Hätte mich einer vor ein paar Tagen nach meinen Wünschen gefragt, hätte ich sicherlich ganz genau gewusst, was ich mir Wünsche. Ganz oben auf meiner imaginären Liste steht zum Beispiel ein kleines Häuschen für mich und meine Familie. Ich bilde mir ein, dass dies der letzte kleine Schritt zum endgültigen Glück ist. Ab und an denke ich ganz vielleicht, dass der einziege Grund für unsere Problemchen, die wir noch haben, unsere kleine Wohnung mit fast 90 m² ist. Wäre ich mal ehrlich zu mir selbst, wüsste ich, irgendeinen Grund wird es immer geben.
So schmerzhaft
Durch Zufall erfuhr ich vor ein paar Tagen von dem Tod einer sehr inspirierenden jungen Frau, die vor einem Jahr mit der Diagnose Brustkrebs inklusive Knochenmetastasen von ihrem New York Urlaub zurück gekehrt ist. Solche Schicksale habe ich persönlich viele erlebt. Sie haben mich alle geprägt. Jedes Schicksal auf seine Weise verändert. Ich weiß noch. Es muss vor gut 6 Jahren gewesen sein, an Heiligabend. Ich hatte Frühdienst. Kurz vor unserer Übergabe rollte eine Frau auf der Trage und ihren Angehörigen an uns vorbei. Sie sah schon beinah aus wie Tod. Ein schlimmes Bild, das ich bis heute nicht vergessen habe. Sie kamen, weil ihre Mama, Schwester, Oma und Freundin zu Hause bei den Vorbereitungen auf das große Fest auf der Couch leblos zusammengesackt war. Sie wussten, dass es das letzte Fest mit ihr sein würde, aber sie wussten nicht, dass es so schnell gehen würde. Selbst dieses letzte Fest stand ihnen nicht mehr zu. Diese junge Dame, ebenfalls einst mit der Diagnose Brustkrebs, verstarb wenige Minute nach Ankunft auf unserer Station.
Schicksalsschläge
Ich glaube, ich habe noch nie ein Team so traurig gesehen, wie unseres an jenem Tag. Es nahm uns alle mit. Die einen weinten noch während des Dienstes. Ich brach zu Hause zusammen. Warum uns dieses eine Schicksal alle so mitnahm? Ich glaube, es war das Zusammentreffen von Heiligabend, dem kleinen Mädchen, dass die Familie begleitete und dieser unendliche Schmerz in den Augen dieser Familie. Und natürlich, die eigene schmerzhafte Geschichte. Wir alle kennen in unserer Familie einen geliebten Menschen, der viel zu früh aufgrund von Krebs diese Welt verlassen musste und ein eben so großes Loch in unser Leben riss, wie wir es an diesem Heiligabend in den Augen der trauernden Familie sahen.
Für das Leben
So auch Kim. Die junge Frau, deren Geschichte ich bis vor ein paar Tagen nicht einmal kannte, die mich aber binnen weniger Minute bis ins Mark gefesselt hat. Ihre Stärke. Die traurige Gewissheit, dass sie ihren Kampf verloren hat. Ein Jahr muss es ca. von der Diagnose bis zu ihrem Tod gedauert haben. All das, auf Instagram für jeden öffentlich zugänglich. So traurig. So mutig. Stark. Eine Frau, die vieles zu erzählen hatte. Und nun? Verstummt …
Sie schrieb in einer ihrer vielen zu tiefst berührenden Beiträge ein Zitat: “Ein Gesunder hat viele Wünsche. Ein Kranker nur einen”. Plötzlich verflüchtigten sich all meine Wünsche ins kalte, schwarze Nichts. Was wäre wenn … ??? Es ist wahr. Wenn, dann wäre mir unsere kleine Wohnung nicht mehr zu klein, denn dann hätte ich nur noch einen Wunsch – zu leben. Lieben. Lachen. Wünsche sind relativ. Solange es uns gut geht, suchen wir ständig nach dem kleinen i-Tüpfelchen, das wir noch optimieren könnten, damit es uns noch besser geht, dabei haben wir alles, was wir zum Leben brauchen.
Niemand weiß, welche Prüfung uns noch bevorsteht. Ich finde, mit diesem Gedanken im Herzen sollten wir unsere geschenkten Tage angehen ohne weiter daran zu denken, was unser Leben noch besser machen könnte.
Wen das Schicksal von Kim genau so tief berührt wie mich, für den habe ich mal das Spendenkonto mit aufgenommen. Einfach so, falls es eine Option für Euch ist.
Das Spendenkonto dafür lautet IBAN DE24 2175 0000 0000 0563 40
Für all jene, die getrauert haben, die noch trauern oder bereits mutig genug sind, dass Leben an die Hand zu nehmen und sich von ihm führen zu lassen.
Ein Text Für das Leben
Liebe Alina. Ein schöner Beitrag und auch ich bin ein Mensch der sich immer wieder die wahren Geschenke des Lebens vor Augen hält. Nichts desto trotz gehört es dazu, als gesünder immer nah wieder nach Mehr zu streben und sich zu überlegen was man noch so möchte im Leben. Das lässt sich wohl immer nur bedingt abstellen. Es ist gut sich immer Mal wurde bewusst zu machen wie gut es einem geht. ♥️
Liebe Jule,
lieben Dank für Deine schönen Worte.
Ich denke, es ist schon okay, mal wieder den “Weg” zu verlieren, aber es sollte immer uns Ziel sein wieder drauf zurückzufinden. Natürlich wünsche ich mir trotzdem noch ein Haus und wir werden weiter dannach suchen, aber vielleicht sollte dieser Wunsch nicht an mein Glück gekoppelt sein und sich das immer und immer wieder zugegenwärtigen, finde ich, ist unheimlich wichtig. Man kann – muss aber nicht.
Ich sende Dir liebe Grüße und hoffe Du hattest einen schönen Rutsch?
Alina