Warum ich die Geburt meines Sohnes erst einmal “ruhen” lassen musste

Geburt mit Kaiserschnitt

Obwohl ich eine eigene Blogparade zum Thema Geburten – Rettet unsere Hebammen, auf meinem Blog gestartet hatte, konnte ich selbst nie über meine eigene schreiben. Der Aufhänger damlas sollte eigentlich die Geburt meines kleinen Sohnes sein, aber aus irgendeinem Grund fand ich nie die richtigen Worte um das Erlebte zu schildern. Inzwischen glaube ich, das ich nie die richtigen Worte finden werde, weil es sie derzeit noch nicht gibt. Sie hat sich auf irgend eine Weise in mein Leben eingebrannt, die ich selbst erst einmal verstehen lernen muss.

Ich weiß nicht was mit mir unter der Geburt passiert ist, aber ich weiß, dass es gut war sie etwas mehr, als ein Jahr ruhen zu lassen. Nun schaue ich was beim Schreiben des Erlebten passiert, wie ich mich fühle und was mich eigentlich von all dem wirklich bewegt. Mich quälen viel Fragen, viele Unklarheiten, die ich gerne geklärt hätte, aber bis jetzt konnte auf meine Fragen und Empfindungen keiner eingehen. Es war eine normale Geburt für Fachleute. An der ein oder anderen Stelle vielleicht eine Komplikation, aber nichts worrüber man groß reden müsste.

Seit meiner Geburt sehe ich meine Arbeit im Krankenhaus anders, das ist mir beim Schreiben aufgefallen: Ich glaube, ich habe das Vertrauen verloren. Vertrauen in das was wir dort tun und das was wir meinen für die Menschen zu tun. Ich weiß nicht ob irgendwann einmal die Zeit kommen wird, die das Brennen nach Antworten auf meiner Narbe, unterhalb meines Bauches, zum Stillstand bewegen.

Als ich am Freitag den 17.01.2014 ins Krankenhaus zur CTG Kontrolle watschelte – schloss ich die Wohnungstür, mit diesem seltsamen Gefühl, das man wohl Vorahnung nennt, ab. Ich kontrollierte ein letztes mal meine Kliniktasche. Roch den Geruch dieser ruhigen Single Wohnung. Atmete ein letztes mal die Ruhe mit diesem Gefühl, dass es beim nächsten Mal wenn ich wieder kommen werde nicht mehr so sein wird wie jetzt. Ich zog mir meinen XL – Schwangerschaftsmantel von Esprit über und machte mich auf den Weg zur Bahn. Ich hatte keine Lust auf Auto fahren, wobei ich sonst immer das Auto für Wege, die weiter als fünf Minuten entfernt waren, bevorzugte. Ich war zu jenem Zeitpunkt unheimlich schwer. Jeder Weg dauerte gefühlt eine Ewigkeit, doch an diesem Tag dachte ich die Bahn sei die bessere Alternative. Ich machte mich auf den Weg zu unserer Wunschklinik, in der ich irgendwann die nächsten Tage meinen kleinen Samuel zur Welt bringen würde.
Ich fühlte mich seltsam. Ich war in Abschiedsstimmung, dabei stand ein Termin – wie jeder andere in dieser Schwangerschaft an.

Als ich ankam machten sie relativ zeitnah ein CTG, das wie alle andern die letzten Tage unauffällig war. Die nette Hebamme sagte wo ich schon mal da sei könne die Ärztin mich direkt ärztlich aufnehmen und einen Ultraschall vom Kind machen, da es in den nächsten zwei Wochen ja sicherlich so weit sein würde. Mit einem etwas strengen Unterton sagte sie mir aber auch, dass ich eigentlich an diesem Freitag zu meiner Ärztin hätte fahren sollen, da sie nur am Wochenende zur Vertretung dienen würden. Der Weg zu meiner Ärztin war nur leider so unfassbar weit und so hatte ich an diesem Tag ausnahmsweise die bequemere Alternative vorgezogen.

