Früher bin ich das kleine, schüchterne Mädchen gewesen, welches sich nie zu weit aus dem Nest heraustraute. Die, die immer Heimweh nach Mama und Papa hatte. Selbst mit 20 noch extrem und mit vielen bitterlichen Kullertränen verbunden. Wirklich, das ist ganz schlimm gewesen. Ich tat immer cool, aber in mir lauerten viele Ängste und Selbstzweifel. Mit meiner Ausbildung. Dem ersten Einkommen. Einem geregelten Tagesablauf und der Prüfung außerhalb vom heimischen Elternest bestehen zu müssen, lernte ich für mich einzustehen. Allerdingds hin und wieder mit großen Einbußen.
Wer Du bist?
Ich konnte selten “nein” sagen. Immer wieder geriet ich in Situationen, die ich SO nicht wollte. Nicht einmal vertreten konnte ich sie. Mir fehlte die Gabe für meine Interessen einzustehen. Im Team eine tolle Fähigkeit. Man ist immer sehr beliebt. Für einen als Mensch eher schlecht, denn immer bleibt dieses Gefühl zurück “zu kurz zu kommen“.
Mama sein – Frau bleiben
Mit meinem ersten Kind verlor ich diese Unsicherheit. Ich lernte für unsere Interessen einzustehen. Einspringen am Wochenende? Sorry, das geht nicht. Frühdienst und Spätdienst hintereinander? Nein, das klappt nicht. An der Kasse drängelt sich jemand vor mein Kind, welches seit einer gefühlten Ewigkeit auf seine Brezel wartet: “Entschuldigen Sie bitte wir stehen hier schon etwas länger!” Mein Auftritt in der Gesellschaft? Freundlich, aber bestimmt. Ich kenne meine Interessen, die im Grunde immer zum Wohle meines Kindes ausfallen.
Ich stehe für die zwei ein. Wie eine Löwen-Mama für ihre Jungen. Eine tolle Gabe, doch nun, wo ich wieder Zeit für mich habe. Ich in Situationen gerate in denen das Ich-Alina in den Vordergrund gerät und es um Sympathie und Freundschaften geht werde ich unsicherer, denn je. Wer bin ich eigentlich noch, wenn ich keine Mutter bin?
Oder einfach gern zusammen sind?
In mir klingen die Stimmen meiner früheren Freunde. Wie wir uns gemeinsam über all die Muttis lustig gemacht haben, wenn sie nur noch die Farbe vom Stinke-Puuuhh ihres Kindes, schlechten Rotznase Nächte oder ähnlich langweilige Themen, als Gesprächsthema hatten. Heute stehe ich da und finde mich selbst so vollkommen uninteressant. Die Rotznase meiner Kinder ist tatsächlich zum Lebensmittelpunkt meines Lebens geworden. All diese nichtigen Kleinigkeiten entscheiden über alles, was meinen Alltag ausmacht. Die Verdauung meiner Kinder, ob gute Stimmung herrscht oder schlechte. Das simpelste vom simpelsten entscheidet über Top oder Flop.
Plötzlich fühle ich mich unsicher zwischen all den interessanten Menschen, die Feiern gehen, im Team bestehen. Ich schaue hoch zu ihnen. Runter zu mir, die einfach nicht mehr weiß, ob sie liebenswert ist oder nur noch eine Mutter, die ihr ganzes Herz für ihre Kinder opfert, weil diese Liebe zu ihnen, das Schönste ist, was ihre Welt ihr je geschenkt hat.
Ich frage mich … Wer bin ich noch? Wenn ich gerade Mal keine Mutter bin?
Hallo Alina ich habe mit großen Interesse deinen Beitrag gelesen. Ich hatte das Gefühl, dass ich dich in den Arm nehmen möchte und trösten. Ich glaube, dass sich viele Mütter diese Frage stellen, wer man denn selbst ist, außer Mama. Ich denke diese Gedanken kommen, wenn man gerade in einer Entwicklungsphase der Persönlichkeit steckt. In so einer Situation verreise ich gerne, wie viele andere, die meinen, ihr Selbst in der Ferne finden zu können. Aber es geht auch anders, z.B dass man sich in verschiedenste Literatur einliest. Die Menschen beschäftigen sich schon seit vielen Jahren mit der Suche nach sich selbst. Vielleicht findest du bei römischen, griechischen und whatsoever Philosophen genau das, wonach du suchst.