Wir müssen es wieder lernen. Unseren Kindern zuliebe!

Da saß ich nun. Gemeinsam mit meinem kleinen Sohn in dieser viel zu kleinen Spielecke und wollte ihm beibringen wie man lernt zu spielen. Nach zwei Minuten fielen mir die ersten Wollmäuse auf. Nach vier Minuten fing ich an zu überlegen was ich heute kochen könnte. Nach sechs Minuten legte ich eine CD ein. Nach 10 Minuten hatte ich das Gefühl nutzlos rum zu sitzen. Mein Sohn beschäftigte sich währenddessen mit allerlei Dingen, die er auf und zuschraubte, rein und raus hämmerte und sie mir letztendlich zum Bestaunen vorlegte. Toll wie er das machte, wie er sich beschäftige mit all den tollen Dingen. Mir war unterdessen langweilig geworden.

Mir wurde schmerzhaft bewusst, dass ich verlernt hatte zu spielen. Das nichts tun hatte ich verlernt. Eine Zeit zu verweilen und einfach mal den Dingen beim nichts tun seinen Lauf zu lassen ist schwieriger, als ich es je annahm. Ich für meinen Teil kann einige Sekunden und auch länger auf der Couch sitzen und ruhen, aber was tue ich in der Zeit? Genau, ich denke nach. Über all die schönen Dinge die noch zu erledigen sind, die Dinge die noch zu tun wären, wenn ich mal was machen würde … und … und … und. Einfach so dazusitzen ohne auch nur einen kleinen Moment an andere Dingen zu denken, die noch zu tun wären, wenn – und einfach mal das Leben vorbei fließen zu lassen, das hatte ich verlernt.

Die Gabe unsrer Kinder

Ich ertappte mich immer wieder dabei, wie ich zwischendurch zu kleinen Dingen griff um sie nebenbei schnell zu erledigen. War es der kleine Wäscheberg der noch zu falten war, die eine Mail die noch eben zu beantworten war – egal, irgendwas tat ich.

Warum fällt es uns nur so schwer abzuschalten?

Ich muss unbedingt wieder lernen, dass spielen zu genießen. Ich muss wieder lernen mich mit den kleinsten Dingen im Leben zufrieden zu stellen und Freude daran zu entwickeln eine Eisenbahn 60 mal in der selben Variante um den Kreis fahren zu lassen und jedes Mal aufs Neue das Gefühl zu haben, dass sie es nun doch auf eine andere Weise ihre Kreise zi, als die etlichen male davor. Aber im besten Falle habe ich Spaß daran ohne Special Effekts und zwar einfach nur daran sie um den Kreis zu fahren so wie sie von der Industrie geschaffen wurde.Ich möchte, dass mein kleiner Mann nicht mit sechs verlernt wie es ist zu spielen und vergisst wie schön es ist, gedankenverloren in der Ecke zu sitzen und seine Bilderbücher rauf und runter zu blättern in der einzigen Hoffnung die Buchstaben würden sich in nur einer winzigen Art verändern, so dass das Buch eine neue Dramatologie entwickelt und man es sich doch nochmal tausend weitere male mit genau der gleichen Freude anschauen kann. Ich dachte immer, dass ich im Herzen immer ein Kind geblieben sei, vorallem weil sich meine Träume nie anfühlten -wie die eines Erwachsenen Mädchens, aber jetzt stelle ich fest -Ich bin irgendwo auf meinem Weg wohl doch erwachsen geworden.

Wenn ich den kleinen Prinzen, dass ein oder andere Mal in einer ruhigen Minute durchblättere verstehe ich die Ironie der Kinder – und einer Erwachsenenseele in seiner Theorie sehr gut. Doch wenn ich bei meinem Sohn sitze und sehe wie er Freude an den kleinsten Dingen verspürt über Stunden hinweg und ich es ihm nachtun möchte, dann verstehe ich das Dilemma dieser beiden Seelen in seiner Praxis und mir wird schmerzhaft bewusst, auch ich bin kein Kind gebliebe

Ist dieser Zustand erstrebenswert? Dieser Zustand sich Tag ein Tag aus um nichts weiter zu kümmern, als um seine Rose? Seine Seele? Ich für meinen Teil denke, wenn wir verlernt haben still zu sitzen und nichts zu tun, so haben wir das wesentliche aus den Augen verloren. Wir haben irgendwo auf unserem Weg verlernt zu ruhen. Wir sind auf der Flucht und am meisten auf der Flucht vor uns selbst.

Wie oft kommt es vor, dass du einmal nichts mehr gedacht hast?

Kein Gedanke, kein Wort, keine Silbe einfach nichts?

Am Ende meines Lebensweges möchte ich eine kleine verwirrte Omi sein, die jeden Tag aufs Neue ihren Schrank öffnet und all ihre Sachen mit Freudestrahlenden Gesichtszügen aufs neue begutachtet und sich jedes Mal aufs Neue darüber freut welche schönen Sachen ihr das Leben doch geschenkt hat.

Sich jeden Tag aufs Neue zu freuen können wir nur, wenn wir vergessen haben, dass es sie jemals gab. Ich möchte mit dieser Freude alt werden und am Tag an dem es sein soll, dass ich meine Augen für immer schließe möchte ich mit dieser Freude aufgestanden sein und nie vergessen habe, dass es diese Freude gab.

Spielst du noch?

