es uns eingestehen. Und das bekommen dann natürlich auch unsere Kinder mit…Ich versuche immer wieder ganz bewusst Handypausen einzulegen :) Selbst wenn es nur für einen halben Tag ist, merke ich sofort, wie gut das tun kann :)