Als die Ärztin nach kurzer Zeit des Wartens einen Ultraschall von meinem kleinen machte, entstand dieses Schweigen. Dieses Schweigen das jeder kennt, aber keiner ausspricht. Sie fragte mich wann denn der letzte Ultraschall vom kleinen gemacht worden sei und ich antwortete traurig: „ In der 29 zigsten Woche ( 28 +1 ) , direkt am ersten Termin, des dritten “Soll – Ultraschalls“ – der in der 29igsten – 32 zigste Woche stattfinden muss. Das nach der 29 zigsten Woche überhaupt kein Ultraschall mehr gemacht worden war hatte mich im ganzen weiteren Verlauf meiner Schwangerschaft gestört, denn ich hatte solch eine Angst vor einem Kaiserschnitt und das dieser aufgrund des Gewichtes des Kindes stattfinden muss, aber meine Ärztin untersuchte lediglich immer den Muttermund und wies mich darauf hin, dass das was irgendwie reingekommen ist auch wieder raus kommt. Ich sei eine junge fitte Frau und würde diese Geburt wie andere Frauen auch ganz natürlich über die Bühne bringen. Ich hatte dieses Gefühl, aber dennoch schaute sie nie wieder nachdem Kind und seiner Größe – 10% Verfehlungsrate ließen sie meinem Wunsch nicht nachgehen. Ich vertraute auf ihre langjährige Erfahrung und vertraute auf die Kraft von meinem Kind.

Die Stationsärztin riss mich aus meinen Erinnerungen und sagte: „ Ich ruf eben mal meine Oberärztin an, die wird Sie auch noch schnell Untersuchen“ Ich wusste es. Ich wusste es die ganze Zeit, dass irgendwas nicht stimmte. Ich hatte es im Gefühl, aber niemand vertraute auf meine Worte, alle gingen von der natürlichen Kraft des „Wird alles gut werden“ aus. Niemand hörte auf die Stimme der Mutter und überging deswegen die 0 – 8 – 15 Behandlung der Krankenkassen, die eben nur diese drei Routine Ultraschalls vorsah. Ich war enttäuscht. Fühlte mich von meiner Ärztin im Stich gelassen. Sie hatte mich 10 Monate in einem immer wiederkehrenden Abstand betreut und mich in einer Zeit begleitet die so unfassbar einzigartig war – so schön. Ich glaube über die Jahre vergessen Ärzte wie sich Frauen mit ihrem Kind im Leib fühlen. Ich bin selbst Krankenschwester und doch hatte ich keine Ahnung von all dem, denn es war alles neu. Neue Erfahrungen in meinem Körper. Es war eine so besondere Zeit für mich. Meine erste Schwangerschaft und sie endete mit einer mangelnden Aufklärung, das machte mich traurig.

Als die Oberärztin mich untersuchte erklärte sie mir, dass der Kopf meines Kindes kleiner sei, als der Bauch des Kindes. Dies sei keine Behinderung und sehe in der Natur auch nicht schlimm aus nur für die Geburt kann dies eine erhebliche Komplikation bedeuten, denn nach der Geburt des Kopfes kann es passieren, dass die Schultern und der Rest des kleinen Körpers nicht so problemlos nachkommen wie es eigentlich sein sollte und die eigentliche Arbeit der Geburt darin besteht den Körper auf die Welt zu bringen.

Ich war geschockt

Ich wusste es. Ich hatte es von Anfang an im Gefühl gehabt, das es letztendlich auf einen Kaiserschnitt hinaus laufen würde. Dass dies mir nun aber eine völlig fremde Ärztin verkündete und ich diesen Verlauf nicht mit meiner bekannten Ärztin besprach, störte mich sehr. Die Oberärztin bot mir an mich noch schnell zu Untersuchen und zu schauen ob ein Beginn der Geburt überhaupt zu ertasten wäre, so dass ich eventuell noch Chancen auf eine natürliche Geburt hätte und sagte mit liebevolle Stimme, dass ich nach der Untersuchung nach Hause gehen könnte und morgen entweder zum geplanten Kaiserschnitt wieder käme oder zur Einleitung. Sie untersuchte mich und auf einmal wurde alles nass: „ Ups, ich habe Ihnen gerade eine kostenlose Eintrittskarte für eine Übernachtung reserviert“

Toll

Aus einer Nacht zu Hause, wurde eine kuschelige, intime Nacht mit viel Fruchtwasser in der Binde, mit meinem 1.92 cm großen Freund in einem ein Mann Bett – Krankenbett.

