Gedanken – Lieblinge im Januar // Ich bin wieder hier

perfektionsstreben

Das neue Jahr hat Einzug gehalten. Es hat etwas geruckelt beim Schalten in den neuen Gang, zumindest ging es mir so, aber nun ist es da – ein neues Jahr. Das letzte habe ich nicht so abgeschlossen, wie ich es gerne gehabt hätte. Vieles ist liegen geblieben. Vor allem hier auf dem Blog habe ich das gemerkt. Ich war wie gelähmt. Konnte nichts mehr machen. Meine Gedanken stagnierten. Kunden und Aufträge wurden einfach liegengelassen. Nichts wurde zum Jahresende abgeschlossen. Da gab es keinen guten Schnitt. Schon lange geht es mir so. Es fing vor zwei Jahren an. Vielleicht auch noch früher. Ich weiß, dass es etwas mit diesem Blog zu tun hat. Ich merkte es immer wieder, wie ich mich klein machte, die letzten Jahre, wenn es um mein Business ging. Schämte mich für den Namen, für meine ehrlichen Gedanken und die Offenheit, die ich damit preisgab. Heftige Kritik aus den eigenen Reihen machten es nicht leichter, nur zermürbender. Aus Frust gab ich alles Geld was reinfloss gleich wieder aus. Machte Steuerschulden. Legte nichts zurück und belächelte all das noch. Dabei schrie, mein Inneres, ich solle es endlich beachten. Seiner Stimme zuhören.

Ich ging zurück in meinen alten Beruf. Nicht direkt auf Station in einem Krankenhaus, aber als Krankenschwester in eine Wohngruppe in der ich psychisch behinderte junge Erwachsene betreuen sollte. Ich sagte mir der Blog und all das sei oberflächlich und meine soziale Ader sei am Vertrocknen. Heute weiß ich, es ist, was ich draus mache. Es ist meine Entscheidung, was ich zeige, welche Zusammenarbeit ich annehme und auch in welchem Umfang ich es präsentiere. Doch statt zu kommunizieren verstummte ich. Ignorierte Fristen, sagte nicht ehrlich, wenn Produkte so schlimm waren, dass ich sie nicht bewerben konnte/wollte, sondern versuchte mich unsichtbar zu machen.

Was dabei geschah? Die Last, die Frustration aller Beteiligten auf meinen Schultern wuchs zunehmend. In mir ein Sturm voller Schuldgefühle. Eigentlich war der Plan, dass ich diesen Blog ruhen lasse mit dem Antritt in meine Festanstellung. Ich stockte sogar auf, 80 %. Mein Herz sollte nur endlich still sein, wenn es um meine beruflichen Ziele ging. Ich versuchte mich auf meiner Arbeitsstelle zu engagieren. Einzubringen. Zu wachsen. Das zu tun, was ich so sehr liebe. Zu schreiben. Ich schrieb Hilfepläne, ein Schriftstück, mit dem der Klient in seinem HilfeBEDARF beschrieben wird, sodass es dafür Geld gibt. Je höher und präziser die Ausführung, desto mehr Geld gibt es.

Ich liebte diese Arbeit. Endlich hatte ich etwas gefunden, womit ich alles miteinander vereinen konnte. Schreiben und einen sicheren Job. Doch die Art und Weise wie ich Hilfepläne schrieb, gefiel nicht. Ich schreibe nicht wie eine Sozialpädagogin. Ich schreibe wie jemand der gerne schreibt und Menschen gerne BEschreibt. Wenn Du meine Hilfepläne liest, hast Du einen Menschen vor Augen, aber vielleicht nicht seinen konkreten Bedarf, den er im Alltag an Hilfe benötigt.

Nachdem letzten Hilfeplan der komplett neu geschrieben werde musste, sagte ich von mir aus, dass es keinen Sinn ergibt weiter zu schreiben. 2 Monate voll Arbeit umsonst und die Erkenntnis? Ich bin nicht perfekt. Seit zwei Jahren will ich all das hier in meinem Innern beenden. Ich schaff es nicht. All das hier, ist mein innerer Seelenfrieden und Krieg zugleich. Und als ich da so saß und in mir verstand, dass ich nicht so schreibe, wie sie es gerne wollen, verstand ich plötzlich, worum es wirklich geht bei meiner Blockade.

