Es ist kalt. Der Wind weht. Die Bäume verlieren zunehmend ihre Blätter. Von drinnen, meinem Warmen zu Hause, beobachte ich das Spektakel des Winters. Im Hintergrund höre ich, wie meine beiden Kinder gemeinsam spielen. Müsste ich mich festlegen, würde ich wohl sagen, dass sie Mutter-Vater Kind spielen. Ich verliere mich in meinem Geiste in dem Treiben des Geschehens um mich herum. Lausche den Klängen von Kinderstimmen. Denke über die magische Zeit des bevorstehenden Winters nach. Das alles, obwohl ich eigentlich ein paar Beiträge niederschreiben müsste.
Bald stehen ein paar wichtige Abbuchungen an. Um so wichtiger, dass ich mich hinsetze und schreibe, denn seit ein paar Monaten habe ich endlich den Schritt gewagt und arbeite als Vollzeitbloggerin. Diese Zeilen fühlen sich zugleich komisch, als auch unfassbar befreiend an. Nie wollte ich etwas anders als schreiben. Bereits als kleines Mädchen fanden sich all meine Gedanken auf Papier nieder. Aus einem weißen Blatt wurde so schnell mehr.
Gedanken über Gedanken fanden auf kahlem Papier nach und nach ein zu Hause. Stets mein Weg meine Seele zu heilen. Nach vorne zu blicken. Nie zurück. So schwer es manchmal sein mochte, als Kind das Geschehen anzunehmen. Meine Worte, mein Talent meinem Innern Ausdruck zu verleihen, halfen mir darüber hinweg. Tatsachen, die nicht selten meine ganze Welt ins Wanken gebracht haben, lösten sich auf. Ich wurde zu der Frau, die ich heute bin.
In meiner schulischen Laufbahn kam ich allerdings nie über das schlechte Mittelmaß hinweg. Es reichte gerade so zum Weiterkommen, aber nie für das, was ich mir beruflich wünschte. ein Journalismus Studium rückte mit jedem Schuljahr in weitere Ferne. Mein Abitur beendete ich letztendlich mit einem NC von 3,8. Ich hatte es gerade so gepackt.
Was tun, wenn es nach der Schule für nichts, was man gerne machen möchte, reicht? Ich machte eine längere Pause. Versuchte mich zu finden. Neu zu orientieren. Letztendlich schlug ich den gleichen Weg, wie mein Vater ein. Ich ging in die Pflege. Absolvierte eine gute Ausbildung. Kam endlich aus dem Mittelmaß heraus. Praktisch wurde ich zu einer der besten Schülerinnen. Für Menschen da zu, sie in einer Ausnahmesituation zu begleiten, dort abzuholen, wo sie sich emotional befanden, war mein Talent. Trotz allem verlor ich nie das Bewusstsein für Nähe und Distanz. Eine weitere Gabe, die mich nicht nur bei Patienten, sondern auch im Team sehr beliebt macht.
Trotz schwieriger Momente. Dem an den Kräften zehrenden Schichtdienst und dem Bewusstsein, nach der Gründung meiner eigenen kleinen Familie, einer recht katastrophalen Vereinbarung von Beruf und Familie, liebte ich das, was ich tat. Es war okay für mich Krankenschwester zu sein. Ich kam im Leben an.
Doch dann?
Als ich mich in der Elternzeit mit meinem ersten Sohn befand, wurde ich aufmerksam auf die Suche nach einer Bloggerin für ein Fitnessunternehmen, das Mütter nach der Geburt ihrer Kinder wieder in alte Formen bringt. Sie waren auf der Suche nach einer motivierten Mama, die Lust und Freude daran hatte einen eigenen Blog ins Leben zu rufen, um ihre erfolge beim Training zu schreiben. Da war er wider: der unstillbare Wunsch – zu schreiben.
Sollte ich es wagen und Bloggerin werden?
Nach vielen Überlegungen, Gesprächen mit meinen Freunden und Verwandten wagte ich das Abenteuer und sendete meine Bewerbung ab. Ich schaffte es. Mein Blog wurde ins Leben gerufen. Die ersten Beiträge streichelte meine Seele. So gut tat es, sich in Texten zu äußern. Ich spürte mit jeder Faser meines Körpers, wie sehr ich begann, dass was ich tat zu lieben. Ab und an machte mein Freund Witze und sagte: “Stell Dir mal vor, Du könntest hiervon leben?” Während mein Herz bei seinen Äußerungen immer kleine Hüpfer veranstaltete, wusste ich im Innern, dass dies niemals Realität werden würde.
Bereits nach einem halben Jahr kam die erste Anfrage, ob ich nicht Lust hätte ein Produkt zu testen. Nach weiteren zwei Monaten, die erste Anfrage, ob ich nicht Lust hätte für 5o Euro einen kleinen Text über ein Unternehmen zu schreiben. Nach und nach wurden es immer mehr Anfragen. Mit der Zeit nahm der Blog so viel Zeit in Anspruch, dass ich meine Stelle reduzieren musste und dann die alles entscheidende Frage meines Partners in der zweiten Elternzeit mit meiner Tochter: “Willst Du es nicht wagen, Deinen Traum vom Schreiben endlich zu leben?”
Vier Jahre gibt es mein kleines Baby bereits. Inzwischen sitze ich jede freie Minute am Blog. Wenn ich wollen würde, gäbe es Arbeit für 24 Stunden pro Tag. Es ist ein Fulltime-Job, den ich von Herzen liebe. Ich lebe meinen Traum. Während ich also nun hier sitze, denke ich zurück an das kleine Mädchen, das sich schon damals in die Welt des Schreibens flüchtete, um das Leben zu lieben. Wie sie dort saß mit pochenden Herzen, weil sie solch eine Freude dabei verspürte schöne Sätze niederzuschreiben. Wie sie nie was anderes wollte, als das.
Ich glaube, im Innern hat dieses Mädchen nie aufgehört an ihrem Traum festzuhalten. An der Gewissheit, dass mit wirklich harter Arbeit vielleicht jeder Wunsch die Chance auf eine Erfüllung hat.
Eure Alina!
Dieser Beitrag ist Teil der #DeinWeg Kampagne von Ergo.