Vor wenigen Tagen saß ich vor meinen beiden Kindern und dachte innerlich: Wahnsinn, ich habe es echt geschafft. Bis hierhin. Bis kurz vor den Nervenzusammenbruch, ohne vollkommen durchzudrehen. Spaß beiseite. Ganz so schlimm ist es auch nicht, aber anstrengend ist es wirklich. Kürzlich las ich ein paar Zeilen zum wahren Leben einer Mutter. Das es einfach anstrengend ist. Ich las von dem Wunsch, mehr zusammenzuhalten, anstatt sich gegenseitig vorzugaukeln, dass es rundum wunderschön ist als Mama. Ich fühlte mich durch und durch verstanden. Denn genau das empfinde ich eben auch. Natürlich ist es wunderschön, aber es ist auch verdammt anstrengend den Alltag mit Kindern bewältigt zu kriegen.
Ich fragte mich in diesem Moment, wie würde ich wohl einem anderen Menschen mein Leben in Worten präsentieren?
Um dieser Frage näher auf den Grund zu gehen, führte ich ein Interview mit mir selbst über mein Leben als stolze, glückliche, gestresste, ausgepowerte Zweifachmama.
Hast Du dir Dein Leben als Zweifachmama so vorgestellt?
Ehrlich gesagt? Nein. Ich dachte, die Arbeit teilt sich besser auf, dass am Ende, die gleiche Arbeit nur doppelt auf mich zukommt, war mir nicht bewusst. Wie naiv, oder? Zudem habe ich in meinem Leben als Mutter von zwei Kindern noch weniger Zeit für mich. Ich dachte, ich hätte mehr Zeit für mich, da sich die zwei Kinder miteinander beschäftigen werden. Die Antwort kennt ihr sicherlich alle selbst.
Bereust Du etwas?
Ja. Ich hätte die Zeit als Einfachmama mehr genießen sollen. Als es gerade begann leichter zu werden, begann in mir bereits der Wunsch nach einem zweiten Kind stetig zu wachsen. Heute denke ich mir, ich hätte mein erstes Kind einfach mal so, wie es war genießen sollen, ohne die nächste Herausforderung zu suchen. Wir hätten es einfacher haben können. Im nächsten Augenblick sehe ich die kleine Maus durch die Wohnung stürmen und denke mir: “Ach, was SOLLS. Was ist schon einfach im Leben? Glücklich soll man sein.”
Ich wünschte mir ja gar nicht unbedingt nur ein zweites Kind, sondern eine richtige, kleine Familie. Mit zwei Kindern fühlt sich dies, finde ich persönlich zumindest noch einmal viel mehr danach an. Ich wollte keine Kompromisse mehr, sondern Familie durch und durch. Tja, das habe ich jetzt :)
Was wäre denn dein Tipp bei der Kinderplanung der Anderen?
Jeder soll, nein MUSS sogar seinen eigenen Weg finden. Im Grunde kann einem keiner diese Entscheidung abnehmen. Man muss schauen, ob es passt und meistens übernimmt das Schicksal doch auch seinen Teil bei der Kinderplanung, oder?
Ich würde es im Nachhinein betrachtet wohl alles wieder genau so machen. Mein Sohn lernt als großer Bruder ein ganz anderes Sozialverhalten, als vorher. Dieses Verhalten in ihm entstehen zu sehen, finde ich großartig. Dennoch! Wir sollten uns in der Tat einfach alle mehr genießen.
Was wünscht Du dir für Euer Familienleben?
In manch einsamen Stunden in denen ich mal wieder Panik bekomme, dass ich alles nicht bewältigt bekomme. Angst davor kriege unser Kindergartengeld für nächsten Monat nicht auf die Kette zu kriegen, die ganze Arbeit nicht zu schaffen, weil die Kinder zu kurz in der Betreuung sind oder..oder..oder, da wünsche ich mir wirklich schlicht weg mehr Unterstützung vom Staat. Sichere Kindergartenbetreuung, so dass ich auch mal ans Arbeiten komme, um unseren Lebensunterhalt mittragen zu können, oder eine gute Haushaltshilfe, um den Alltag leichter stemmen zu können, aber nun ja – das gibt es nicht. Also müssen wir mit dem Leben, was wir haben und das Beste draus machen.
Was ist das A und O in Deinem Alltag?
Ein strukturierter Tagesablauf. Ohne geht es kaum noch. Ich muss wissen, was ich wann, wie mache. Je strukturierter ich bin, desto besser verläuft unser Tag. Leider! Denn ich hasse Struktur und für mich ist diese Neuorientierung eine der größten Herausforderungen meines Mutti-Alltag. Aber! Es klappt. Es geht uns besser. Essenspläne, Tagespläne und jede andere Art von Struktur helfen mir dabei mich nicht zu verlieren. Klingt spießig? Finde ich auch. Wie regelt ihr Euren Alltag mit Kind und Kegel?