Das leere Bett, das neben uns stand lächelte uns pausenlos freundlich und verschmitzt an, durfte aber leider erst von uns bezogen werden, wenn der kleine Mann auf der Welt war, da sonst die Kosten für das Familienzimmer nicht abgerechnet werden konnten. Also schauten wir zwei – eng aneinander gekuschelt, mit einer etwas zu groß geratenen Kugel an mir,  sehnsüchtig auf dieses von außen riesengroß aussehende Bett und machten uns – jeder für sich alleine seine Gedanken wie es morgen werden würde, wenn wir in jedem Fall irgendwann in der nächsten Zeit,  Eltern werden würden.

Ich hatte die Nacht über leichte Wehen, zumindest dachte ich das zu jenem Zeitpunkt, im Nachhinein würde ich  jedoch sagen: ich hatte leichte Schmetterlinge im Bauch, die Wehen kamen später. Als ich am nächsten Tag, zwei Oberärzte und einem Stationsarzt später, immer noch auf die natürliche Geburt bestand, ging es endlich los mit der Einleitung. Meine Mutter rief währenddessen im zehn Minuten tackt an um mich davon zu überzeugen, dass ich doch einfach den Kaiserschnitt machen sollte und damit die Sache endgültig erledigt sei. Ich wäre es nachher schuld, wenn mein Kind eine schwerwiegende Behinderung erleiden müsste. Ich nahm ihre Worte sehr ernst, denn sie berief sich immer wieder auf meine eigene schwere Geburt und das es mir aufgrund dieser unbewussten Erfahrung heraus vergönnt sein würde eine natürliche Geburt mitzuerleben. Nun gut. Aus irgendeinem Grund hatte ich das Vertrauen, das mein Kind mir zeigen würde, ob er es schaffen würde auf normalem Weg auf die Welt zu kommen – oder nicht.

Die ersten Wehen

Der erste Wehen Cocktail brachte nichts. Unmittelbar nach dem zweiten musste ich so akut auf die Toilette, dass ich dachte mein Darm würde sich gleich von alleine nach außen wölben. Ich schrie Patrick an, dass sie die Mittel vertauscht hätten und mir statt etwas für die Wehen etwas zum Abführen in den Cocktail gemischt hatten. Auf Toilette kam nichts. Nach einer Minute waren die Schmerzen wie weg. Einfach weg. Ich konnte es kaum glauben, dass solche Schmerzen einfach weg gingen – wie von Zauberhand. Einfach weg, als wäre nie etwas gewesen. Nach fünf Minuten schon wieder dieser Schmerz – wow, was für ein Drang auf die Toilette zu stürmen. Doch nichts kam – nur Schmerz. Ich schrie und schrie doch es wurde nicht besser, egal wie ich lag, stand, kniete – ich musste einfach nur auf die Toilette.

Die Geburt

„ Schatz, ich glaube du hast Wehen“
„ Ach, echt? Meinst du?“
„Hmmmm“
„Und wessen Idee war das dann mit der natürlichen Geburt?“
„ Weiß nicht? Sollen wir in den Kreißsaal?“
“JA!”

Im Kreißsaal angekommen machten sie ein CTG – leichte Wehen. Also, wenn das leichte Wehen waren wollte ich nicht wissen – wie starke Wehen aussahen. MM 2 cm. Die Stunden vergingen und ich atmete für mich dahin. Eine Minuten Schmerzen, eine Minute Ruhe, so ging es eine ganze Zeit, bis mir unglaublich schlecht wurde.

Von da an übergab ich mich in jeder Wehe und das war kein schönes Gefühl. Über zwei Stunden ging es im Minuten Takt so weiter. Doch ich durfte inzwischen in den Kreißsaal, denn mein MM (Muttermund) war auf 3 cm aufgegangen und das war die Eintrittskarte für die PDA und den Kreißsaal. Vorher ging ich noch in die Wanne, denn in meiner Vorstellung der perfekten Geburt war die immer mit Inbegriffen gewesen, leider wurde mir anschließend wahnsinnig flau im Kopf und mein mitgebrachtes Lavendel Bad konnte ich nicht riechen und es durfte bestimmt auch gar nicht mit rein, aber was denkt man nur alles, als frisch werdende Mutter in der heutigen Generation.

PDA wurde gelegt

Nachdem Baden lag ich mich mit meinen neuen Kuschelsocken ins gemütliche Kreißsahlbett. Die alteingesessene Hebamme informierte die Anästhesie über die zu legende PDA und oh Wunder alles ging schnell von statten. Binnen 20 Minuten war ich mit der Nadel im Rücken für weitere Stunden ausgestattet.

