Da sitzen wir. Voller Träume, Hoffnung und Zuversicht auf unserer Bank des Lebens. Wir stellen uns vor, was mal aus uns werden wird. Wer wir werden. Erfolgreich? Weltverbesserer oder grenzenlose Optimisten. Dann kommt das Leben und lehrt uns, dass alles ganz anders kommen wird. Dass wir selbst so viel in den eigenen Händen halten und doch immer zu wenig, um schlechtes grenzenlos abzuwenden. Ich wollte immer die Welt verändern. Menschen retten. Meine erste Rede über Mobbing hielt ich in der achten Klasse vor einer sechsten Klasse. Ich sprach über meine Erfahrungen. Wie mein empfundenes Mobbing mich persönlich traf. Es ging darum, dass ein Kind in der Klasse ausgeschlossen wurde. Ich sollte dieser Klasse nun spiegeln, wie es mir damals erging und welchen Weg ich für mich gewählt hatte.
Das besagte Mädchen wechselte nach meiner Rede die Schule. Die anderen meldeten zurück, wie sehr sie meine Worte berührten und dass sie fortan mehr Bedacht auf ihre Wortwahl legen wollte. Meine zweite Rede hielt ich als Klassensprecherin beim Abschlussball. Ich glaube, ich wählte gute Worte, um die Menschen vor mir zu berühren. Die letzte große Rede hielt ich bei meiner Abiturfeier. Die Meinung? Gespalten, denn ich dankte meinem Vater, gewissen Lehrern und appellierte an alle Menschen im Raum mehr hinter die Fassade von Menschen zu schauen. Worte berühren und Worte können Menschen nachhaltig verändern.
Mein Weg. Mein Wunsch. Die Hoffnung
Ich ging nach meinem Abitur in die Ausbildung zur Krankenschwester mit dem Ziel einmal Medizin zu studieren. Der Traum dahinter? Ärzte ohne Grenzen. Ich wollte schon immer raus aus unserer überladenen Wohlstandsgesellschaft. Wir kaufen, um glücklich zu sein. Kaufen um uns zu bereichern. Um dem Nachbarn zu gefallen oder mit der Gesellschaft mithalten zu können, während auf der anderen Seite der gleichen Gesellschaft Menschen hinten runter Fallen. Ja, ich kaufe gerne. Mache mich gerne hübsch. Genieße diesen Luxus, den wir haben. Bin mir dessen stets bewusst! Trotzdem würde ich mein Leben gerne sinnvoll einsetzen. Tu doch hier etwas für die Armen, Obdachlosen oder Flüchtlinge, sagen viele. Aber der Unterschied an andere Kulturen ist, dass wir für das Wesentliche blind geworden sind.
Es ist vergleichbar mit dem Sterben. Ich habe so viele wirklich alte Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet. Habe gesehen wie sie zwanghaft festgehalten haben am Leben. Wie sie voll Trauer zurückblickten, während Kinder, die sterben sich vor ihre kurze Zeit oftmals bedanken. Dankbar sind für sieben Jahre, während ein 90-Jähriger Mensch oftmals nicht einmal loslassen kann. Ich verstehe das. Jeder Abschied birgt seinen Schmerz. Weder das eine noch das andere ist schlecht oder gar zu verurteilen. Ich meine nur, dass Kinder, die wirklich nicht sterben, sollten noch diesen Zauber auf das Positive legen. So verhält es sich auch ein wenig mit anderen Kulturen, die so viel weniger haben als wir und doch so viel reicher im Herzen zu sein scheinen, als wir womöglich je sein werden, wenn wir nicht lernen unseren Fokus neu zu setzen.
Mein Leben kam jedoch anders. Ich wurde während meiner Ausbildung schwanger. Ging einen anderen Weg mit einem Partner an meiner Seite! Einem Menschen der von seiner Bank des Lebens ganz andere Ziele verfolgt als ich. Er der Rationale. Ich die ständige unperfekte Weltverbesserin, die daran glaubt, dass auch kleine Veränderungen helfen. Wir verstehen uns. Leben gemeinsam ein Leben. Glücklich. Und doch sitzen wir beide auf unseren unterschiedlichen Bänken. Schauen oft nicht gemeinsam in eine Richtung. Sehen das Gute anders als der andere.
Die Bank des Lebens
Wir lernen auf unserer Bank des Lebens, dass das Leben uns lehrt, Kompromisse schließen zu müssen. Die Gemeinschaft fordert es heraus. Unsere Kinder fordern Kompromisse. Die Partnerschaft fordert sie ein. Unser Leben gerät in neue Bahnen, weil wir uns entschieden haben gemeinsam zu leben, anstatt alleine. Ist dies schlechter? Nein, das würde ich nicht meinen. Es ist der Preis für die Zweisamkeit. Unser Preis nicht allein zu sein. So lernen wir das alles seinen Preis hat. Jede Hoffnung, jede Zuversicht und jeder Optimismus fordert seinen Preis. So werden wir Rationalisten oder anders ausgedrückt? Wir werden älter. Wachsen an unseren Erfahrungen. Verändern unsere grenzenlos freundliche Sicht auf das Leben.
Wir gehen arbeiten, um unser Leben zu finanzieren. Stelle Träume und Erwartungen hinter unseren Alltag an. Es wird die Zeit kommen, in der wir uns Stück für Stück dem Leben annähern werden von dem wir so oft Träumen. So hoffen wir zumindest. Wir werden beschimpft werden. Harte Worte einstecken müssen von Menschen, die wir so sehr lieben, weil wir nicht bereit sind all unsere Träume und Hoffnungen für einen Kompromiss aufzugeben. Wir werden uns verändern. Immer und immer wieder. Aus Kompromissen lernen. Und mit dem einen mehr anfreunden als mit dem anderen. Lernen aus unseren Erfahrungen, die wir machen. Bis wir an dem Punkt ankommen, an dem wir uns auf unserer Bank des Lebens wiederfinden und uns Fragen wer wir eigentlich sein wollen?
Wer will ich sein?
Da stehen wir nun und Fragen uns welchen Preis wir noch zahlen müssen für unsere Vorstellung vom Leben. Vom Familienglück und für unser Leben. Ich frage mich das. Frage mich: WER möchte ich am Ende meines Lebens sein. Wer soll da auf dieser Bank des Lebens sitzen? Auf was soll er zurückblicken? Wir haben es in der Hand unsere Bank des Lebens zu gestalten. Sie zu gestalten mit unseren Worten, Taten und sie mit Leben zu füllen. Das einzige, was wir uns immer wieder von Zeit zu Zeit vor Augen führen müssen, ist, die Frage: will ich SO sein? Oder wie will ich sein in meinem Leben?
Wer möchtest DU sein?