Ist man als Mutter denn nie gut genug?

Die letzten Wochen habe ich mal wieder ganz schön an mir gezweifelt. Mein Baby weint viel. Die Nerven sind dünn. Samuel testet seine Grenzen bis in kleinste aus. Oftmals sogar so, dass er dabei richtig übermütig wird. Er hüpft und springt auf mir rum, als gäbe es kein Morgen. Eigentlich wollte ich schon längst den ein oder anderen Ratgeber lesen. Leider fehlt mir schlichtweg die Zeit. Die einzigen Momente, die ich für mich habe sind, abends. Allein auf dem Sofa. Ohne Baby, ohne Kleinkind. Irgendwie möchte ich mich in diesen kurzen Augenblicken nicht auch noch mit meinen alltags Problemen auseinandersetzen.

Aber ich leide. Leide an dieser Unzufriedenheit offensichtlich nicht genug zu tun. Nicht genug zu sein als Mutter. Keine Autorität für meine Kinder dazustellen. Warum muss nur immer alles so furchtbar kompliziert sein? Über diese negativen Gedanken gerate ich ins Zweifeln.

Eine große Unzufriedenheit macht sich breit. Gerade dann, wenn alles nicht so läuft, wie es eigentlich sollte. Das große Kind hört nicht. Das kleine Baby weint viel. Wer kann es schuld sein? Die Mama. Wer auch sonst? Jeder noch so kleine Fehler wird analysiert und hart in die eigene Kritik genommen. Der Papa schimpft mal etwas unsanft? Um Gottes willen, die armen Kinder. Statt sich gegenseitig zu stützen, fällt man sich zusätzlich in den Rücken.

 …

Es läuft nicht mehr

Auf einmal werden wir furchtbar sensibel. Und wieso? Weil es uns an die Substanz geht. Das System scheint nicht mehr zu laufen. Der erste Schritt zur Problemlösung? Sich wieder einmal die Frage stellen: Wie werde ich bloß eine gute Mutter?

 

Mutter und Sohn,

 

An diesem Punkt stand ich gefühlt bereits tausend Mal. Immer und immer wieder darf ich mir durch große Selbstzweifel, die alles entscheidende Antwort liefern: “Du bist nicht perfekt, aber die Beste für dein Kind” und sind wir mal ehrlich? Ja, genau so ist es. Die Frage, wie werde ich bloß eine gute Mutter beantwortet es dennoch nicht.

Als gerade vor ein paar Minuten mein Baby wieder unendlich doll schrie. Ich einfach nicht wusste, was ich tun sollte. Fiel mir die Antwort wie Schuppen von Augen! Ich fragte mich umgeben von hektischen Fernsehgeräuschen und kleinen Lampenlichtern: “Wenn du jetzt müde wärst, wie würdest du in diesem Moment gerne ins Bett gebracht werden?”

 

Situation ändern

Ich zog mich mit der kleinen Mia zurück ins Kinderzimmer. Lehnte mich gemütlich an die warme Heizung und begann zu singen. Schnell schnappte ich mir noch die kuschelige Wolldecke und wickelte sie gemütlich darin ein. Innerhalb von zwei Minuten war sie eingeschlafen. Einfach so. Ohne Probleme.

Mir wurde bewusst, dass diese Art der Frage oft anzuwenden ist. Wie hätte ich mir gewünscht, dass meine Mutter mit mir schimpft? War es schlimm das sie mal geschimpft hat?

In welchen Momenten war ich als Kind besonders glücklich? Auf einmal merkte ich, dass meine Ansprüche an mich als Mutter extrem von denen Abweichen, die ich als Kind an meine Mutter gehabt habe. Sie waren längst nicht so streng. Es war auch nicht schlimm, wenn sie mal geschimpft hat. Ich fand es sogar gut, ich musste es nur verstehen. Selbst wenn sie mal einen schlechten Tag hatte, war das Okay. Im Verhältnis waren andere Dinge viel wichtiger. Zum Beispiel, dass sie glücklich war. Das waren die schönsten Tage mit ihr!

Heute habe ich viel gelernt. Wir Menschen brauchen nicht viel, um glücklich zu sein. Nur echt sollte es sein.

