Draußen stürmt es. Es ist ein nasser, kalter, grauer Tag. Nicht wirklich schön. An die Fenster zu Hause peitscht der Regen. Das Wetter ist ein guter Grund, um sich heute mit der ganzen Familie drinnen, im warmen, aufzuhalten. Überall fliegt etwas rum. Schon zwei mal bin ich aus Versehen auf Lego-Steine getreten. So schmerzhaft, dass ich meine Sterne gesehen zu haben. Das wahre Leben einer Familie. Immer etwas chaotisch. Immer anders. Nie langweilig.
Inhaltsverzeichnis
Ein Tag zu Hause
Es ist ein ruhiger Tag, heute. Während ich koche, spielen die beiden kleinen Kinder gemeinsam im Kinderzimmer. Erst ruhig, später immer wilder. Und dann – ein Schrei, ein lautes Geräusch. Eine Vorahnung, die sich anfühlt, als hätte sich eins der beiden Kinder weh getan. Vermutlich die kleine Schwester. Mal wieder im Übermut irgendwo herunter gefallen.
Mit klopfenden Herzen laufe ich ins Kinderzimmer. Da sitzt sie. Der große Bruder hat sie bereits schützend in seine Arme genommen. Bei meinem Anblick weint sie noch mal etwas lauter. “Mama” tönt es leise aus ihr heraus.
Mein Herz bricht
Wie so oft an diesem Tag
Ich nehme sie hoch, meine kleine Tochter. Kraule ihren Kopf. Singe unser Lied. Halte sie in meinen Armen, während sie ihren Schmerz in meinen Nacken brüllt.
Nach wenigen Minuten geht das Spiel der beiden Wirbelwinde weiter. Die Kinder machen weiter. Ich mache es ihnen nach, auch wenn es mir sichtlich schwerer fällt. Jeder noch so kleine Schmerz meiner Kinder, brennt etwas in mir ein, das ich nicht vermag in Worte zu verfassen. Sorge? Es ist die Sorge, die mich begleitet. Sorge aus einer so tiefen Liebe heraus, die ich, bevor ich Mutter wurde, nicht einmal ansatzweise erahnte.
Am Nachmittag werden die Kleinen vom Opa abgeholt. Es wird Zeit für ein wenig Hausarbeit, Schreibkram und das, was eben so ansteht im Alltag einer kleinen, chaotischen Familie.
Das Abholen verläuft reibungslos. Die Kinder freuen sich auf ihre Zeit beim Opa. Mein Herz geht auf beim Strahlen meiner Kinder. Doch keine zwei Minuten durch die Tür, klingelt bereits das Telefon. Ich nehme ab. Ein wenig ängstlich, dass vielleicht doch noch etwas ist?
“Ja?”
“Hallo Mamiii.“(Mein Sohn ist an der anderen Leitung)
“Mami?”
“Ja? Mein Schatz!”
“Ich hab dich über die Welt doll lieb?”
Mein Herz beginnt zu pochen. Dieses Mal vor Freude. Wieder einmal macht sich diese grenzenlose Liebe gegenüber meinen Kindern deutlich bemerkbar. Mit einem Kloß im Hals antworte ich zaghaft:
“Oh, mein großer Schatz, das ist aber schön zu hören. Ich dich auch. Unendlich doll.”
Am Ende des Tages
Nach ein paar Stunden Hausputz, hole ich die zwei kleinen Rabauken auch schon wieder ab. Zu Hause angekommen, geht es gleich an unser Abendritual. Heilige Zeit im Kreise unserer Familie. Gemeinsam decken wir unseren Esstisch mit Leckereien.
Anschließend folgt das Zähne putzen. Die Belohnung? Eine tolle Geschichte im Bett. Zeit, um den Tag Revue passieren zu lassen. Momente in denen ich noch einmal versuche mit meinem Sohnemann ins Gespräch zu treten. Ihn frage, wie sein Tag denn war.
“Mama, Mama? Bin ich ein Winzling?”
“Wie kommst du denn darauf, mein Schatz?”
“Die Kinder im Kindergarten sagen immer Winzling und ich mag das nicht”
“Macht dich das traurig?”
“Ja, schon”
Erneut bricht an diesem eisigen Tag, mein Herz in tausend kleine Stücke. Das Herz einer Mutter, die nur das Beste für ihre Kinder möchte. Eine Frau, die am liebsten alles erdenklich verletzende von ihren Kindern fernhalten möchte. Es auf ihre Schulter packen. Sie von all dem Unheil dieser Welt bewahren. Beschützen.
Sie kann es nicht. Sie muss lernen, ihren Kindern ihre Erfahrungen zu lassen. Kann sie begleiten. Ihnen ein treuer Weggefährte sein. Ihnen, ihre Hand reichen, um sie zu stützen, zu führen und ihnen einen Weg zu weisen. Nur eins kann sie nicht. Alles von ihnen fernhalten.
Es ist einfach DA
Doch bei all den überschaubaren Möglichkeiten, was sie tun kann, um ihr Kind zu beschützen, behält sie dieses Herz. Das Herz einer Mutter ist so unergründlich und tief, wie die unergründliche Weite und Tiefe des Meeres. Genau so klar und rein.
Ein Herz das bricht, sich heilt und liebt, wie nur ein Herz auf dieser Welt dazu bereit ist! Gleich neigt sich dieser Tag dem Ende entgegen, doch selbst die Nacht und auch der nächste Tag, und auch der Tag danach und alle weiteren, die folgen werden, werden die Sorge, die Angst, um das Kind nicht zu mindern wissen, denn dieses Herz von dem hier die Rede ist, ist einfach DA.
Du schreibst mir aus der Seele. Je größer sie werden, desto größer werden ( nach meinem Gefühl) die Sorgen. Meine Große ist gerade aufs Gymnasium gekommen und hatte am Anfang Startschwierigkeiten, gerne möchte ich ihr alles abnehmen. Bei zwei Kindern macht man sich immer Sorgen um mindestens eines.
Ich werde wohl nach hart an mir arbeiten müssen, damit ich nicht alles zu nah an mich heranlasse. Von der Existenz dieser Gefühle ahnte ich nichts, als ich mir Kinder wünschte. Alles Liebe