Da unter der PDA die Wehen zurück gingen legten sie mir zusätzlich einen Wehen Tropf an, damit die Wehen nun schön unter der PDA arbeiten konnten ohne, dass ich es mitbekommen würde

So die Theorie

Nach einer halben Stunde hatte ich wieder Schmerzen. Die Hebamme hatte gewechselt und statt der routinierten Hebamme hatte ich nun die frisch examinierte Sophia, die alles unter der Geburt geben wollte. Leicht zittrig – mit einem leicht hektischen Unterton verkündete sie mir, dass sie gerne einmal etwas ausprobieren wollte. Von nun an ging ich von der Hündchen Stellung, in die pinkelnde Hündchen Stellung über zu der erledigte Waal Stellung wieder zum erschossenen Reh und das alles mit mindestens einer Übelkeitsepisode dazwischen, denn die PDA wirkte nicht mehr. Hilfe suchend rief die nette Hebamme, nett war sie wirklich – leider zu nett, die „erfahrene” Anästhesistin an und teilte ihr mit das mit meiner PDA etwas nicht stimmte. Währenddessen saß irgendwo in der Ecke ein blasser junger Mann der kurz davor war die Geburt zu unterbinden. Als die nette Anästhesistin ein zweites Mal mit ihrem Hannibal Lektor Pfleger an mich heran trat – sah die Sache schon etwas gestresster aus, denn sie waren ein zweites Mal da und das kostet Zeit und nun stand vor mir nicht mehr die routinierte Hebamme die mich sanft von den Wehen ablenkte, sondern Sophia – die leicht zitternd etwas hektisch mich daran erinnerte mich bloß nicht bei den Wehen zu bewegen.

Komische Situationen

Von hinten schrie ein heiserer Mann: „Einen Rundrücken bitte
Ich hatte vor mir einen nicht gerade kleinen Bauch, mit einem nicht gerade leichten Kind und war am Ende meiner Kräfte und hatte keinen Sinn mehr dafür wie ich einen perfekten Rundrücken aufs Bett zaubern sollte. Sie verstanden es nicht, denn inzwischen hatte sich Hannibal Lektor mit all seinem Gewicht auf mich geschmissen und schrie mit der Anästhesistin um die Wette, dass ich endlich einen runden Rücken machen sollte. Sophia war überfordert und ich auch!

Nach einer gefühlten Ewigkeit und 10 Minuten später hatte ich eine neue PDA. Wie immer lediglich in der Theorie, denn sie half nichts. Dieses Mal sogar von Anbeginn an. Ich verziechtete drauf und die nette Hebamme rief ihre Stationsärztin an um mal nach mir zu schauen. Nach acht Stunden Wehen, einer nicht sitzenden PDA und einem funktionierenden Wehen Tropf, der die Wehen unausstehlich machte – hatte ich keine Kraft mehr. Ich verabschiedete mich.

Langsam setze ich mich an die Bettkante und versuchte mir selbst die Viggo zu ziehen und schrie um mein Leben, wenn der Schmerz unausstehlich wurde.
Da schaltete sich auf einmal mein Freund wieder ein: „ Schatz, wir schaffen das“ Er drückte mich an sich, als würde er jeden Schmerz von mir übernehmen wollen, wenn es nur irgendwie ginge. Das half mir. Das rette mich, denn auf einmal hatte ich wieder etwas Kraft. Nicht für die Geburt, aber für den Moment.

Irgendetwas stimmte nicht

Als die Stationsärzten der Gynäkologie kam, ertastete sie meinen Muttermund und teilte mir mit, dass nach 8 Stunden unter der Geburt, der MM immer noch bei 3cm stand und sich leider ein Geburtsstillstand eingestellt hatte, was mit der Ausgangssituation, nun an diesem Zeitpunkt – eine absolute Kaiserschnitt Indikation darstellen würde. Ich willigte ein.

Inzwischen hatten wir 23 Uhr, das bedeutete, dass die zuständige Anästhesistin für meine Narkose – die Frau sein würde die nun schon zwei vergebliche PDA´s bei mir versucht hatte und der nette Pfleger mit seiner etwas angeschlagenen Stimme ihr bei meiner Spinalänasthesie helfen würde. Sie machten mir Angst, denn die Narkose unterscheidet sich nicht wirklich zu dem Verfahren der PDA.  Doch trotz alledem versuchte ich zuversichtlich auf das kommende Ereignis eingestellt zu sein, denn immerhin würde ich in wenigen Minuten meinen kleinen Sonnenschein in den Armen halten. Die nette Ärztin der Gynäkologie versicherte mir, dass auch sie dabei sein würde und ich nicht zu viel Angst vor der Narkoseärztin haben sollte.