Immerzu bin ich an Lehrer und Menschen geraten, die mir nichts zugetraut haben. Ich liebte das Schreiben schon immer, doch sie diagnostizierten mir eine Legasthenie. Ich rutschte in Deutsch von einer 1 auf eine 5, weil der neue Lehrer fand, dass ich furchtbar schreibe. Ich begann diesen Blog und meine damalige Auftraggeberin schrieb mir immerzu wütend, was ich für schreckliche Texte in die Welt hinauswarf. Eine Mitarbeiterin ihres Teams strich ausführlich Textpassage meiner emotionalen Texte übers Abnehmen und korrigierte, wo sie nur konnte. Meine Bilder fand sie abstoßend für meine Leser und bat mich sie zu löschen.

Ich versuchte mich anzupassen. Schon im Vorfeld mögliche Kritikpunkte auszumerzen und nicht aufzufallen. Sobald es Kritik gab, notierte sie mein inneres und ich versuchte noch neutraler zu werden. Corona machte es noch einmal schwer für mich, denn ich bot zum ersten Mal wieder ordentlich Angriffsfläche, weil ich mit der Politik nicht mitging. Ich konnte meine Meinung zu dem Zeitpunkt aber jedoch nicht mehr so anpassen, dass sie neutral wurde, denn die Coronapolitik unter Frau Merkel bleibt in meinen Augen fatal für Kinder und Menschen, die auf Hilfe angewiesen waren. Heute gibt es Zahlen dazu. Heute warnen Experten vor weiteren Schäden. Aber ich? Hatte nicht die Kraft das auszuhalten. Zu Hause bin ich ein Mensch, der gegen hält. Der seine Meinung vertritt und sich für Minderheiten einsetzt. Was hatten wir schon für Krisengespräche, wenn ich mal wieder davon anfing, dass ein Mörder eine menschliche Behandlung im Knast verdient habe. Oh, was kann ich mich reinsteigern in Diskussionen, in denen es um Gerechtigkeit geht. Aber hier? Hatte ich keine Kraft mehr ich selbst zu sein.

Bis jetzt. Als ich wieder einmal spürte, dass das was ich mache nicht jedem gefällt. Plötzlich löste sich in mir etwas auf. Ein Gedanke kam auf, dass ich hier bin, mit monatlich 60.000 Lesern, unendlich vielen privaten Zuschriften und Danksagungen für meine alten Texte, OBWOHL ich immerzu von so vielen verschiedenen Leuten gesagt bekommen habe, dass ich nicht schreiben kann. Und dann kam es mir! Es MUSS nicht jedem gefallen, was ich tue, aber denen, denen es gefällt, die kommen zu mir. Die lesen, was ich zu sagen habe. Die inspiriert, was ich zu schreiben habe. Sie schöpfen Mut, aus dem was ich mache. Die reiben sich an meinen Gedanken und Äußerungen und kritisieren mich, sodass wir beide daran lernen dürfen.

Und plötzlich spürte ich, dass es Zeit ist sichtbar zu werden. ZU wachsen und in meinem Inneren flüsterte leise eine Stimme?

 

Endlich! Hörst Du mich

Tags: Alltag, Frohes Neues Jahr

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Ich bin 34 Jahre jung. Mama von zwei Kindern. Einem Sohn (01/14) und einer kleinen Tochter (08/16). Gemeinsam leben wir am Stadtrand von Köln. Streifen durch die Wälder, kochen, backen und tanzen zusammen. Meinen Blog gründete ich an einem kühlen Februarmorgen im Jahr 2014, als ich nach der Geburt meines ersten Kindes wieder einmal dachte: "So wir mir, geht es sicherlich vielen anderen Eltern da draußen, wieso spricht denn keiner darüber?" In diesem Augenblick traf ich den Entschluss und offenbahrte meinem Partner: "Liebling? Ich blogge - jetzt!" und das war die Geburtsstunde meines Mamablogs. Schön, dass Du den Weg zu mir gefunden hast!
Loslassen will gelernt sein Heiraten ♡ Die Reise zur mir selbst

Comments

  1. Antworten

    Liebe Alina,
    schön, dass du wieder da bist und mit so einem grandiosen Beitrag in das neue Jahr startest. Weißt du, was mir bei solchen Gedankengängen immer hilft? Der Text der Ärzte in ihrem Lied “Lass die Leute reden”!

    Lass die Leute reden und hör ihnen nicht zu.
    Die meisten Leute haben ja nichts Besseres zu tun.
    Lass die Leute reden bei Tag und auch bei Nacht.
    Lass die Leute reden, das haben die immer schon gemacht.

    Mach was dir gefällt und was du für richtig hältst.
    Ich wünsche dir alles Gute und freue mich schon auf deinen nächsten Blogbeitrag.

    Carina

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