In rund einem Monat ist es soweit, beide Kinder gehen in die Betreuung. Ein großer emotionaler Schritt. Er erfordert sicherlich eine große Umstellung in meinem Innenleben. Nichtsdestotrotz ein Weg, den wir sicherlich emotional bewältigt bekommen. In aller erster Linie möchten wir auf unsere Kinder hören. Sie uns genau anschauen, um zu sehen, was die neue Betreuung mit ihnen macht. Ob es ihnen gut geht.Wir würden gerne unser Herz sprechen lassen. Nicht die Vernunft. Ich denke, mit diesem Zeigefinger, werden wir am Ende für unsere Kinder den richtigen Weg einschlagen.
Der Umstand, der mir noch viel mehr Bauchschmerzen bereitet ist die zusätzliche finanzielle Belastung, die mit einem Betreuungsplatz hinzukommt. Es ist paradox. Auf der einen Seite müssen beide Eltern arbeiten gehen, um Wohnung, Essen, Freizeit und Kleidung bezahlen zu können. Auf der anderen Seite bereitet einem die zusätzliche Belastung Probleme. Nur ohne Betreuung überhaupt kein Geld. Mit Betreuung Geld plus Belastung.
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“Wir hatten rein gar nichts”
Als unser erster Sohn auf die Welt kam, hatten wir rein gar nichts. Ich kam gerade aus der Ausbildung. Mein Freund befand sich noch in der Ausbildung. Wir sind in eine schöne Wohnung von meinem Stiefvater gezogen, was uns wirklich gerettet hat. Unterm Strich hat unser Geld gerade so zum Überleben gereicht. Zwischenzeitlich hatte ich sogar drei Jobs, was letztendlich zu einer extremen Stressreaktion meines Körpers geführt hat. Die Belastung, der Druck Geld haben zu müssen, um mein Kind ernähren zu können, legte sich wie ein dunkler Schleier über unsere Familie.
Wir haben zwar Wohngeld, Kinderzuschlag und all das, was man noch zusätzlich beantragen kann, versucht zu bekommen, aber am Ende hatten wir keine Chance. Warum? Ich weiß es nicht, denn laut einer Tabelle lebten wir zu dritt am Existenzminimum. Auf Nachfrage bei den Ämtern, warum sie unsere Äntrage ablehnten, hatten wir genug Geld.
Inzwischen hat sich unsere Situation verbessert. Mein Freund ist aus der Ausbildung raus. Mein Blog steht auf eigenen Füßen, für mich der größte Segen überhaupt. Ich konnte die letzten Monate zu Hause bleiben und musste trotzdem keine Angst mehr davor haben, morgen nichts zu Essen Daheim zu finden. Nicht zu wissen, ob man seinem Kind ein Mittagessen zubereiten kann, ist mit unter wirklich das schlimmste Gefühl, das ich je in meinem Leben erfahren musste.
Schlaflose Nächte
Umso größer ist meine Angst, ob wir erneut die zusätzliche Belastung, die unsere Betreuung kosten wird, finanziell bewältigt bekommen. Denn ja, etwas Geld ist natürlich da. Geld, das von der Stadt anhand einer Tabelle berechnet wird. Unter einem Brutto Einkommen von 10.000 Euro im Jahr für ein Elternteil oder 20.000 Euro für Beide oder alleine, wenn Alleinerziehend, ist die Betreuung in unserem Kreis kostenlos. Alles was drüber ist wird gestaffelt berechnet. Nur leider sind Wohnungen inzwischen sehr teuer. All die Dinge, die von einem Lebensunterhalt bezahlt werden müssen, kosten Geld. Bei uns reicht es gerade so zum Leben. Ob es am Ende auch für mehr reicht, werden wir sehen. Fakt ist, ich mache mir Sorgen. Habe schlaflose Nächte. Sogar etwas Angst. Also, sitze ich am Schreibtisch und rechne. Hin und her. Rauf und runter. Ohne auch nur einen Ansatz einer Lösung zu finden. Ich muss arbeiten, um Geld zu verdienen. Also bin ich auf die Betreuung meines Kindes, die eine zusätzliche Belastung dastellt angewiesen.
Es gibt Menschen, denen geht es noch schlechter als uns. Die haben keine Familie, die Ihnen immer wieder aushelfen. Denn ja, genau das macht unsere Familie. Sie geben uns Urlaubsgeld. Sind da, wenn wir mal wieder nicht schlafen können. Übernehmen auch mal ein paar Schuhe für die Kinder oder..oder..oder. Aber dieses Glück hat wahrlich nicht jeder. Und manche Menschen stehen im Job so unter Druck, dass sie überhaupt keinen Kopf mehr für ihre Familie haben. Ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass ein sogennantes System Familie in Deutschland viel mehr eine Belastung für einen Einzelnen darstellt, als dass sie das ist, was sie sein soll. Ein Gewinn.
Kostenpflichtige Betreuung
Entscheidet man sich heutzutage für eine Familie, muss diese Entscheidung wahrlich gut getroffen sein. Es ist nicht selbstverständlich, dass man sich all dass leisten kann. In vielen anderen Ländern ist die Betreuung der Kinder nicht kostenpflichtig. Es ist umsonst, wird vom Staat übernommen. Ich finde, dass es heutzutage keine Luxus Entscheidung mehr ist, ob man arbeiten gehen kann oder möchte, sondern bei den Kosten, die im alltäglichen Leben anfallen, müssen alle Beteiligten einer Familie arbeiten gehen, vor allem wenn man jung Eltern wird, sollte die Betreuung eines Kindes, die Eltern nicht in schlaflose Nächte versetzen.
Die Frage, ob und wie mein Kind eine Betreuung erhält, sollte keine Entscheidung des Geldes sein. Ich wünsche keinem Menschen, die Erfahrung machen zu müssen, dass man morgen nicht mehr weiß, wie man leben soll. Also sollten Familien besser unterstützt werden. Ansonsten haben wir vielleicht irgendwann immer mehr frustrierte Menschen, die ihre Kinder durchs Leben schleifen.
Der Post hat mich bei meinen Dauergedanken abgeholt. Das ist doch verrückt – Job heißt persönliche Entwicklung, Geld verdienen, aber auch Kosten. Für Kinderbetreuung – sowohl Kindergarten als auch Babysitterin, falls etwas außer der Reihe ansteht, Pendelkosten… aber auch emotionale Kosten, die mensch bezahlt, weil für das Familienleben so wenig Zeit bleibt. Kein Job heißt Ausderrollefallen, Stigma, weniger Raum für persönliche Entwicklung, aber auch massiv weniger Kosten. Annährend kostenfreie Betreuung, Kind schön mittags abholen, Zeit haben für die Verbindung zu den Kindern, sie sein lassen dürfen, nicht abends punkt acht alle Aktivitäten abbrechen, weil Schlafenszeit und früh aufstehen und Druck, überall pünktlich zu sein…
Meine Familie und ich leben jetzt schon seit Jahren in dem Doppelverdiener-Kindergarten-Modell. Und ich frage mich immernoch, wo die Vereinbarkeit ist. Die emotionale Last ist bei den Familien. In beiden Modellen.