Ich wurde für die OP vorbereitet. Mein Freund fuhr den Weg mit mir bis er sich irgendwo verabschieden musste um in wenigen Minuten umgezogen wieder bei mir sein zu können.

Ich setzte mich auf den OP Tisch, wurde wie erwartet von beiden zuständigen Narkose Menschen angeschrien, das ich endlich einen vernünftigen Rundrücken zu machen hätte und verfiel irgendwann im Laufe dieser Prozedur in einen unausweichlichen Weinkrampf, da ich nicht mehr wusste was ich zu tun hatte. Die nette Schwester vom Operationsteam kümmerte sich um mich um hielt meine Hand. Der Gynäkologe und die netten Schwestern saßen etwas bedröppelt vor mir auf ihren Stühlen und schienen sichtlich mitgenommen davon zu sein, dass ich da so angeschnauzt wurde. Dennoch warteten sie alle sehnlichst auf die sitzende Narkose.

Ja, wir hatten es spät und ja, eigentlich wollten sie den Kaiserschnitt eh von Anfang an machen, aber dafür entschuldige ich mich schon oft genug, aber dennoch war es meine Geburt und ich wollte meinen Sohn auf natürlichem Weg in diese Welt begleiten. Ich wollte es so unbedingt erleben. Es war meine Entscheidung, aber leider sollte es zu jenem Zeitpunkt einfach nicht sein und dennoch verdiente ich Respekt in solch einer Situation.

In diesem Moment war es gut, dass wir den Weg der Sicherheit gingen, denn ein Risiko sollte die Geburt auf natürlichem Wege auch nicht darstellen. Zu jenem Zeitpunkt freute ich mich nur noch auf meinen kleinen Sonnenschein. Irgendwann rief die Anästhesistin ( nach wieder zwei Fehlgeschlagenen Versuchen )

Ich hab’s

und fragte mich ob ich was spüren würde, was bei den ersten zwei versuchen an diesem Punkt nämlich nicht der Fall gewesen war. Doch nun merkte ich ein leichtes Kribbeln im Bein und sagte dies. Auf einmal sprangen alle auf und los ging´s. Tücher wurden auf gehangen, der Bauch wurde nass und die Welt begann sich im OP wieder zu drehen. Arbeit stand an.

Ich merkte wie meine Arme taub wurden und fragte ob dies normal sei. Die Anästhesistin streichelte meinen Kopf. Ich wollte schlucken, doch auf einmal, auf einmal ging es nicht mehr. Oh war das schwer geworden. Das Atmen. Oh war das schwer.

Ich hörte nur noch

„ Kann einer dem Freund bitte Bescheid sagen, er kann nicht rein“
Irgendwer fragte: „ Wieso“
Sie antwortete: „ Wegen ihr“

Ich bemühte mich in der Zwischenzeit nur noch zu atmen. Ich merkte wie ich Luft von oben bekam und gab mir so viel Mühe mit meiner aller letzten Kraft diese in mich auf zunehmen. Irgendwann kam der Punkt, da hörte ich nur noch mich. So viel hatte ich heute schon geleistet und nun wurde das Atmen so schwer. So unfassbar schön schwer, denn ich hatte keine Kraft mehr. Ich hatte auch keine Angst, ich war einfach nur müde.

Das einzige was ich hörte war ich. Ich hatte die Wahl. Weiter atmen? Aufhören? Zumindest fühlte es sich in diesem Moment so an, doch auf einmal dachte ich an ihn und unseren gemeinsamen Weg. Wie lange hatte ich auf diesen Moment gewartet. Förmlich hingearbeitet. Ihn zu sehen, ihn endlich in den Armen zu halten und mich Mutter nennen zu dürfen, welch große Ehre.

Ich dachte nur noch an ihn

Und dann hörte ich eine mir vertraute Stimme – leicht zittrig, voller Angst, doch voller Stolz hielt mein geliebter Seelenfreund unseren Sohn in seinen Händen. So vollkommen, so einzigartig. Ich hatte es geschafft. Da war er.

