Mir liegt schon lange etwas auf dem Herzen. Ein unausgesprochener Fluch. Gelangweilte Blicke, wenn ich laut sage: ” Ich bin müde. Ich werde heute früh ins Bett gehen” Dinge die ich früher auch gesagt habe, aber von meinem Umfeld nicht bewertet wurden. Ich war auch sehr müde, als ich noch keine Mutter war. Es hatte nur andere Gründe.
Heute wirke ich so unglaublich seriös auf mein Umfeld – einfach, weil ich Mutter bin. Wenn ich über die strenge schlage ,oder sogar lustig bin und vielleicht wirke, als sei ich ein Mensch mit dem man Spaß haben könnte, ernte ich ungläubige Blicke. Warum? Weil ich eine Mutter bin? Habe ich mein früheres ich vor meiner Entbindung am Kreißsaal abgegeben?
Meine Leidenschaften haben sich nicht verändert seit ich Mutter bin. Schon früher habe ich sehr gerne mal ein, zwei Bier getrunken. Es schmeckt mir unglaublich gut. Heute werde ich gefragt: ” Du trinkst Bier? Kein Wein? Wie ungewöhnliche!” Früher war das für die Anderen cool. Heute löst dies ein allgemeines Nasenrümpfen aus. Manchmal führt es aber auch zu respektvollen Blicken. Die Muddi trinkt Bier – Respekt.
Auf einer Geburtstagsparty von meiner kleinen Schwester bin ich recht zügig, als sogenannte Milf betitelt worden. An diesem Abend hatte ich Lust zu feiern und tat dies auch. Ich bewegte mich, wie ich es gelernt hatte. So wie sich anscheinend keine Mutter bewegt. Ein Unding? Früher war ich keine Frau to …, weil ich tanzte. Wir waren zu jener Zeit einfach feiern.
Ich bin kein anderer Mensch, nur weil ich Mutter eines Sohnes bin. Ich drehe immer noch gerne die Musik auf. Natürlich hat sich mein Alltag verändert seit hat ich Mutter bin. Viele Dinge weiß ich anders zu schätzen. Mein ganzes Leben bewegt sich in eine andere Richtung. Nur nicht im negativen. Ich habe wieder Ziele. Ich möchte Reisen, studieren und mehr aus mir machen, als ich es vor meiner Zeit als Mutter wollte. Ich traue mir mehr zu. Ich gehe nicht mehr viel feiern, weil es mir persönlich vorkommt, als wäre ich mehr wert, als das Leben in Mitten der Kölner Ringen. Es macht mir schlicht und einfach keine Freude mehr.
Diese Art der Empfindung hat weniger etwas mit meiner Rolle, als Mutter zu tun. Es ist viel mehr die Konsequenz aus dem Gefühl – mich selbst zu lieben. Durch die Augen meines Sohnes habe ich begonnen die Zeit zu schätzen, habe begonnen anzunehmen, dass ich sehr viel Liebe zu geben habe. Auch mir gegenüber.
Heute habe ich Freude daran mit meinen Mädels in einer schönen Bar zu sitzen. Ich würde gerne mehr ins Kino gehen ,oder gemütlich beisammen sitzen. Die kurze Zeit des Lebens nutzen um sich mehr auszutauschen, statt die Nacht verstreichen zu lassen. Natürlich ist es nicht, wie früher. Diese Abende sind eher zu Ende, als sie es vor ein paar Jahren waren. Der Grund? Natürlich bin ich inzwischen abends deutlich erschöpfter, als früher. Am Tag gibt es viel mehr zu tun, als je zu vor, dass erfordert sehr viel Energie.
Also ja, meine Rolle, als Mutter hat mich verändert. Sehr sogar. Aber sie hat mich nicht langweilig gemacht. Meine Rolle hat mir die Augen geöffnet. Sie hat mir die Möglichkeiten für das Leben gezeigt. Ich gehe gerne spazieren um mir die Welt anzuschauen. Ich bin gerne am Tag unterwegs und schaue dem Trubel des Lebens zu. Die Nacht, die Dunkelheit macht mir inzwischen Angst.
