Am Montagmorgen hatte ich mein erstes Gespräch mit der Personalleitung zur Abklärung meines Wiedereinstiegs im Januar.Denn es geht es schon wieder los und dafür muss alles bestens geklärt und organisiert sein. Ich dachte immer Filmeszenen in denen eine Mutter ihr Kind früh morgens versucht vor der Arbeit fertig zu machen und sich dies zu einem wahren Kraftakt hochspielt seien schlicht und ergreifend unreal. Solche Szenen werden immer ähnlich dargestellt: Mama versaut sich ihre feine Bluse, alles wird mit ach und krach so eben noch fertig gestellt und Kind und Mama verlassen total chaotisch, dass Haus, aber gerade noch so, dass sie halbwegs adäquat aussehen.
Das mit einem Kind im Leben wirklich immer alles kommt wie es nicht optimal ist, das ist mir irgendwo klar, aber dass es SO kommt, das dachte ich nun beim besten Willen nicht!
Da ich immer Wert auf eine perfekte Organisation lege, bin ich eine Stunde vor meinem Mini Mann aufgestanden und habe in Ruhe mich und alles was dazu gehört gesäubert und gepflegt. Alles fing perfekt an. Ich saß seelenruhig am Frühstückstisch und trank seit neun Monaten meinen ersten morgendlichen Mal Kaffee in RUHE und Besonnenheit.
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Inhaltsverzeichnis
Das erste Gespräch nach der Elternzeit
Pünktlich um acht Uhr hörte ich die mir bestens vertraute Stimme meines all gegenwärtigen Weckers. Langsam und gemächlich machte ich mich auf in unser beider Schlafzimmer um meinen Sohn im heutigen Tag willkommen zu heißen. Mich begrüßte ein übers ganze Gesicht strahlende Kind und eine mir bestens vertraute Duftnote. Da mein kleiner Mini sich so freute seine Mutter zu sehen, hieß es erste einmal – kuscheln! Der kleine Mann wurde liebevoll von seiner Mutter in den Tag geküsst und geschmust. Wenige Minuten später fanden wir uns am Frühstückstisch wieder und verspeisten gemeinsam unserer am Vortag selbst gebackenes Brot.
Da ich die Duftnote inzwischen leider vergessen hatte, so vertraut ist mir der Geruch mittlerweile schon, erledigte ich erst einmal andere Dinge und ließ klein Mini an seinem Brot herum spielen. Nach zehn Minuten saß ich wieder am Tisch, inzwischen mit geglätteten Haaren und einer wundervoll seidigen Bluse, die ich so gerade noch finden konnte. Mini konnte mittlerweile nicht mehr über seine volle Hose hin weg sehen und fing an zu quengeln. Urplötzlich kam der Gedanke an das was ich eigentlich die ganze Zeit tun wollte zurück und verursachte prompt ein schlechtes Gewissen.
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Die Zeit läuft uns davon
Der Inhalt der Hose hatte sich inzwischen bis in seinen Nacken gedrückt so dass ich an einer morgendlichen Duschaktion nicht mehr vorbei kam – MIST. Mit weit ausgestreckten Armen transportierte ich ihn durch die Wohnung und hievte ihn so vorsichtig wie möglich, so sicher wie nötig in unsere Badewanne zum morgendlichen KAKA – Abduschen.
Angekommen: setzen seine Sirenen ein, denn er fand die ganze Aktion überhaupt nicht mehr lustig. Er fing an sich ungehalten von mir weg zu strecken und dabei laut zu schreien!
So langsam wurde es eng, denn die Zeit rannte mir davon und so versuchte ich schnell und flott die Aktion halbwegs erfolgreich zu beenden. Nass geschwitzt kam ich zehn Minuten später, die sich allerdingst anfühlten wie eine Ewigkeit, an der Wickelkommode an und warf klein Samuel seine frisch gewaschenen Bio – Baumwoll Klamotten über. Samuel war wohl etwas gestresst von seiner Mutter und übergab sich nach Beendigung der morgendlichen Reinigung erst einmal auf seine frisch gewaschenen Klamotten. Mit einem Spucktuch wurde der Hals hübsch Dekoriert und so war auch von dem kleinen Dilemma nichts mehr zu sehen. Leider blieb nach all den Dingen keine Zeit mehr für Mama und so setze ich zum Turbogang an. Ein schnelles Make-Up ein kleiner Hauch Rouge und schon saß das perfekte Tages Outfit, den Rest musste die Natur übernehmen.
Immerhin hatte ich es geschafft, dass meiner Bluse nichts passierte und so war ich glücklich. Um fünf vor 9 hatte ich alles erledigt und war damit perfekt im Zeit Plan.
Alles schnell einpacken und endlich konnte es losgehen. Im Aufzug erwarte mich eine böse Überraschung. Ein riesen Fettfleck auf meiner seidigen ( einzig frisch gewaschenen ) apricot Bluse. Mist verdammter, sch.. Mist, das sagt man nicht!
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Keine Alternative
Ich hatte weder Zeit, noch eine Alternative im Schrank um mich nochmal umzuziehen. Halbherzig warf ich mir meinen Schaal über die Schulter und damit auf ein Wunder! Auf dem Weg zum Krankenhaus schien alles ruhig, doch eine Minute vor dem Krankenhaus fiel dem Kleinen Mann auf, das er sich schon lange nicht mehr gemeldet hatte und begann zu Brüllen. Ich musste ihn raus nehmen, wenn ich nicht die komplette Aufmerksamkeit des versammelten Raucher Kollegiums vor der Ambulanz auf mich ziehen wollte. Gesagt getan.
Ich nahm ihn und begann Augenblicklich, mit dem inzwischen 13 Kilo Kind im Arm, unter meinem noch etwas zu engen Blazer, zu schwitzen!
Im Büro des Chefs angekommen erwarteten mich ein nett aufgeheiztes Büro, aber ein sympathisch, gut gelaunter Vorgesetzter. Zu meinem Nachteil konnte ich mich nicht meiner Jacke entledigen, da der Fettfleck größer war als der Schaal alleine hätte verdecken können und so nahmen meine Schweißdrüsen ihre Arbeit weiter auf. Mir wurde zunehmend wärmer. Mini hatte in der Zwischenzeit einen Taschenrechner entdeckt, der nur danach schrie auf seine Beständigkeit überprüft zu werden. Mit lautem Gedonner nahmen mein Chef und ich das Gespräch auf.
Gott sei Dank war alles viel harmloser als erwartet. Nach zehn Minuten durfte ich die nette, gemütliche Sauna verlassen und auch der Taschenrechner hatte die Begegnung mit meinem Wirbelwind überlebt.
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Am Ende dachte ich mir nur: ” Warum hast du dir eigentlich immer so viel Mühe mit allem gegeben, wenn am Ende mit Kind alles ganz anders läuft und dennoch funktioniert.”
Dein letzter Satz gefällt mir extrem gut, liebe Alina! Ich pinne ihn mir gleich an die Wand und bin zuversichtlich, dass dein Wiedereinstieg mit diesem Motto prima gelingen wird :-). lg, Mirjam
=)=) Dieser Satz war auch beinahe wie eine Erleuchtung für mich :):)
Fühl dich lieb gegrüßt