Die Ärzte erzählten mir, dass es ein schwerer Kaiserschnitt geworden war. Ich hatte viel, sehr viel Blut verloren, da sich mein kleiner Racker unter den Wehen mit den Schultern verkeilt hatte und so mit viel Talent und Hilfe hinaus gezogen werden musste. Die Anästhesistin lächelte nur und streichelte mir über den Kopf. Der Pfleger äußerte sich kurz, so eine Narkose noch nie gehabt zu haben. Doch ich ging, ohne zurück zu blicken fuhr ich weg mit meinem neuen Freund an der Seite und dem Gefühl Glück gehabt zu haben – in jener Nacht.

Tags: Geburt, Schwangerschaft

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Ich bin 34 Jahre jung. Mama von zwei Kindern. Einem Sohn (01/14) und einer kleinen Tochter (08/16). Gemeinsam leben wir am Stadtrand von Köln. Streifen durch die Wälder, kochen, backen und tanzen zusammen. Meinen Blog gründete ich an einem kühlen Februarmorgen im Jahr 2014, als ich nach der Geburt meines ersten Kindes wieder einmal dachte: "So wir mir, geht es sicherlich vielen anderen Eltern da draußen, wieso spricht denn keiner darüber?" In diesem Augenblick traf ich den Entschluss und offenbahrte meinem Partner: "Liebling? Ich blogge - jetzt!" und das war die Geburtsstunde meines Mamablogs. Schön, dass Du den Weg zu mir gefunden hast!
Meine 10 #Glücklichmacher Stadtleben mit Kind

Comments

    • Timm
    • 31. Oktober 2015
    Antworten

    Hallo Alina,

    vielen Dank für Deine intimen Gedanken und Erfahrungen, die Du zur Geburt von Samuel hattest.
    Es tut mir richtig leid, dass dieses Leid, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch durchlebtest.
    Hebammen sind unheimlich wichtig. Das wird immer wieder gerne von den Politikern vergessen. Doch diese Menschen sind es oft, die Vertrauen in die Schwangerschaft geben können.
    Nicht bei jeder klappt es, daher ist es immer nötig, mehrere Hebammen zu testen. Doch das wird durch den zunehmenden Wegfall von Hebammen immer schwieriger werden.

    Ich hatte mich wie um so viele Dinge auch um Hebammen für die Mutter meines Kindes gekümmert. Ich tat es gerne, doch nur sie durfte sich für ihre Hebamme entscheiden.
    Für mich war es unheimlich wichtig, dass die Mutter entspannt sein kann und Vertrauen in sich selbst entwickelt. Es sollte eine “normale” Geburt werden und auch wenn es das erste Kind ist, glaubten wir an das Gute.
    Die Voruntersuchungen verliefen richtig toll und wir hatten auch kein Problem damit, öfters die Hebamme oder den Arzt aufzusuchen, weil sie Fragen hatte oder sich etwas unsicher fühlte. Wir haben immer gesagt, das in diesem Fall lieber zu oft als zu wenig sich um die Geburt gekümmert werden sollte. Egal ob es der Arzt oder sonst wer für übertrieben hielt.
    Die Schwangerschaft an sich verlief ruhig. Nur der Zuckerspiegel machte sie zu schaffen. Doch das haben wir gemeistert.
    Am Tag der Geburt, wollten wir eine Fruchtwasseruntersuchung machen lassen, weil sich die Wehen nicht so einstellen wollten. Sie konnte gleich dort bleiben, weil nur noch ein paar Tropfen vorhanden war. Sie blieb in der Klinik, ich holte die Sachen von zu Hause und 15 Stunden später war ich stolzer Papa, dem ich gleich “Ein Männlein steht im Walde…” vor pfiff und die Nabelschnur durchtrennte.
    Er ist und bleibt das Schönste und Beste, was mir je passieren konnte. :)
    LG Timm