Tags: Spielen

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Ich bin 34 Jahre jung. Mama von zwei Kindern. Einem Sohn (01/14) und einer kleinen Tochter (08/16). Gemeinsam leben wir am Stadtrand von Köln. Streifen durch die Wälder, kochen, backen und tanzen zusammen. Meinen Blog gründete ich an einem kühlen Februarmorgen im Jahr 2014, als ich nach der Geburt meines ersten Kindes wieder einmal dachte: "So wir mir, geht es sicherlich vielen anderen Eltern da draußen, wieso spricht denn keiner darüber?" In diesem Augenblick traf ich den Entschluss und offenbahrte meinem Partner: "Liebling? Ich blogge - jetzt!" und das war die Geburtsstunde meines Mamablogs. Schön, dass Du den Weg zu mir gefunden hast!
Schlaflos Diese 3 Fehler haben mich beinah meine Partnerschaft gekostet!

Comments

  1. Antworten

    Als Erwachsene können wir auch andere Dinge finden, in denen wir uns verlieren. Es muss nicht die Eisenbahn sein, die ihre Runden kreist. Ich könnte z. B. stundenlang nähen, verliere mich auch beim Zeichnen oder Basteln gern im Moment, aber Playmobil ist nicht so meins. Man muss nichts erzwingen finde ich, denn wir sind ja nun mal 30 Jahre älter geworden und haben andere Interessen entwickelt :-)

    • Timm
    • 31. Oktober 2015
    Antworten

    Entschuldige Bitte! Ich hatte von Deiner Tochter geschrieben. Ist natürlich ein Irrtum.
    Ich war so im Thema drin …
    LG Timm

    • Timm
    • 31. Oktober 2015
    Antworten

    Hallo Alina,
    ich wurde immer belächelt oder ermahnt, weil ich immer so gut mit Kindern konnte. “Werd’ doch mal erwachsen!” waren die üblichen Sprüche.
    Doch ich habe ihnen gesagt, dass es gut ist, innerlich sich ein Stück Kind zu bewahren. Sie hielten es für Blödsinn, doch ich weiß, dass es richtig ist. Mein Sohn dankt es mir schon heute.
    Selbst wenn ich viel zu tun habe, ist es für mich selbstverständlich, mein Kind wahrzunehmen und ihn in seine Welt zu begleiten. Auch wenn ich dann zwanzig Sandkuchen essen “muss”. Er macht es doch mit so viel Hingabe und ist so stolz darauf, da ist es eine Ehre, seinen “Kuchen kosten” zu dürfen.
    Es ist so schön, sein Lächeln zu sehen, das Lachen in meinen Ohren zu spüren, die Liebe die er mir entgegenbringt…
    Er ist nur einmal in diesem Alter. Dieser Moment zählt. Es gibt ihn nur ein einziges Mal.

    Wenn ich sehe, wie desinteressiert manche Eltern mit dem Kind umgehen und es “abschieben”, graust es mir richtig und am liebsten würde ich diese Personen darauf aufmerksam machen, was sie ihrem Kind anrichten! Aber Eltern und Kritik – keine Chance.

    Ich bin auch nicht perfekt. Doch mir geht es eher darum, sich mit dem Thema Kind zu beschäftigen und sich nicht hinter Medien und moralische Ansichten der Öffentlichkeit zu verstecken und die Verantwortung abzugeben.

    Darum, liebe Alina, entspanne dich, lasse Dich auf Deine Tochter ein. Hauptsache Du bist da. Wenn sie mit Dir spielen möchte, kommt sie auf Dich zu. Du musst keine Alleinunterhalterin sein und Kinder ständig zu etwas animieren. Langeweile macht kreativ. Gönne sie ihr ruhig. Es wird Dein und ihr Nachteil nicht sein. Auch wenn es schwierig und widersprüchlich erscheint.
    Sei einfach da. Sei einfach Mutter und höre auf Deinen Bauch, Dein Herz. Deine Tochter weiß, dass Du sie liebst, auch wenn Du mal nicht perfekt bist. :)

    In diesem Sinne noch schöne Sonnentage im Herbst und alles Gute.
    Liebe Grüße
    Timm

  2. Antworten

    Ich finde das auch schwierig. Aber nicht weil mich ständig die Hausarbeit anspringt, sondern weil ich teilweise das (so wie du auch) echt langweilig finde. 100 Sandkuchen “essen” z.B.

      • Alina
      • 20. September 2015

      :) Ja dann verstehst du mich ja :)
      danke für den tollen Kommentar

    • luisa
    • 24. Februar 2015
    Antworten

    Mein Kind ist zufrieden wenn es “arbeiten” kann. Ich auch. So arbeiten wir zufrieden nebeneinander her. Ich räume den Schrank ein, er aus. Rumsitzen und nix tun mögen wir nur wenn wir müde sind.

    • Katharina von M.O.M.M.- MoJo on my mind
    • 23. Februar 2015
    Antworten

    Ich liebe auch diese Momente, wenn ich realisiere, wie viel wir doch von unseren Kindern lernen können :)

    • Nina
    • 23. Februar 2015
    Antworten

    Ein ganz wundervoller Text von dir! ❤️

  3. Das hast du toll geschrieben. Mir geht es ähnlich, sobald ich nichts zu tun habe, nehme ich irgendwas in die Hände, um es zu verräumen und beginne (meist parallel dazu) nachzudenken. Ich kann nicht mal fernsehen, ohne zeitgleich auf den Laptop oder das Handy einzuhacken und werde in vermeintlichen Ruhemomenten von einem hibbeligen Schaffensdrang geradzu überwältigt. Ja, man muss das Stillsitzen und GENIEßEN können wirklich erst wieder lernen- und ich finde das gar nicht so einfach.
    LG

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