Tags: Familie, Gedanken Mama, Mama, Mama Blog

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Ich bin 34 Jahre jung. Mama von zwei Kindern. Einem Sohn (01/14) und einer kleinen Tochter (08/16). Gemeinsam leben wir am Stadtrand von Köln. Streifen durch die Wälder, kochen, backen und tanzen zusammen. Meinen Blog gründete ich an einem kühlen Februarmorgen im Jahr 2014, als ich nach der Geburt meines ersten Kindes wieder einmal dachte: "So wir mir, geht es sicherlich vielen anderen Eltern da draußen, wieso spricht denn keiner darüber?" In diesem Augenblick traf ich den Entschluss und offenbahrte meinem Partner: "Liebling? Ich blogge - jetzt!" und das war die Geburtsstunde meines Mamablogs. Schön, dass Du den Weg zu mir gefunden hast!
10 Tipps für ein entspanntes Wochenbett Manchmal ist es einfach anders!

Comments

    • Jule
    • 13. November 2016
    Antworten

    Ich muss gestehen, dass es mir manchmal Angst macht, was ich lese. Obwohl ich es so super ehrlich finde. Aber auch ich habe einfach oft Angst, wie es wohl wird mit 2 Kindern. Die letzten 2 Tage war das Chaosmädchen so anstrengend und ich einfach nicht so geduldig wie sonst. Ich glaube, für das Chaosmädchen war es ok. Sie weiss, dass ich sie lieb habe…auch, wenn ich schimpfe. Das ist mir auch wichtig zu vermitteln. Ich erkläre ihr warum ich so wütend werde, wenn sich die Gemüter beruhigt haben. Gestern waren wir bei Ikea mit einer Freundin und deren Kind. Ehrlich? Es war die Hölle!! Danach wollte ich einfach nur noch ins Bett…..sie haben alles getan, was man nicht darf und waren einfach so richtig unerzogen und wir Mütter total überfordert. Einen Tag später fand ich den Tag immer noch echt schlimm, aber ein wenig muste ich auch grinsen. Denn: Sie sind nunmal Kinder und für sie war das ein megaspannender Ausflug. Und das auch noch mit dem Kumpel/der Kumpeline, da kann man auch schonmal was überdrehen.
    Einfach haben wir Mütter es nicht. Und eine gute Mutter WERDEN müssen wir glaub ich nicht. Wir sind gut wie wir sind. DU AUCH! Dass man an seine Grenzen stößt und nicht immer alles am Schnürchen läuft ist leider so und lässt uns immer wieder an unseren Fähigkeiten zweifeln. Aber schau Dich um. Aufmerksam. Es geht allen so. Und alle Kinder drehen mal durch und machen die Eltern wahnsinnig, Also mach weiter so, wie Du es tust. Und wenn Du einige Dinge und Rituale änderst und die dann doch zu einer Verbesserung beitragen- umso besser.
    Sorry für so viel Text. Fühl Dich umarmt.

      • Alina
      • 14. November 2016

      Liebe Jule,

      Angst, weil?
      Und ch versuche Lösungen zu finden und zu zeigen, das es oftmals nicht viel Bedarf, um einen richtigen Weg für alle zu finden.

      Liebe Grüße

    • Kathrin
    • 13. November 2016
    Antworten

    Genau! Echt muss es sein.

    Ich kann dich sehr gut verstehen! Immer lässt man sich von seinem Umfeld verunsichern. Als ob es die anderen besser machen könnten. WIR sind die Eltern, wir wollen das Beste für unsere Kinder, versuchen immer wieder zu reflektieren und die besten Lösungen zu finden. Und wir haben das Recht, Fehler zu machen! Daraus lernt man!

    Horch in dich hinein, finde deinen Weg. Das versuche ich auch jeden Tag. Niemand hat das Recht, dich zu beurteilen. Du weißt es am besten. Ich wurde letztens fies angegangen. Ich war erst wirklich geschockt. Im Nachhinein hat es mich stärker und sicherer gemacht.

    Wir lieben unsere Kinder und tun alles, was in unserer macht steht. Und das ist richtig. Auch wenn man es immer noch besser machen könnte.

    Alles Liebe

      • Alina
      • 19. November 2016

      Liebe Kathrin,

      danke für deinen aufrichtigen Kommentar. Du hast so Recht, WIR sind die Mütter und WIR wissen, was für sie am besten ist. Viel zu oft lassen wir uns von anderen Meinungen leiten und verunsichern, dass dabei etwas viel schlimmeres passiert, nämlich das irgendwann unsere Intuition abhanden kommt, spüren wir erst wenn wir bereits mitten in einem Teufelskreis stecken.

      Ich wünsche dir gaanz viel Kraft und Stärke, dass du deinem Weg treu bleiben kannst.
      Liebe Grüße, deine Alina.

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