  1. Antworten

    Hallo, das klingt nach einer wirklich schwierigen Entbindung. Ich selbst habe nie erwartet, dass eine Geburt mit Walgesängen und Kerzenschein “schön” sein sollte. Aber es ist wichtig, dass man Vertrauen hat, in sich, in das Leben und ja, ins Klinikpersonal. Ich habe mich daher trotz einer unspektakulären ersten Entbindung beim zweiten und dritten Kind für eine erfahrene Beleghebamme entschieden, die mich durch die Schwangerschaften, unter den Entbindungen in der Klinik und danach betreut hat. Mir tat das gut, denn wir haben uns schon frühzeitig kennengelernt und sie wusste zu jeder Zeit wie es mir geht. Ich hoffe sehr, dass Du bald Deinen Frieden machen kannst mit Deinem Geburtserlebnis. Es besteht die Möglichkeit, seine Klinikunterlagen anzufordern und mit einer erfahrenen Hebamme oder Ärztin durchzusprechen. Ich hatte das Bedürfnis danach nie, aber vielleicht möchtest Du das irgendwann mal und vielleicht hilft es Dir? Sei ganz lieb gegrüßt, Martamam

    1. Aber genau darum geht es ja. Das ist meine Hoffnung fürs nächste mal und auch der Grund warum ich nun meine Geburt niederschreibe in einer Zeit in der sie so auf der Prügung stehen, aber was soll ich ohne solch eine erfahrene Hebamme machen? Dann weiß ich jetzt schon, dass meine natürliche Geburt für immer ein Wunsch bleiben wird. Noch ein Kaiserschnitt und dann wird es eh nur noch einer. ICh glaube mit der ersten Hebamme hätte ich viel mehr erreicht, als mit der zweiten – das ist leider so. SO gern ich sie auch hatte, aber die erste war top, die hatte es drauf da klappte es einfach.

      Danke dir

  2. Antworten

    Vielen Dank für deinen Bericht…mir sind gerade die Tränen die Wange heruntergelaufen. Es ist bei mir gerade erst einmal 6 Tage her, dass ein Notkaiserschnitt gemacht werden musste. Während des Setzens der Spinatanästhesie ist mein Kreislauf zusammengebrochen und die Herztöne meiner Maus wurden so schlecht, dass die Notsectio die letzte Rettung war. So, wie du das Erlebte schilderst, war es auch bei mir. Man hat das Gefühl, als würde man von einer Lawine überrollt werden…so viele fremde Menschen, die auf einmal Entscheidungen treffen, die man gar nicht mehr beeinflussen kann. Ich bin traurig, dass es zu einem Kaiserschnitt kommen musste, aber auf froh, dass mein Kind alles so gut überstanden hat. Das ist wirklich das Wichtigste. Trotzdem bin ich mir sicher, dass auch ich noch ein Weilchen an all dem knabbern werde…! Dir wünsche ich alles Liebe und Gute und hoffe, dass sich das Erlebte bald noch ein bisschen setzen wird. Hey, du hast es geschafft!!!!

    1. Hey du wundervolle Mutter,

      danke für deine Worte und es tut mir schrecklich leid, dass du so viel mitmachen musstest, aber gib dir Zeit es wird.

      Ich habe viel hinter mir gelassen nur merke ich immer wieder, wenn ich drüber rede – dann, aber auch das wird besser werden.
      Meine Hoffnung damals waren noch die Beleghebammen für die nächste Geburt. Bzw. etwas ähnliches, aber ich denke wenn es so weiter geht mit den Hebammen und den drei Schichten wird es nur noch schlechter werden, denn die die Ahnung haben sind Hebammen und nicht die Ärzte. Von Geburten haben leider Ärzte so gar keine Ahnung.

      Naja, mal abwarten was noch passiert.

  3. Bei “meine Geburt” denke ich immer das DU geboren wurdest und nicht dein Sohn, denn war ja dessen Geburt – das verirrt mich etwas, aber dennoch ein sehr persönlicher Einblick in deine Gedankenwelt.

    Kinder und das bekommen dieser sind für mich persönlich ein rotes Tuch. Ich bewundere die Menschen die das können …

    Liebe Grüße
    Justine

    1. Vielleicht kommt das ja noch meine Liebe <3

    • Claudia
    • 16. Juni 2015
    Antworten

    Deine Geburt klingt wie meine,nur dass die Anästhesistin es bei mir leider nicht hin bekommen hat eine PDA zu legen und nach 5 Versuchen aufgab,ich noch an die Tokolyse kam um ja die Wehen zu reduzieren und schlussendlich zusammen gebrochen bin und eine Vollnarkose verpasst bekommen habe.. ich kämpfe immernoch damit und bin jetzt wieder schwanger.. mit unendlicher Angst vor der Geburt.

    1. Ich wünsche dir für deine nächste Geburt alles erdenklich Gute von ganzem Herzen. Hast du denn nun etwas verändert? Neue Klinik oder sonstiges?

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