Die Nacht hat eine neue Aufgabe erhalten. Es ist eine Zeit in der ich wache. In der ich meine schützenden Hände über ein Leben lege, dass mich nicht langweiliger gemacht hat, sondern das mich sensibilisiert hat. Dieses Leben hat mir gezeigt, wie wertvoll die Tage meines Lebens sind. Wie kostbar ein gelebter Tag ist. Wie schön die Natur zu jeder Jahreszeit ist. Wie groß der kleinste Schatz sein kann und wie schade es ist mit Kopfschmerzen auf der Couch zu liegen und die Zeit verstreichen zu lassen.
Ab und an sind diese Tage wahre Seelentröster. Früher waren diese Tage mein Wochenende. Das war gut so. Heute ist es anders, dennoch nicht weniger schön.
Ich habe keine Ruhe mehr um auf der Couch zu liegen. Ich möchte gerne ausgeschlafen sein, weil ich das Leben entdecken möchte. Ich bin eine Frau! die etwas erreichen möchte. Eine Frau die studieren möchte, Reisen und das Leben unter der Haut erleben möchte. Ich möchte weiter kommen, nicht stehenbleiben.
Nebenbei bin ich mit meinem Herzen stetig Mama. Ich bin aus tiefstem Herzen Mama. Ich liebe diese Rolle. Ich liebe es meinen Sohn an der Hand zu nehmen und mir von ihm das Leben zeigen zu lassen. Ist das wirklich langweilig?
Ich finde, das Mütter nicht langweilig sind. Das Leben ,als Mutter ist nicht langweilig. Es ist in meinen Augen der größte Reichtum. Ich habe an manchen Tagen das Gefühl das wir, dank unserer Kinder, die uns so sehr lieben die Möglichkeit bekommen haben über uns hinauswachsen. Wir beginnen uns Dinge zu trauen, die wir uns vorher nicht getraut hätten. Auf einmal lieben nicht nur wir bedingungslos, sondern werden auch so kompromisslos zurück geliebt. Das verändert Menschen.
Mütter sind großartige Frauen, die mich mit ihrer Arbeit und ihren Gedanken mitten in meine Seele treffen. Doch eins sind sie mit Sicherheit nicht – langweilig. Was meint ihr?
In Liebe, Eure Alina!
Hallo Alina,
Das ist ja ein sehr schöner Beitrag. Ich gebe Dir in allem vollkommen Recht. Das mit der langweiligen “Mama” spielt ja vor allem eine Rolle, wenn die anderen Menschen um dich herum noch keine Kinder haben.
Ich würde mich freuen, wenn du auch mal auf meinem Blog vorbeischauen würdest.
Liebe Grüße aus München
Was möchtest du studieren?
Ich habe den Text bis zum Ende gelesen. Er war wirklich fesselnd! Und wie Recht du doch hast.. Ich war seit der Geburt meiner Tochter nicht mehr feiern. Ich habe es vorher schon nicht soooo dolle getan und es fehlt mir auch nicht.
Was ich gerne mache ist einen Samstag mit meiner Mutter zu verbringen oder abends mit Freundinnen auf nen Kaffee treffen.
Nicht zu lange, denn nachts braucht sie noch eine Flasche. Und etwas Schlaf brauche ich ja auch :D
Aber trotzdem bin ich noch ich..
Mit meinem bekloppten Sinn für Humor..
Ich habe nur zusätzliche Verantwortung bekommen :)
Ich möchte in den Bereich online Redakteur, Germanistik oder Journalismus gehen.
Das was ich mir bis hier hin selbst beigebracht habe durch Fachwissen untermauern und naja, besser werden bzw. professioneller in dem was ich tue.
:)
Deine Alina