Ich neige dazu mich selbst unter Druck zu setzen, um meinen eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Zu gerne wäre ich eine perfekte Mutter, Partnerin, Tochter und Freundin, selbstbewusst, selbstbestimmt und gelassen. Ich weiß, dass klingt nach einer Menge Perfektion und damit einhergehender Überforderung, aber manchmal taucht er einfach auf, dieser miese Perfektionsdrang.
Doch langsam weht ein anderer Wind in meinen Ohren und ich spüre wie sich meine Einstellung zu Perfektion zum Positiven geändert hat.
Als Samuel und ich letzte Woche gemeinsam eine Wintermütze kauften, suchten wir verzweifelt nach einer Mütze die nicht nur mir, sondern auch ihm gefallen sollte. Bei jeder Mütze die ich ihm zeigte warf er sich theatralisch auf die Erde und schrie so lange bis ich sie wieder aus der Hand legte, dann wurde er jedes Mal still und lächelte mich verschmitzt an. Irgendwann wollte ich das Thema Mütze unbedingt abhaken, zu groß war meine Angst das der kleine Mann sich im Winter erkältet wenn wir keine passende Mütze finden würden, so setzte ich meinen Willen durch und stülpte ihm eine Mütze nach der anderen über seinen kleinen Kopf.
Ob das pädagogisch wertvoll war bezweifle ich, aber als wir den Laden verließen lachten wir zwei um die Wette. Er strahlte mit seiner neuen Mütze und ich strahlte weil wir beide unsere kleine Rauferei gut gelöst hatte. Er schien mein Bedenken, keine passende Mütze zu finden, bemerkt zu haben und raufte sich für mich zusammen.
Irgendwie schien es als ob er mir sagen wollte:
Mama, jetzt chill doch endlich mal.
Wir hatten Freude an unserem kleinen Wettlauf durchs Geschäft. Er der Gejagte, ich die Jägerin mit der Mission eines Mützenkaufs. Wir rieben uns gegeneinander auf, emotional, physisch, psychisch und am Ende fanden wir uns beide auf der gleichen gedanklichen Ebene wieder. Für mich war die Situation nicht mehr anstrengend, da ich keine Perfektion mehr erwartete, weder von mir noch von meinem Sohn und er, er schien die Situation als kleine Probe gesehen zu haben.
Ich als Mutter habe so viele Fehler die sich mehr oder minder schwer auf die Erziehung meines Sohnes auswirken können, aber in den letzten Wochen habe ich bemerkt, je mehr ich Situationen als das annehme was sie sind, desto gelassener bleibe ich und kann meine kleinen Makel genau wie die der anderen besser akzeptieren.
Diese “neue” Gelassenheit hilft mir, meinem Sohn und allen anderen Beteiligten. Ich kann mich entschuldigen, klar abgrenzen wenn etwas vielleicht nicht ganz so perfekt war und mir selbst treu bleiben ohne mich zu verbiegen. Es ist ein befreiendes Gefühl keine uneingeschränkte Perfektion mehr zu erwarten, sondern reale Situationen zu erleben, alles andere wäre auch viel zu langweilig oder nicht?!
Eure Alina
alles andere wäre tatsächlich zu langweilig :)
liebe grüße!