Meine 5 Minuten Auszeit für mich. Ohne die, bin ich ab der Hälfte des Tages einfach nur noch erschöpft.
Was ist der schönste Moment des Tages?
Soll ich ehrlich sein? Mein Feierabend. Natürlich gibt es endlos viele wunderschöne Momente am Tag, denn ich bin wirklich durch und durch Mutter. So mit meinem Herz dabei, dass wirklich wenig Zeit für mich bleibt und wenn dann dieser Moment kommt, in dem ich einfach nur mal für mich selbst da sein darf, genieße ich es.
Ich genieße es in diesem einem Moment am Tag meine Bedürfnisse ganz nach vorne stellen zu dürfen. Ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Schöner als je zuvor und auch das schätze ich sehr an meiner Rolle als Mutter. Ich verdanke es meinen Kindern, dass ich so glücklich bin. Bevor es sie gab, wusste ich nicht, wie wertvoll DIESE Zeit im Alltag ist. Dass ich mein Leben heute SO genieße, verdanke ich einzig und alleine meinen Goldschätzen.
Bis Du glücklich als Mama von zwei Kindern?
SEHR! Ich bin mehr als zufrieden. Wirklich. Ich habe gelernt das Gleichgewicht zu finden. Ein gesundes Gleichgewicht zwischen der Akzeptanz, dass es anstrengend ist, aber auch genau so wunderschön. Ich versuche mich nicht mehr zu verbiegen. Nach wie vor bin ich der Ansicht, dass der Job als Mutter mit der härteste der Welt ist. Schließt diese Meinung jedoch auf der anderen Seite aus, dass Ich glücklich bin?
Oft habe ich den Eindruck – ja.
Die Menschen hören meine Erschöpfung und denken “es sei mir alles zu viel“, aber so ist es nicht. Oft habe ich den Eindruck, dass man sich stets mit seinen Gefühlen zurückhalten muss. Eigentlich geht es uns allen gleich, aber drüber reden?
Dabei ist es doch ganz nüchtern betrachtet mit Kindern an der Hand einfach anstrengender als alleine, oder nicht? Natürlich ist es im Gegenzug auch schöner, als alleine.
Ihre Worte und Entdeckungen, die sie manchmal äußern, können von jetzt auf gleich meine ganze Welt verändern. Also? Halten sich die Gefühle in der Waage und doch ist das große Ganze eben von weit aus mehr abhängig, als nur von der Anwesenheit meiner Kinder. So vieles macht meine Anstrengung aus: der Job, die eigenen Ansprüche und.. und.. und – es wäre naiv zu behaupten, dass mein Leben mit zwei Kindern ein Katzensprung ist.
Wie geht es Euch so als Mutter in der heutigen Gesellschaft? Fehlt Euch manchmal auch die jeweilige Akzeptanz der Anderen? Geht es uns Eltern vielleicht allen am Ende eines Tages sehr ähnlich?
Da hast du recht, ich kann das gut nachvollziehen! Oft super anstrengend aber ich liebe meine Mädels über alles! Trotzdem bin auch ich froh wenn abends Ruhe ist…?!
Das was du sagst, dass man das Gefühl hat nicht immer alles erzählen zu können, da man evtl komisch angeschaut wird- das dachte ich auch schon öfter so ähnlich! Mir geht es teilweise so, dass ich was erzähle u im Nachhinein denke- ups, das war schon wieder eher negativ! Aber wahrscheinlich ist es eher so, dass man vermehrt das loswerden will, was einen belastet/beschäftigt, und das ist wohl eher meist negativer Art! Leider! Trotzdem kommt es vor dass ich mich manchmal auf die Zunge beiße um nicht den Eindruck zu wecken, mir wär alles zuwider! Schön doof eigentlich!
Aber toll dass du so ehrlich bist!!!
LG
Was für ein ehrlicher und schöner Beitrag. Mein Sohn ist gerade mal 4 Monate alt, allerdings denke ich bereits jetzt an ein Gewisterchen. Wann ist der perfekt Zeitpunkt, wie wird es sein… usw…
Falls du Lust hast schau doch gerne auf meinem Blog und auf Instagram vorbei :-)
Ich bin manchmal traurig, dass wir uns viel zu oft gegenseitig vorgaukeln, wie toll und perfekt unser Leben ist. Mir geht es genauso wie dir und deshalb lese ich deinen Blog so gerne. Authentisch und ehrlich, keine heile Scheinwelt!
Und ich liiiieeeebe den Moment wenn es abends plötzlich ganz still ist und ich innehalten kann. :-)
Liebe Grüße von Sophia